Studie: häufiges Video schauen verzerrt Selbstwahrnehmung

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Rotkaeppchen

Gast
Auf diese interessante und auch für dieses Forum relevante Studie stieße ich gerade:

Psychologie: Wer häufig zusieht, überschätzt sich selbst
http://www.spektrum.de/news/wer-haeufig-zusieht-ueberschaetzt-sich-selbst/1552468

Genau das erlebe ich seit Jahren in Computerforen. Da schauen sich Menschen ein paar Videos
in Youtube an und meinen, ein Rechnerzusammenbau ist total easy, Übertakten ein Kinderspiel
und Netzteilreparaturen völlig gefahrenlos. Schauen ist nicht machen und begreifen hat etwas
mit anfassen zu tun. So sehe ich das.

Wie steht iht dazu? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich persönlich halte vom "Youtube-
Diplom" oder Anleitungen per Video wenig. Es geht schnell, aber ein gutes Handbuch ist merklich
fundierter und hilfreicher.
 
Wenn ich sehe wie oft Leute ihr HDDs einfach mal öffnen weil sie dies auf YouTube in einem Video gesehen haben, dann neige ich dazu Dir in dieser Hinsicht Recht zu geben.
 
Wieso fallen mir dabei eigentlich sofort Uniabsolventen mit Bachelor Abschluss ein? :D

Zuschauen ist nicht machen .... jo :)
 
grundlegend stimme ich der studie zu, natürlich lernt man vom zugucken nichts in dem sinne, dass man es danach genauso gut kann, man kann sich höchstens vorgehensweisen abschauen. das eigentlich lernen findet beim selbst probieren/durchführen statt.

allerdings finde ich deine beispiele bis auf die netzteil-reparatur etwas weit hergeholt. einen rechner zusammenbauen ist total easy, und übertakten ist in der heutigen zeit auch ein kinderspiel ;)

das problem beim rechnerbau, wenn man es noch nie gemacht hat, ist einfach die angst etwas kaputtzumachen, aber da alle steckverbindungen so ausgelegt sind, dass sie nicht passen, wenn sie nicht passen dürfen, kann man eigentlich nichts falsch machen, außer mit gewalt.
ebenso übertakten, ab ins bios, multi hochschrauben, fertig. wenns zuviel war, piepts 3x und der rechner fährt in der vorherigen config hoch. die "übung" bzw. das "können" dahinter spiegelt sich eigentlich nur in der erfahrung ab, wie schnell man zum ergebnis kommt. aber einen funktionierenden rechner hat man in der regel danach immer.

das darts-beispiel der studie kann jeder der schonmal darts gespielt hat, absolut nachvollziehen. und das lässt sich auch auf beliebige aktivitäten ausweiten, die übung erfordern.
 
Zuletzt bearbeitet:
hamju63 schrieb:
...Zuschauen ist nicht machen .... jo :)

Zuschauen ist der Anfang vom Machen. Durch Beobachtung haben wie alle gelernt, durch Nachahmung haben wir die ersten Schritte gemacht und Erfahrung gesammelt.

Frage zum TE und alle: Wie sollten die Leute denn sonst lernen, wenn nicht durch Beobachtung? Selbst im Tierreich klappt das, Versuch und Irrtum sind inbegriffen, eben auch beim Menschen. Für Außenstehende ist dass dann lustig.

Die Studie zeigt eigentlich nur etwas Altbekanntes, aber Erfahrung kommt nicht durch lustige Threads in CB.
 
Schön, dass ein paar die Studie gelesen haben und wir unsere Erfahrungen austauschen können.

robertsonson schrieb:
allerdings finde ich deine beispiele bis auf die netzteil-reparatur etwas weit hergeholt. einen rechner zusammenbauen ist total easy, und übertakten ist in der heutigen zeit auch ein kinderspiel ;).
Das sehe ich ganz anders, weil es so viele kleine Falltürchen gibt. Wir alle, die wir das mehrmal gemacht haben, kennen die Falltürchen, z.B. welche Distanzhalter wo und wo nicht eingebaut werden sollen.Im Video heißt es dann nur "Bauen Sie die Distanzhalter ein und verschrauben Sie das Mainboard" und zack gibt e sden ersten Kurzschluß, wenn man zuviele distanzhalter eingebaut hat. as kann man dann für viele Dinge weiterspielen.

Diejenigen, die Dinge oft gemacht haben, halten es im Gegensatz dann für total einfach und sehen oft nicht mehr die vielen Fragezeichen der Anfänger. Die nächste Stufe der Vertrautheit mit einer Materie ist dann der Leichtsinn, denn wenn Dinge 30 Jahre gut gingen, wird das immer so sein.Das sieht man gerade in Bezug auf Arbeitsschutz und Arbeiten mit gefährlichen Stoffen.
 
