F&E: AG auf Neu-Entwicklungen ansprechen?

ascer

Captain
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Moin Community,


ich habe im Februar (siehe hier) eine Vakanz in der (in-house) Forschung & Entwicklung einer großen AG angenommen. Meine Promotion legte ich dafür erst mal auf Eis (wollte aber nicht Hals über Kopf verschwinden, sondern erst nach meinem aktuellen Forschungsprojekt, deshalb fange ich bei der AG erst am 01.05. an. Bis dahin bin ich noch an der Uni).

Wie bei großen AGs üblich, ist die Forschungsabteilung überschaubar - man rekrutiert eher Spezialisten und kooperiert dann mit Unis, Fraunhofer, Max-Planck usw. So sind die auch auf mich initial zugekommen.

Ich war zum "Bewerbungsgespräch" etwa knapp 4h insgesamt vor Ort. Habe mit dem Leiter der Forschung, Chef meiner zukünftigen Abteilung und ein paar zukünftigen Kollegen gesprochen.

Über die Dauer der aktuellen Forschungsprojekte (vielleicht 2-4 Jahre) werde ich bei denen, glaube ich, nicht bleiben. Die derzeitigen Projekte sind interessant, da es aber in-house Forschung only ist, glaube ich nicht, dass mich das langfristig fesselt.
Ich habe die Stelle primär angenommen, um meinem Lebenslauf zusätzlich zu der bisherigen Uni-Laufbahn auch mal Forschung & Entwicklung in der Wirtschaft (renommierte, große AG) in Vollzeit hinzufügen zu können. Projekterfahrung und so.
Und weil deren derzeitige Projekte mehrere Überschneidungen mit meinen aktuellen Forschungsinteressen an der Uni haben.


Nun zum entscheidenden Punkt:
Kürzlich erreichte ich einen Durchbruch in meiner aktuellen Forschung, über den ich gerade eine Abhandlung schreibe und zur Veröffentlichung einreiche. Problemstellung und methodische Lösung dieser aktuellen Uni-Arbeit ähneln dabei sehr einem Teil eines aktuellen Projekts in der AG.
Das fragliche Projekt würde bei der AG mit in meinen Aufgabenbereich fallen und meine Expertise auf dem Gebiet ist unter anderem ein Grund, warum ich die Vakanz bekam.


Wie würdet ihr euch jetzt verhalten?

Würdet ihr - um Initiative zu zeigen - noch vor Antritt der Stelle Anfang Mai den Chef und/oder die Kollegen kontaktieren, auf die neue Methodik hinweisen, sodass die Kollegen eventuell schon Fortschritte im aktuellen Projekt machen können, noch bevor ich mich selbst darum kümmern?

Oder ist das "Sägen am eigenen Ast" und man hofft einfach, dass niemand in der AG etwas von meiner Arbeit, Publikation, Kollegen an der Uni, ... mitbekommt?
Dann könnte man direkt an Tag 1 in der AG anfangen besagte Methodik auf das Problem in der AG selbst anzuwenden. Und sicherlich binnen weniger Tage bis Wochen Ergebnisse für das Projekt erzielen, die sonst gut Monate hätten dauern können.

In der Uni sind Verträge fix, selbst wenn ich da aus heiterem Himmel ein ganzes Forschungsprojekt "lösen" würde (sehr unwahrscheinlich, geht hier auch nur um einen Teil des Projekts), würde ich einfach an die nächste Aufgabe gesetzt. D.h. bei einer Uni würde ich sofort Wissenschaftskollegen, Professor, ... informieren.

Wie wäre das in der Wirtschaft?

Meine Erfahrung dort beschränkt sich bis jetzt nur auf Werkstudentenstellen und 1 Jahr Teilzeit. Da ist es zu so einem Konflikt/Fragestellung nicht gekommen.
 
