CPU für Fl Studio

BigBuds808

Cadet 3rd Year
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Hey,
ich habe vor mir einen PC zu bauen für folgende Anwendungsgebiete: FL Studio und Gaming. Also ich brauche keine externe Grafikkarte, eine APU würde mir fürs erste reichen. Ich kann ja später nachrüsten. Als CPU sehe ich die Ryzen 3 2200G und die Ryzen 5 2400G in der engeren Auswahl. Bin mir aber nicht sicher ob sich der Preisaufschlag für die Ryzen 5 lohnt. Also glaubt Ihr ich wäre fürs Musik Produzieren mit der Ryzen 5 2400g deutlich besser aufgestellt?
 
profitiert das was du machst nicht von mehr als 4 threads? nimm den 2200G.
profitiert das was du machst von mehr als 4 threads? nimm den 2400G.

ansonsten ist der 2400G minimal höher getaktet und hat eine stärkere iGPU.
 
Genau das weiß ich ja nicht. Habe nirgends gefunden ob FL Studio mit 8 Threads besser läuft bzw. sie ausnutzt.
 
Ob FL Studio von mehr Threds profitiert hängt davon ab wie man es nutzt. Prinzipiell tut es das, allerdings werden nur die Berechnungen für im Projekt parallel verschaltete Audiosignalpfade auf verschiedene Threads verteilt.
 
druckluft schrieb:
Ob FL Studio von mehr Threds profitiert hängt davon ab wie man es nutzt. Prinzipiell tut es das, allerdings werden nur die Berechnungen für im Projekt parallel verschaltete Audiosignalpfade auf verschiedene Threads verteilt.
Nice! Danke für die Info. D.h. das VSTs nicht auf verschiedene Threads verteilt werden?
 
Wie gesagt es kommt drauf an wie du sie verschaltest:
Stell dir zwei Audiospuren vor, auf beiden wird jeweils ein EQ Plugin eingesetzt. Diese beiden Plugins können parallel in verschiedenen Threads berechnet werden.
Schaltest du hinter einen dieser EQs zB einen Kompressor, benötigt dieser die Daten die bereits vom vorhergehenden EQ Plugin berechnet wurden. Es besteht eine Abhängigkeit, deswegen wird diese Berechnung immer zusammen mit dem EQ Plugin in einem Thread erfolgen müssen. Das ist in jeder DAW so und geht rein logisch nicht anders.
Das war jetzt ein sehr sehr einfaches Beispiel. Komplizierter wird es wenn Busse, FX-Kanäle und Sidechains ins Spiel kommen. Ausserdem erlaubt die Berechnung mancher Plugins intern parallele Wege.
Um es kurz zu sagen, je komplexer deine Audioroutings umso wahrscheinlicher wird die Singlethreadleistung deiner CPU der limitierende Faktor sein. Da man die Leistungsanforderungen der verwendeten Plugins schwer einschätzen kann, ist es am besten man schaut sich die Auslastung des gesamten Projekts an. Man bringt das Projekt mit kleinen ASIO Puffern an die Grenze, dass es gerade noch störungsfrei abgespielt wird und schaut sich die Auslastung im Taskmanager an. Liegt die Auslastung hier deutlich unter 80%, wegen mir auch unter 70% ist mit ziemlicher Sicherheit die Singlecoreleistung der CPU nicht ausreichend. Unter der Vorraussetzung, dass das System keine DPC Latenzprobleme hat.
 
Das war sehr aufschlußreich, Danke! Ein Projekt kommt ja schnell auf 20-30 Spuren, wenn man viel mit Plugins arbeitet, insbesondere bei Instrumenten. Kontakt + Serum + Nexus z. B. führen bei mir immer zu extremer CPU Auslastung. Werden die Spuren dann auf verschiedene threads verteilt? Oder wird eine Liste an Aufgaben nach und nach an die threads verteilt? Kann mir das noch nicht so genau vorstellen.
 
Genau, die Spuren führen Audiosignale die unabhängig voneinander sind und können deswegen parallel in verschiedenen Threads berechnet werden.
Betrachtet man eine Spur für sich alleine, werden die darin verschalteten Plugins der Reihe nach abgearbeitet. Das nachfolgende Plugin kann ja nicht vorhersehen, wie sich das Signal vom vorhergehenden Plugin anhört.
Einfaches Beispiel: Du hast 3 Spuren, deine CPU unterstützt 2 parallele Threads. Auf Spur 1 und Spur 2 befindet sich jeweils das gleiche Plugin mit dem gleichen Setting. Auf Spur 3 wird exakt das gleiche Plugin dreimal hintereinander eingesetzt. Jede moderne DAW kann die Berechnung so aufteilen, dass Thread 1 die Ergebnisse von Spur 1 und Spur 2 berechnet, während Thread 2 sich um Spur 3 kümmert (was letztlich immer noch länger dauert als Spur 1 und Spur 2 zusammen).