Zitat aus der Quelle:

Erhalten Versuchspersonen hingegen lediglich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Durchlesen oder sollen eine bestimmte Tätigkeit im Kopf durchgehen, verzerrt das die Selbsteinschätzung nicht.

Eine Schritt für Schritt Anleitung kann auch nicht zur Selbstüberschätzung führen, weil so eine Anleitung selten dazu geeignet ist, überhaupt das Wissen zu vermitteln. Wer überschätzt sich z.B. bei einer Anleitung von Ikea? ;) Ich bin in meinem Job auch viel im Trainingsbereich unterwegs, aber eine Schritt-für-Schritt Anleitung nutzt keinem Schulungsteilnehmer um z.B. unsere Software zu kapieren - man muss versuchen und versagen und versuchen und Erfolg haben.

Ich halte viel von Spektrum, aber dieser Artikel ist wirklich dünn. Ich meine, erst durch Selbstüberschätzung trauen wir uns zu, Dinge anzupacken und zu versuchen "ich kann das, ich kann das, ich kann das" - wer hat nicht schon mal Kleinkinder beim Laufen-lernen gesehen, die überschätzen sich ständig selbst und landen auf dem Hintern (haben aber durch Beobachtung gesehen, dass die Großen dass können). Später setzt man sich aufs Fahrrad - was habe ich mich selbst überschätzt, gleich den Stunt aus dem TV nachzuspielen klappt halt nicht - aber nach ein paar selbstüberschätzten Versuchen klappt der Sprung über die Schanze.
 
Rotkaeppchen schrieb:
Im Video heißt es dann nur "Bauen Sie die Distanzhalter ein und verschrauben Sie das Mainboard" und zack gibt e sden ersten Kurzschluß, wenn man zuviele distanzhalter eingebaut hat. as kann man dann für viele Dinge weiterspielen.

ich versteh schon was du meinst, und kann mir auch diverse weitere falltürchen für anfänger ausmalen, aber das sind alles dinge die man beim bauen, auch ohne erfahrung, durch simples nachdenken oder kurz nachschlagen herausfinden kann. die tatsache, dass wir erfahrenen das nicht mehr müssen, heisst ja nicht dass es eine sache kompliziert macht. sondern einfach nur, dass es eben anfangs eine kleine lernkurve gibt, die man eben überwinden muss. zur not muss man eben das mainboard nochmal ausbauen, weil man abstandshalter eingesetzt hat, wo keine hingehören. das ist mir auch schon passiert bzw. irgendwo kontakt hergestellt durch zu fest angezogene schraube, wodurch der rechner nicht startete. kaputt gegangen ist mir davon nichts.

ich kenne auch den typ von leuten, die würden bei einem rechnerbau grundsätzlich an einem modularen netzteil alle kabel anschließen, sich nachher wundern dass ja soviele kabel garnicht genutzt werden und nicht selbst auf die idee kommen, diese kabel dann wieder abzunehmen, weil sie denken "oh, das war im karton also muss es mit ran". den sinn von modular sehen sie dabei erstmal nicht, wald vor lauter bäumen usw.

das sehe ich aber im endeffekt auch nicht als raketentechnik an, sondern lösbar durch kurzes nachdenken oder eben ins handbuch schauen. wer sich dagegen weigert, tut das mit voller absicht.

wenn mich bspw. meine eltern fragen wie etwas rechner-/handybezogenes funktioniert oder ob ich helfen kann, dann geh ich auch nicht stumpf hin und mache es für sie, sondern versuche schon "im kontrollierten umfeld" sie selbst machen zu lassen. bevor sie aktiv was falsches machen, greif ich schon ein, ansonsten versuche ich schon sie so hinzuleiten dass sie das machen was sie glauben was im dem fall zu tun wäre, damit es eben diesen lerneffekt gibt.
stumpf selbst machen und die eltern zugucken lassen wäre dann ja wie "video schauen", also nichts dabei lernen. grade bei meiner mum mit ihrem smartphone teilweise sehr amüsant :D

/edit: holy shit, was für ne wall of text ich da runtergetippt habe. sorry^^
 
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Semi OT: wäre mir neu, daß man zuviele Abstandshalter einbauen kann. Jedes MB und jedes Gehäuse haben schließlich nur eine bestimmte Anzahl übereinstimmender Löcher.
 