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Kommt darauf an wie gut du über das Projekt bescheid weißt und welche Kommunikationswege es gibt. Grundsätzlich würd ichs nicht machen - auf den Monat mehr oder weniger kommts nicht an und bist du zum arbeiten kommst wird wohl sowieso noch etwas mehr Zeit vergehen. Große AGs brauchen manchmal überraschend lange bis man alles bekommt (Laptop, Zugangsberechtigungen, Tools, etc.).

Interessiert auch niemanden, solange das Problem gelöst wird. Vermutlich ist es einfacher zu warten bis du dort fix bist und deine Kollegen unkompliziert mit dir arbeiten können. Mit Verschweigen hat das ja auch überhaupt nix zu tun.
Ich würds vorschlagen sobald du dort angefangen hast - dann kannst auch auf eine Publikation verweisen (ich nehm an es gibt eine Vorabversion auf arxive etc.) und dann wird entschieden was deine Aufaben sind bzw. ob es sinnvoll ist.

Die benötigten Lösungen in der Wirtschaft unterscheiden sich im Detail dann doch recht häufig von Forschungsarbeiten, weil man da sehr oft an Vorraussetzungen gebunden ist, welche in der Wissenschaft komplett egal sind z.B. muss auf Hardware x/y laufen oder darf nicht viel Energie verbrauchen. Falls deine Lösung brauchbar ist, ist das natürlich toll - ich glaub aber nicht das es 100% passt und du somit sowieso Anpassungsarbeit vornehmen musst. Hier bist du dann natürlich der Mitarbeiter der das auch machen sollte, weil am meisten Erfahrung. Das sich deine Kollegen jetzt in 1 Monat in deine Arbeit einlesen und das dann lösen ist vermutlich weniger effizient, als gleich auf dich zu warten.


Man kann natürlich schon seinem Chef mitteilen, dass man etwas gelöst hat und man diese Lösung auch in der Arbeit wahrscheinlich verwenden kann. Da freut er sich wahrscheinlich drüber, aber wie gesagt, glaube ich nicht das es sofort angewendet werden soll. Sollte dann aber schon eine brauchbare Paper Version sein, damit sichs der Chef ordentlich ansehen kann.
 
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hallo7 schrieb:
Große AGs brauchen manchmal überraschend lange bis man alles bekommt (Laptop, Zugangsberechtigungen, Tools, etc.).
True.

hallo7 schrieb:
Ich würds vorschlagen sobald du dort angefangen hast - dann kannst auch auf eine Publikation verweisen (ich nehm an es gibt eine Vorabversion auf arxive etc.)
Ja, mit fertiger Publikation ist das sicherlich schick. arXiv und/oder pre-print Server der Uni-Bib machen wir i.d.R.

hallo7 schrieb:
Die benötigten Lösungen in der Wirtschaft unterscheiden sich im Detail dann doch recht häufig von Forschungsarbeiten, weil man da sehr oft an Vorraussetzungen gebunden ist, welche in der Wissenschaft komplett egal sind z.B. muss auf Hardware x/y laufen oder darf nicht viel Energie verbrauchen.
Das wird bei mir tatsächlich nur geringe Unterschiede haben. Wir (Uni) machen auch proof of concept mit Robotern, d.h. PyTorch, TensorFlow, ... in lauffähige ROS & Co. Module kippen und live testen.

In der AG geht es um Industrie-Robotik, die werden eher mehr Power haben als das, was wir z.B. für SmartHome an der Uni machen. ROS und relativ viel Ähnliches setzt die AG auch in ihrem Technologie-Stack ein.
Vor allem wird der Unterschied auch relativ gering sein, weil ich nur für Forschung und Entwicklung von neuen Prototypen da bin. Finale Endprodukte für die AG machen dann andere Ingenieure aus den Prototypen.

hallo7 schrieb:
Sollte dann aber schon eine brauchbare Paper Version sein, damit sichs der Chef ordentlich ansehen kann.
Ja, das hört sich in der Tat nach einer guten Idee an.
 
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