Kurt Beck und seine "unbedachte" Äusserung

Wie findet ihr seine Äusserung gegenüber der realen Person?


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nOInteL

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466
Moin,

unser Liebling Kurt Beck hat doch wirklich einen kleinen Ansatz
zum politischen Selbstmord gegeben ...

Die Welt schreibt:

Beck empfiehlt Arbeitslosem, sich zu waschen und zu rasieren ... weiter lesen

Da ich selber zum Heer der Arbeitslosen gehöre, selber Hartz IV Empfänger bin
weiss ich wovon ich rede, was mir an Geld zusteht und wie der Alltag eines AL aussieht.

Ich persönlich halte diese Aussage, vom Menschlichen Standpunkt aus für sehr unbedacht und
unvorsichtig gewählt, doch der Realität entsprechend (dies beziehe ich auf das Bild in den Medien).

Ich habe vor einiger Zeit eine Trainingsmassnahme mit gemacht und muss sagen, dass 80% der
dort Anwesenden einen grossen Mangel an Hygiene und eine erhebliche Suchtproblematik aufwiesen.

Einige Teilnehmer wurden aus der Massnahme "entlassen" da Sie mehrfach alkoholisiert , trotz
der Aufforderung es zu unterlassen, erschienen sind und sich im Nachhinein aufgeregt haben, da Sie
durch den Ausschluss aus der Massnahme eine 30%ige Kürzung erhalten haben von der Arge, in meinen
Augen völlig zu Recht.

Mag sein, dass man dem Grossteil der AL und Hartz IV Empfänger es nicht unbedingt ansieht, bekanntlich machen Kleider Leute, doch man sieht es teilweise in Ihren Augen und Ihrere Haltung im täglichen Leben.


Wie findet ihr diese Äusserung, einmal politisch, menschlich und einmal realistisch?

Ich erwarte eine sachliche Diskussion betreffend der Äusserung von Kurt Beck.
 
Zuletzt bearbeitet: (Anbringen von Argumenten und Entschärfung des Eröfnungsthreads)
Im Prinzip hat er ja nicht ganz Unrecht! Es ist halt immer die Frage wie man es rüberbringt! Das gerade bei Politikern jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, ist ja auch klar!
Ich denke wenn es drauf ankommt, (Jobtechnisch) sollte man zumindest einen Blick in den Spiegel werfen bevor man sich irgendwo vorstellt!
 
nOInteL, du kannst dich gerne melden wenn du deinen Eigangspost mit stichhaltigen Argumenten nachbessern möchtest.
Ein Schlagzeilenforum ist dies hier nicht.

PS: Den allermeisten Arbeitslosen siehst du diese nicht einmal an...

//Edit
done...
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Falle des betroffenen Individuums hat der Herr Beck durchaus recht. Hand aufs Herz - wer würde so einen Punk einstellen? Verallgemeinern sollte man diese Aussage aber nicht.
 
@Scheuch
Industrie- und Handwerksbetriebe haben meist damit kein Problem. Der macht vllt. seine Arbeit besser als ein überpflegter Schnösel im Jacket.

Statt Kosmetiktipps abzugeben, sollte auch ein Herr Beck seiner eigentlichen Pflicht nachgehen, Arbeitsplätze zu schaffen. Denn DORT bestehen die weitaus grösseren Defizite. Und nebenbei kann er den Arbeitslosen auch gleich noch Friseurgeld und Kleidergeld zukommenlassen, dass sie seinen Ansprüchen gerecht werden können, mit HIV 345,- Euro siehts da nämlich eng aus, bei vielen noch enger.
Und ein Weihnachtsmarktbesuch ist kein Vorstellungsgespräch.
 
...der erste Eindruck ist immer noch entscheidend!

Wenn sich ein zotteliger, ungepflegter Mensch um einen Job bewirbt, kann man das Ende doch schon voraussehen, oder?!

Herr Beck spricht nicht groß um den Brei ´rum, das kann man ihm "vorwerfen" (ich pers. finde das sehr gut!) - und hält an seiner Einladung fest (siehe Artikel). Besser so, als bei vielen seiner Kollegen, die alles nur schönreden wollen und doch nichts tun!
 
IMO - die Aussage an sich ist menschenverachtend und auch die Art und Weise wie sie rübergebracht wurde. Also Profi der Öffentlichkeit sollte man sich zurücknehmen.
 
Leute vergesst mal eins nicht, auch ein Kurt Beck ist nur ein Mensch und macht eben in bestimmten Situationen Fehler.
Dass er dazu steht und dem so Mann ein gutes Angebot macht finde ich gut, auch wenn das nur ein Einzelfall ist.
Auch wenn das nicht auf viele Arbeitslose zutrifft, jammern allein nützt nichts.