Summierst du jetzt diese 3 Spuren auf einen Bus und hast dort weitere Plugins im Einsatz ist die Berechnung des Busses von den Ergebnissen der summierten Spuren abhängig. Es muss gewartet werden, bis die Spur mit der längsten/aufwendigsten Effektkette vollständig berechnet ist. In diesem Fall wird auf Spur 3 gewartet und Thread 2 kann erst dann mit der Berechnung des Busses fortfahren.
Natürlich ist währenddessen ein CPU Kern ungenutzt. Fügst du eine 4. Spur hinzu, kann diese freie Rechenkapazität für deren Berechnung genutzt werden.
Machen wir es noch etwas komplizierter: Nehmen wir an Spur 4 geht direkt auf die Stereosumme und nicht auf den Bus. Du setzt auf Spur 4 als zweites Plugin einen Sidechain Kompressor ein und routest die Bus-Spur auf diesen Sidechain. Bis zum Kompressor Plugin kann Spur 4 noch unabhängig berechnet werden. Das Kompressor-Plugin ist jedoch abhängig vom Bus und muss auf dessen Ergebnis warten und wird danach in Thread 2 berechnet.

Im Grunde ist es gar nicht mehr so schwer, wenn man mal die Logik dahinter verstanden hat.
Wichtig ist noch zu wissen, dass diese ganzen Berechnungen in vom ASIO-Puffer definierten Zeitabschnitten berechnet werden müssen, damit die Wiedergabe störungsfrei erfolgt. Sobald an irgendeiner Stelle die Rechenleistung nicht mehr ausreicht, kommt es zu Unterbrechungen und/oder Knacksern.
Bei einem kleineren ASIO-Puffer wird der Zeitabschnitt kürzer der zur Berechnung bleibt. In gleichem Masse sinken natürlich auch die zu berechnenden Audiodaten. Allerdings ist mit jeder Übergabe der Daten von einem Plugin der Daten an die DAW und umgekehrt ein gewisser Overhead verbunden, was die Belastung bei kleinen Puffergrößen stark ansteigen läßt da dieser Overhead dann prozentual immer mehr Ressourcen frisst.

Mal aus eigener Erfahrung: In meinen Projekten kommen oft mehr als 200 Spuren zusammen. Davon sind aber viele komplett ohne Plugins, da sie nur einfache FX-Sounds oder Fills abspielen die dann gemeinsam auf einem Bus bearbeitet werden. Ausserdem berechnet jede moderne DAW die Spuren nur, wenn diese an der aktuellen Songposition auch etwas abspielen.
Einige Spuren, tw mit aufwendigen Synths (zB. der Vengeance Avenger ist hier extrem fordernd) und ausgiebiger nachfolgender Pluginbearbeitung, tw mit komplexem Bus-Routing sorgen bei mir dafür, dass trotz der 200 Spuren viele Projekte im Singlethreadlimit hängen. Aktuell meistgenutzter Rechner ist bei mir derzeit ein Hackintosh i7 7700K OC auf 5GHz mit Cubase 9.5. Mehr Singlethread geht aktuell fast nicht.

Ich hoffe, noch etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben...
 
JUP! Wieder mal super Erklärt. Hab mir mittlerweile einen 2400G zugelegt und was soll ich sagen, über 20 % CPU Auslastung zu kommen ist echt schwer geworden bei FL Studio 20. Ich musste deine Beiträge übrigens meist zwei mal lesen, weil sie sehr viel Wissen vermitteln. Genau nach meinem Geschmack und endlich versteh ich auch die ASIO Puffer, es ist zwar sehr logisch, aber wenn die mal nicht mitspielen, dann meist gleich so, das alle Puffergrößen versagen. Ich schließe daraus das kleine Puffer bei mehr Kernen durchaus sinnvoll sind?
 
Kann ich nur bestätigen, hatte auch letztens bei FL den Test i5 2500k (4 Threads auf 4,5Ghz ca 160 Single Core Punkte im Cinebench) gegen e5649 (12 Threads auf 4,0 Ghz ca 122 Single Core). Ich habe bei unterschiedlichen FL Projekten geguckt, welche CPU weniger ausgelastet ist und habe festgestellt der e5649 hat zwar immer gewonnen, aber nur mit ca 10-15 Prozent, obwohl der e5649 8! Threads mehr hat als der i5 2500k. Es kommt aber immer auf die Plugins etc an. Druckluft hat das ja schon gut erklärt.

Ich hatte vor ca 2 Wochen auch mal getestet, inwiefern Hyper Threading in FL hilft und kann es nur empfehlen! Das ist ja das was dich interessiert hat mit dem Hyper Threading. Ich hatte einen i7 2600k auf 4,5 GHz und hab geguckt wie groß der Unterschied ist, wenn ich Hyper Threading deaktiviere oder nicht. Auch "nur" ein Unterschied ziwschen 10-15 Prozent CPU Auslastung, aber besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben.

LG Dima
 
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