Mextli schrieb:
Semi OT: wäre mir neu, daß man zuviele Abstandshalter einbauen kann. Jedes MB und jedes Gehäuse haben schließlich nur eine bestimmte Anzahl übereinstimmender Löcher.
Man kann im Gehäuse mehr einbauen, als bestimmte Mainboards benötigen. Es gibt Gehäuse, in denen alle Distanzhülsen vormontiert sind, nicht passende müssen entfernt werden. Darauf muss man erstmal kommen. In Videos sieht es so einfach aus, in guten Anleitung steht es für jeden Fall beschrieben, mit der Betonung "gute Anleitung"...
robertsonson schrieb:
... sondern einfach nur, dass es eben anfangs eine kleine lernkurve gibt, die man eben überwinden muss. ...
Lernen und Fehler machren ist das eine, teure Fehlentscheidungen bis hin zum tödlichen Unfall sind eine andere Kategorie
robertsonson schrieb:
... holy shit, was für ne wall of text ich da runtergetippt habe. sorry^^
Das macht doch eine gute Diskussion aus. :)

Fu Manchu schrieb:
...Ich halte viel von Spektrum, aber dieser Artikel ist wirklich dünn. Ich meine, erst durch Selbstüberschätzung trauen wir uns zu, Dinge anzupacken und zu versuchen "ich kann das, ich kann das, ich kann das" ....
Das ist ein sehr guter Aspekt und extrem vereinfacht kommt man dabei auf geschlechtsspezifische Unterschiede. Der "Mann" macht und probiert, lernt dabei auis Fehlern, die "Frau" will vorher alles wissen. Frauen lesen Handbücher vorher, Männer, wenn es nach dem Zusammenbau nicht funktiioniert. Beide Strategien habe Vor-und Nachteile und siehe da, den Artikel schreib eine ... na... eine Frau. :) :) :)

Ich bin ja ein Rorkäppchen und lesen natürlich vorher Anleitungen, die Studie kam mir sehr plausibel vor. Und ja, ich bin der festen Meinung, dass wir eine männliche Emanzipation benötigen, weil viele Handlungsweisen, die Kindern heute in 15 Jahren Kita, Kindergarten und Schule ausgetrieben ausgetrieben werden, kontraproduktiv für eine Forschungsgesellschaft ist, die genau diese wildern Forscher benötigt, die "einfach mal drauf los" forschen.

Wobei es eine andere Ebene ist, als der sich selbst überschätzende Heimwerker, der seine Elektrik im Haus ohne jedes Verständnis verlegt. Denn Verständnis kommt nicht aus dem "So macht man es richtig"-Video
 
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robertsonson schrieb:
da alle steckverbindungen so ausgelegt sind, dass sie nicht passen, wenn sie nicht passen dürfen, kann man eigentlich nichts falsch machen, außer mit gewalt.
Das ist ja der Punkt um den es geht, denn wie viel Kraft ist nötig um die Steckverbindung richtig herum einzustecken und wo beginnt die Gewalt? Das ist auf einem Video kaum zu erkennen und wer eben keine Erfahrung hat, kann dies schwer abschätzen. Dann hat man eben solche Fälle wo eine M.2 M Key SSD kopfüber in einem E Key Slot steckt :evillol:
 
Ich überlege gerade wo mir (YouTube-) Videos zum Erfolg geholfen haben.

- Programmieren
- Aktien, Steuern - Finanzen im allgemeinen
- Mein erster Rechner (da war ich 13 Jahre jung)
- Reparaturen/Ausbesserungen am Auto
- Installation eines Subwoofers im Auto
- Kochen
- Handwerkliche Kleinigkeiten im Haushalt
- Ausbildungs relevante Themen (Unterricht, Tests, Prüfungen)
- Installation von HiFi Anlagen
- Alles Rund um Computer-Software

Wenn ich weiter denke - eigentlich in wirklich vielen und alltäglichen Dingen.
Kann ich somit behaupten mich nie selbst überschätzt zu haben?

Ich habe durch Bilder und Videos schon immer besser lernen können als durch lesen oder zuhören.
Mir fällt spontan kein Negatives Ergebnis ein.

Im Artikel (die Studie habe ich nicht gelesen) geht es um Dart-Spielen und dem nachmachen einer Tanzbewegung (Moonwalken). Das Erfordert Übung (Erfahrung) und oder Talent, speziell in dieser Tätigkeit.

Ich würde mir persönlich kein Tutorial zum Thema Parkour ansehen, um dann über das nächste Hausdach zu springen - wenn du verstehst worauf ich hinaus möchte.

Selbstüberschätzung würde ja bedeuten am Ende vom Dach zu fallen.
Ursache: Mangelnde Selbsteinschätzung (fehlende Erfahrungswerte).

Wo wir beim Fazit wären.
 