OMaOle
 
Unter dem Strich überragende PR. Beck als bodenständiger Mensch aus dem Volke, der schon mal sagt, was ein Teil seiner Klientel denkt (Arbeitslose sind selbst Schuld an ihrer Arbeitslosigkeit - wer will, findet immer einen Job - [please insert your favourite Vorurteil] ). Aber für den andern Teil prompt die Entschuldigung einschließlich "Versöhnungsgespräch" - und BILD war dabei.
<Kermit>
Applaus, Applaus, Applaus!
</Kermit>
 
Der Spiegel wittert ja auch eine geplante Aktion:

Oder war es gar Kalkül? Immerhin war Beck mit einem Tross von einem halben Dutzend Fotografen und ebenso vielen Reportern unterwegs, darunter "FAZ" und Deutschlandfunk. Er wusste also, dass der Vorfall nicht unbemerkt bleiben würde.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,454389,00.html

Wenn das Kalkül war, dann ist die ganze Sache IMO noch niederträchtiger. Und dem Mann dann anbieten zu helfen ... (ich hoffe er hält sein Wort, daran mache ich das fest)
 
Womit wir wieder bei der Macht der Medien wären.
Wer die Medien für sich arbeiten lassen kann, und das traue ich Herrn Beck durchaus zu, bleibt auch im Gespräch.
Sein Wort wird er bestimmt halten und vor allem werden wirs alle erfahren, die Medien...

OMaOle
 
Ich glaube, das die Aussage von Herrn Beck nicht geplant war, sie wird ihm vielmehr rausgerutscht sein, was man slbst auch nachvollziehn kann.
 
...hmm, wenn man sieht, wie viele Reporter anwesend waren, kann man es fast kaum glauben, dass die Aussage "nur rausgerutscht" war?!
 
Ich sehe auf der Arbeit täglich mehrere dutzend ARGE-Kunden (sprich H4-Empfänger) und kann die Empfehlung von "Hamsterbacke" durchaus teilweise nachvollziehen.

Die meisten sehen eben so aus wie jeder andere auch und fallen nicht auf, so viel ist klar.
Aber es gibt eben auch die Sorte, die ihre Klamotten offenbar schon vor zwei Wochen bei der letzten Rasur angezogen hat und gar nicht genügend Kaugummis in die Futterluke stecken kann, um die Fahne wenigstens halbwegs zu überdecken - und das sind eben diese, die negativ auffallen und dadurch den Ruf von ALG II-Empfänger im Allgemeinen runterziehen.

Ich denke allerdings, dass ein Politiker - der zur zeit auch noch besonders präsent ist - hier eben so differenzieren sollte, anstatt pauschal Stereotypen zu erzeugen.
 
Tja aber das liegt wohl auch an der Zusammenlegung von Sozialhilfe mit ALH und ALG. Dreckassis, Säufer und Penner gibts nunmal überall. Aber auch sehr viele gescheiterte Existenzen, die jegliche Hoffnung teils schon seit Jahrzehnten aufgegeben haben.
Der erstgenannte Personenkreis wird übrigens auf den ARGEN intern als "nicht vermittlungsfähig" (mir fällt gerade die korrekte geschönte Bezeichnung nicht ein) eingestuft und nur noch verwaltet. Ob das der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln.
 
Kurt Beck ist

- Politiker (nicht Wirtschaftsfachmann, nicht Soziologe, nicht Familienvater)

- und zwar Politiker der aktuellen Generation, also Populist;

Von daher zielt seine Aussage auf Stimmenfang/positiven Effekt bei denen, die (wieder, noch) in Lohn und Brot stehen (oft zu Sch... Bedingungen). Und bei denen kommt das sicher gut an: Der Angriff auf andere saldiert die (für einen Moment zumindest) von sich selbst, ihren eigenen Nöten.

- So gesehen macht er alles richtig.

- Erhöht nämlich den sozialen und emotionalen Druck auf die, die noch nicht wieder "in Lohn und Brot stehen", sich zu verändern (in dem er sie brandmarkt, weiter ausgrenzt).

- Denn die Logik dahinter ist doch die: Wenn die solcherhand zu Aussenseitern Gestempelten jetzt qua schlechtes Gewissen (am Ende doch) ihre Bemühen verdoppeln, wieder in Lohn und Brot zu kommen,

- dann fällt die Arbeitslosenrate weiter (der (positive) Trend setzt sich fort)

- was

a.) gesamtgesellschaftlich gut ist (so sagt man), und

b.) sich dann die SPD unter Kurt Beck auf ihre Fahnen schreiben kann

und c.) z.B. nicht die Herren Stoiber, Beckstein u.a. aus Bayern.



