Also da hab ich schon ziemlich skeptische Stimmen gehört, was diese Meldung angeht, Tevatron soll wohl noch etwas Publicity bekommen, um evtl. doch nicht vom Netz genommen zu werden.
Zum Thema Ursprung der Zeit hab ich momentan folgende Erklärung anzubieten: Man betrachte Raum und Zeit als eine vierdimensionale Raumzeit. Dann sind Raum- und Zeitkoordinaten bis auf ein Vorzeichen in der Raumzeitmetrik gleichberechtigt.
Genauer gesagt verhält es sich mit der Metrik folgenderweise: In einem "normalen" euklidischen dreidimensionalen Raum, berechnet sich der Abstand zweier Punkte mit den Koordinaten (x1,y1,z1) und (x2,y2,z2) nach dem Satz von Pythagoras als.
l²=(x2-x1)²+(y2-y1)²+(z2-z1)²
Das ist im Prinzip Schulmathematik und sollte niemanden verwundern. In der Differentialgeometrie werden die Differenzen zwischen den Koordinaten sehr klein gewählt und als Differenziale geschrieben:
x2-x1->dx
y2-y1->dy
z2-z1->dz
Etsprechend wird auch der Abstand der Punkte sehr klein:
l->dl
Dann wird also aus der Pythagoras-Formel:
dl²=dx²+dy²+dz²
Das ist die Metrik des dreidimensionalen metrischen euklidischen Raumes und bis auf die Differentiale sieht sie noch genauso aus wie der Satz des Pythagoras.
Die Metrik der Raumzeit sieht hingegen so aus:
ds²=(c*dt)²-dx²-dy²-dz²
ds ist dabei der Abstand zwischen zwei sehr nahen Punkten (Ereignissen) in der vierdimensionalen Raumzeit, dt das Zeitintervall zwischen den Ereignissen, dx, dy und dz wieder ihre räumlichen Abstände. c ist die Lichtgeschwindigkeit, wobei ihr hier eher die Rolle eines "Umrechnungsfaktors" zukommt, der Sekunden in "Zeit-Meter" umwandelt
Wie man sieht, ist die Metrik bis auf die Vorzeichen und den "Umrechnungsfaktor" c sehr schön symmetrisch, Zeit und Raum sind zwar nicht gleich aber doch sehr ähnlich vertreten.
Was hat das nun mit der Frage nach dem Zeitpunkt Null zu tun? Stellen wir uns vor, dass die Raumzeit nicht flach, sondern in sich gekrümmt ist, so wie die Oberfläche der Erde. Setzen wir die Erde in ein dreidimensionales Koordinatensystem, dann ist sie in allen Richtungen durch ihren Radius beschränkt. für die Koordinaten der Erdoberfläche gilt also auf jeden Fall
-R<x<R
-R<y<R
-R<z<R
Aber wir fragen uns nicht, was "vor x=-R" gewesen ist und was "hinter x=+R" sein wird. Wir wissen, dass wenn man am Nordpol angekommen ist und "geradeaus" weitergeht der Breitengrad wieder kleiner wird und wundern uns nicht darüber, dass in den xyz-Koordinaten irgendwelche "Anfänge" und "Enden" auftauchen.
Genauso - nur weniger gut vorstellbar - könnte es auch um unsere Raumzeit bestellt sein: Die Raumzeit beginnt "am Nordpol" bei t=0 und endet (vielleicht) "am Südpol" bei t=t_Ende, so wie auch die Erde es tut - nur dass im Falle der Erde keiner sich darüber wundert.