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Es sagt ja niemand das solche Video nicht auch hilfreich sein können, die Gefahr besteht hat nur darin das man etwas sieht und denkt es wäre so einfach wie im Video, aber dann Fehler macht weil man meint etwas zu können was man in Wahrheit gar nicht beherrscht. Sicher hängt das auch von dem Video ab, stell Dir vor jemand zeigt nur wie man einen Anlasser am Auto tauscht ohne darauf hinzuweisen die Batterie vorher abzuklemmen und der Zuschauer weiß eben selbst nicht, wie wichtig dies ist....
 
Naivität ist sicherlich auch ein großer Faktor.

Meist sucht man sich zu einem komplexeren Thema weitere Quellen um am Ende Sicher zu sein.
Die Bewertung und Kommentare unter dem Video sind oft auch ein Indiz für die Richtigkeit der vermittelten Informationen.

Aber ja, es gibt bestimmt genug Schafe die sofort alles glauben und nach blöken was man ihnen vermittelt - ansonsten kann ich mir vieles in der Welt nicht erkläre :)

Das Alter spielt in dem Meinungsbildung, wie ich glaube, die größte Rolle zu diesem Thema. Ich bin mit dem Internet aufgewachsen, lerne seit meinem 12 Lebensjahr über Videos/Foren/Webseiten/Wikipedia und habe verstanden wie man Filtert, Dinge hinterfragt und gegen prüft.

Viele wissen mit dem Medium nicht umzugehen und kommen erst gar nicht auf die Gedanken.
Facebookwerbung und Popups werden sofort geklickt. Angebote für bare Münze genommen und News und Informationen aus erster Quelle geglaubt. Das Videos hier zu Selbstüberschätzung verleiten ist nur ein weiterer Aspekt.

"Steht ja im Internet - muss also stimmen!"

Ich weiß nicht,.. Es fehlt in der Generation ab Ü30 oft an diesem gewissen "Skill" erst zu hinterfragen und dann zu handeln. Gefühlt umso älter desto stärker ausgeprägt.

Aber vielleicht stehe ich hier auch auf einzigen Posten mit meiner Erfahrung/Beobachtung im Bekanntenkreis und Berufsumfeld.

Ein Internetführerschein - das wäre mal etwas ;)
 
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BridaX schrieb:
Es fehlt in der Generation ab Ü30 oft an diesem gewissen "Skill" erst zu hinterfragen
Alos ich bin auch deutlich Ü30, hätte aus eigenes Erfahrung aber eher bei den U30 das Fehlen dieses Skills verortet. Vielleicht ist dies aber auch eher eine Frage der Bildung und Persönlichkeit als des Alters.
 
BridaX schrieb:
Ich weiß nicht,.. Es fehlt in der Generation ab Ü30 oft an diesem gewissen "Skill" erst zu hinterfragen und dann zu handeln. Gefühlt umso älter desto stärker ausgeprägt.

Das ist eine spannende These. Ist das nur Dein Gefühl, oder hast Du dazu wissenschaftliche Texte. Es kann gut sein, dass die junge Generation eine unglaubliche Medienkompetenz aufgebaut hat, alleine, wenn ich die ca. 20 Kinder (bis 25 Jahre alt) bewerte, deren Leben ich mehr oder weniger integriert verfolgen, fehlt mir der Glaube. Es bedarf immer wieder massiver Arbeit, um der jungen Generation auch nur ganz grob näher zu bringen, warum mab nicht jeden Schlunz auf Youtube oder allgemein dem Internet glauben sollte.

BridaX schrieb:
Ein Internetführerschein - das wäre mal etwas ;)
Ein guter Ansatz, nennen wir es lieber Internet Seepferdchen und es sollte ohne Konsequenzen sein, denn man darf Menschen auf bei bestimmten defiziten nicht die Information kappen. Aber in jeder Schule ca. 10 Stunden darüber zu berichten und zu üben würde helfen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe nur meine soziale Blase (Tellerrand und so...) als Referenz - somit wenig aussagend.
 
Rotkaeppchen schrieb:
...Es kann gut sein, dass die junge Generation eine unglaubliche Medienkompetenz aufgebaut hat, alleine, wenn ich die ca. 20 Kinder (bis 25 Jahre alt) bewerte, deren Leben ich mehr oder weniger integriert verfolgen, fehlt mir der Glaube. ...

Die Medienkompetenz beschränkt sich tatsächlich aufs Konsumieren - so meine Beobachtung in meiner Umgebung. Ich bin durch meinen Job auch in der Bildung und Training von Erwachsenen tätig, und gerade bei den jüngeren Leuten (ca. bis 30 Jahre) sehe ich einen starken Nachholbedarf was Excel, Word und Betriebssysteme angeht. Immer nur das Mobilgerät ist auf Dauer keine Lösung, teils beobachtet man eine echte Ungeübtheit und Tollpatschigkeit mit der Mouse, was auf wenig PC-Umgang schließen lässt.
 
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