Von daher ist und bleibt es dann Gebot der Stunde, dass

- jeder wackere Sozialdemokrat und SPD-Wähler seinem Vorsitzenden beipflichtet ("der Vorsitzende wird schon richtig für uns mitgedacht haben, dazu ist er ja nun Mal der Chef - und nicht wir")

- und so schnell wie möglich Arbeit annimmt,

- und zwar fast egal zu welchen Konditionen ("Hauptsache Stelle"),

- weil er nämlich dann an der Arbeitsstelle - und in bestechender sozialdemokratischer Logik - in seine für ihn zuständige Gewerkschaft eintritt - und dort

a.) für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedigungen kämpft,

b.) seine Gewerkschaft durch höhere Mitgliederzahl stärkt, und

c.) im Gegenzug durch die für ihn zuständige Gewerkschaft in seinen Arbeitnehmerrechten tapfer, gerecht und kompetent verteidigt werden wird.

d.) und wenn erst wieder alle in der Gewerkschaft und der SPD sind, dann bestimmen wir wieder (Herr Beck tut das für uns und sein Münte), wo es mit ganz Deutsdchland lang geht; dann steigen die Löhne auch wieder in wenigen Jahren, z.B. um 30-40%.


Also: Herr Beck ist Klasse als Herr Beck; der sagt so was (und gar öffentlich) nicht unbedacht; wäre doch sonst auch nicht von den Genossen zum Parteivorsitzenden gemacht worden.

p.
.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Ihr den Artikel mal genau anschaut wird deutlich, dass Beck nicht pauschalisiert hat sondern seine Empfehlung an eine bestimmte Person gerichtet war.

Das für die Presse dies natürlich ein gefundenes Fressen darstellt dürfte auch klar sein.

Die Art und Weise war vielleicht nicht ganz "staatsmännisch", inhaltlich jedoch kann man Beck nicht widersprechen.

Da ist auch nichts "menschenverachtendes" dabei, jemandem nahezulegen, sich mal ne Dusche zu gönnen, wenn er nen Job sucht!

Gehts noch?

MFG
 
Und wie es geht: Selbst wenn jemand in Dittsches Bademantel, leicht wirrem Blick und Bierflasche in der Rechten auf dem Weihnachtsmarkt antritt - verbale Rückschlüsse auf Basishygiene und Dress bei einem eventuellen Bewerbungsgespräch sind erst einmal pure Spekulation, der zwar gewisse Wahrscheinlichkeiten zugrunde liegen mögen, die man aber bei politisch korrektem Verhalten unterlässt oder z.B. in Fragen statt Feststellungen kleidet.
 
Ich würd mal sagen der Fehler der oft gemacht wird ist, das das ganze verallgemeinert wird.

Nicht alle ALG2 Empfänger sind faule, schnorrende Abzocker und nicht alle sind sich jeden Tag fleißig bewerbende Arbeitslose. Jeder Mensch ist in seiner Art einzigartig und somit ist auch das Verhalten der Natur des jeweiligen entsprechend. Und ein jemand der sich kleidet wie ein Punk oder gar einer ist wird sich auch sicherlich nicht in der Bank bewerben. Ich kenn 2 Leute die haben mehrere sichtbare Piercings im Gesicht und kleiden sich auch sonst nicht wie Otto-Normal Arbeitnehmer und trotzdem haben sie nen Job. Einmal im Einzelhandel im Klamottenladen und einmal ne Bürotante.
Sauberkeit schließt natürlich einen "nicht gesellschaftsfähigen Look" nicht aus ;)

Auch wenn Beck das in seiner Aussage nicht verallgemeinert hat so wird es in den laufenden Diskussionen getan. Vieleicht hätte er sich den Spruch auch einfach sparen können und lieber mit seinen Kumpels was gegen die Langzeitarbeitslosigkeit getan.

Man kann nur jedem wünschen niemals in diese Situation zu kommen bzw. so schnell wie möglich da raus zu kommen.
 
Wer sich ernsthaft um nen Arbeitsplatz und Weiterbildung bemüht, wird diese auch erhalten.
Das "Survival of the fittest" Prinzip ist für mich sowieso das einleuchtendste.
Naja lässt sich drüber streiten..

Finde die Äußerung Becks i.O.
Hätte auch keinen anderen Rat für Herrn Frank parat
 
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