Genau, die Spuren führen Audiosignale die unabhängig voneinander sind und können deswegen parallel in verschiedenen Threads berechnet werden.
Betrachtet man eine Spur für sich alleine, werden die darin verschalteten Plugins der Reihe nach abgearbeitet. Das nachfolgende Plugin kann ja nicht vorhersehen, wie sich das Signal vom vorhergehenden Plugin anhört.
Einfaches Beispiel: Du hast 3 Spuren, deine CPU unterstützt 2 parallele Threads. Auf Spur 1 und Spur 2 befindet sich jeweils das gleiche Plugin mit dem gleichen Setting. Auf Spur 3 wird exakt das gleiche Plugin dreimal hintereinander eingesetzt. Jede moderne DAW kann die Berechnung so aufteilen, dass Thread 1 die Ergebnisse von Spur 1 und Spur 2 berechnet, während Thread 2 sich um Spur 3 kümmert (was letztlich immer noch länger dauert als Spur 1 und Spur 2 zusammen).
Summierst du jetzt diese 3 Spuren auf einen Bus und hast dort weitere Plugins im Einsatz ist die Berechnung des Busses von den Ergebnissen der summierten Spuren abhängig. Es muss gewartet werden, bis die Spur mit der längsten/aufwendigsten Effektkette vollständig berechnet ist. In diesem Fall wird auf Spur 3 gewartet und Thread 2 kann erst dann mit der Berechnung des Busses fortfahren.
Natürlich ist währenddessen ein CPU Kern ungenutzt. Fügst du eine 4. Spur hinzu, kann diese freie Rechenkapazität für deren Berechnung genutzt werden.
Machen wir es noch etwas komplizierter: Nehmen wir an Spur 4 geht direkt auf die Stereosumme und nicht auf den Bus. Du setzt auf Spur 4 als zweites Plugin einen Sidechain Kompressor ein und routest die Bus-Spur auf diesen Sidechain. Bis zum Kompressor Plugin kann Spur 4 noch unabhängig berechnet werden. Das Kompressor-Plugin ist jedoch abhängig vom Bus und muss auf dessen Ergebnis warten und wird danach in Thread 2 berechnet.
Im Grunde ist es gar nicht mehr so schwer, wenn man mal die Logik dahinter verstanden hat.
Wichtig ist noch zu wissen, dass diese ganzen Berechnungen in vom ASIO-Puffer definierten Zeitabschnitten berechnet werden müssen, damit die Wiedergabe störungsfrei erfolgt. Sobald an irgendeiner Stelle die Rechenleistung nicht mehr ausreicht, kommt es zu Unterbrechungen und/oder Knacksern.
Bei einem kleineren ASIO-Puffer wird der Zeitabschnitt kürzer der zur Berechnung bleibt. In gleichem Masse sinken natürlich auch die zu berechnenden Audiodaten. Allerdings ist mit jeder Übergabe der Daten von einem Plugin der Daten an die DAW und umgekehrt ein gewisser Overhead verbunden, was die Belastung bei kleinen Puffergrößen stark ansteigen läßt da dieser Overhead dann prozentual immer mehr Ressourcen frisst.
Mal aus eigener Erfahrung: In meinen Projekten kommen oft mehr als 200 Spuren zusammen. Davon sind aber viele komplett ohne Plugins, da sie nur einfache FX-Sounds oder Fills abspielen die dann gemeinsam auf einem Bus bearbeitet werden. Ausserdem berechnet jede moderne DAW die Spuren nur, wenn diese an der aktuellen Songposition auch etwas abspielen.
Einige Spuren, tw mit aufwendigen Synths (zB. der Vengeance Avenger ist hier extrem fordernd) und ausgiebiger nachfolgender Pluginbearbeitung, tw mit komplexem Bus-Routing sorgen bei mir dafür, dass trotz der 200 Spuren viele Projekte im Singlethreadlimit hängen. Aktuell meistgenutzter Rechner ist bei mir derzeit ein Hackintosh i7 7700K OC auf 5GHz mit Cubase 9.5. Mehr Singlethread geht aktuell fast nicht.
Ich hoffe, noch etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben...