Phison Surveillance: SSDs könnten bald den Überwachungssektor erobern

Michael Günsch
41 Kommentare
Phison Surveillance: SSDs könnten bald den Überwachungssektor erobern
Bild: Phison

Bislang ist er noch fest in der Hand mechanischer Festplatten (HDD): der Markt mit Massenspeichern für Videoüberwachungssysteme. Doch auch dieses „Surveillance“-Segment könnte bald von den rein elektronischen SSDs erobert werden. Phison hat dafür entsprechende Designs entworfen.

Festplattenhersteller haben schon lange eigens für Überwachungssysteme bestimmte HDDs im Programm. Bei Seagate ist es zum Beispiel die SkyHawk-Serie, während Western Digital die WD Purple dafür anbietet.

SSDs sind zwar bekanntlich in vielen Punkten bis auf den Preis pro Gigabyte der HDD überlegen, haben sich dort aber noch nicht so recht durchgesetzt.

Phison will das ändern und hat spezielle SSD-Lösungen für die Videoüberwachung vorgestellt. Wer Phison nicht kennt: Das taiwanische Unternehmen entwickelt nicht nur SSD-Controller, sondern auch „schlüsselfertige“ SSD-Designs, die von Anbietern samt maßgeschneideter Firmware für ihre eigenen SSD-Marken übernommen werden können, gegen Zahlung versteht sich. Aus diesem Grund nutzen zum Beispiel alle bisher erhältlichen PCIe-5.0-SSDs für Verbraucher praktisch die gleichen Komponenten.

Bei steigender SSD-Nachfrage für Surveillance ist Phison zur Stelle

Bei der Videoüberwachung erwartet Phison eine steigende Nachfrage nach SSDs, da diese mit höherer Leistung die wachsenden Datenmengen durch höhere Auflösungen besser bewältigen können als die vergleichsweise langsamen HDDs. Damit das auch im Dauereinsatz gut klappt, sollen die Surveillance-SSDs von Phison eine kontinuierliche Schreibrate von 500 MB/s bieten und nicht nach kurzer Zeit einbrechen, wie es bei SSDs häufiger der Fall ist.

Phisons Surveillance-SSDs sollen kontinuierlich mit 500 MB/s schreiben
Phisons Surveillance-SSDs sollen kontinuierlich mit 500 MB/s schreiben (Bild: Phison)

Die beiden vorgestellten Lösungen S17T und S12DI nutzen im 2,5"-Formfaktor die SATA-Schnittstelle. Die S17T gibt es mit 960 GB, 1.920 GB und 3.840 GB nutzbarem Speicherplatz. Es ist zwar mehr NAND-Flash vorhanden, doch wird dieser als Speicherreserve vorgehalten (Overprovisioning), was auch der Haltbarkeit zugute kommt. Am Limit der Schnittstelle soll mit bis zu 550 MB/s gelesen und mit 510 MB/s geschrieben werden. Die maximalen IOPS beim wahlfreien Zugriff liegen bei 97K lesend und 86K schreibend. Die 3 jährige Garantie erlischt vorzeitig, wenn eine festgelegte Schreibmenge zuvor erreicht wird, die Total Bytes Written (TBW). Diese liegen je nach Modell bei 400 TB, 800 TB oder 1.600 TB. Die Leistungsaufnahme wird mit nur 250 mW im Leerlauf und maximal 1,4 Watt im aktiven Betrieb angegeben. Das Argument des sparsameren Betriebs gegenüber einer HDD liegt also ebenfalls vor.

Die S12DI ist in vielen Punkten stärker

Die S12DI benötigt zwar im Verhältnis deutlich mehr Strom, mit 1,3 Watt bis 1,6 Watt im Leerlauf und bis zu 3,9 Watt bei Zugriffen, dafür bietet sie aber etwas mehr Leistung, eine viel größere Haltbarkeit (TBW) und die zusätzliche Option auf knapp 8 TB Speicherplatz. Bis zu 550 MB/s lesend und 520 MB/s schreibend sowie 98K/90K IOPS stehen als Maximalwerte im Datenblatt (PDF). Die TBW liegen aber bereits beim 1-TB-Modell mit 1.500 TB fast viermal so hoch wie bei der S17T und steigen auf bis zu 16.000 TB bei der größten Variante mit 7,68 TB nutzbarem Speicher. Ausgelegt auf einen großen Temperaturbereich von -40 °C bis +85 °C im Betrieb eigne sich die S12DI zudem auch für den Einsatz im Automobil oder generell draußen.

Ferner wirbt Phison bei der S12DI mit Tantal-Elektrolytkondensatoren, die bei Stromausfall noch eine gewisse Zeit Energie liefern können. In puncto Datensicherheit wird eine Datenverschlüsselung nach AES-256-Standard unterstützt.

Stromausfallschutz mit Tantal-Kondensatoren
Stromausfallschutz mit Tantal-Kondensatoren (Bild: Phison)

Jetzt sind die Partner dran

Phison will die Lösungen nun Herstellern anbieten, damit diese auf deren Basis eigene Surveillance-SSDs in ihr Portfolio aufnehmen können. Es bleibt abzuwarten ob es dann etwa eine „SkyHawk-SSD“ von Seagate geben wird. Zumindest hat Seagate bereits des Öfteren mit Phison eng kooperiert. Western Digital dürfte wiederum für ein solches Produkt auf eigene Lösungen zurückgreifen.