Das Problem, dass ich mit der Leiharbeit habe, ist folgendes:
Die Idee hinter der Zeitarbeit ist, dass ein Angestellter bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitet und die ihn dann immer dahin schickt, wo es grade Arbeit gibt.
Dafuer bekommt die Firma was, denn sie macht ja die Administration usw. und der Zeitarbeiter auch, denn er arbeitet ja.
Die Firma, die einen Zeitarbeiter braucht, die bezahlt einen etwas hoeheren Stundenlohn (an die ZA-Firma), dafuer kann sie die einzelne Arbeitskraft jederzeit wieder "abbestellen".
So weit so gut. Aber wie sieht es wirklich aus?
Bei gelernten Fachkraeften mit Qualifikation und Berufserfahrung funkioniert das noch fast so wie gedacht.
Da bekommt der Zeitarbeiter nur ein bisschen weniger Geld als der fest angestellte Kollege, die ZA-Firma verdient daran nicht schlecht und die Firma, die den Zeitarbeiter "kauft", bezahlt nur einen minimal hoeheren Stundenlohn.
Wenn man aber in den Bereich kommt, wo die Qualifikationen abnehmen, dann wird es aber ziemlich haarig.
Ich habe zum Beispiel waehrend meiner Schulzeit mal eine Zeit lang jeden Samstag eine Nachtschicht gearbeitet - und zwar ueber eine ZA-Firma.
Mein Stundenlohn lag (inkl. Nachtzuschlag) bei ca. 8 Euro, da meine Qualifikationen (Staplerschein, ...) nicht zum tragen kamen.
Fuer einen Schueler mag das gehen, denn ich hab zu hause gewohnt und hatte nach 4 Nachtschichten im Monat ca. 350 Euro in der Hand... Als Schueler dachte ich nur: Koks und Nutten.
Bei mir war also alles prima.
Wenn man dann aber rausfindet, dass die Zeitarbeitsfirma fuer MICH (also nicht fuer irgendjemanden wo man das Gehalt dann nicht belegen kann) 25 Euro bekommt, dann wird es einem zu viel.
Denn die Arbeit mit der Vermittlung, die war einmalig, danach bin ich jedes Mal puenktlich und durchaus motiviert zu meiner Arbeit erschienen.
Und die sollen 15 Euro die Stunde an meiner Arbeit verdienen? Den naechsten Tag hab ich gekuendigt.
Mal ganz abgesehen davon, dass die anderen Zeitarbeiter in dem gleichen Betrieb auch nur 8 Euro die Stunde bekommen haben (fuer die Nachtschichten).
Das Arbeitsrecht wird bei denen schamlos ausgenutzt und die Grenzen jedweder Legalitaet weit ueberschritten.
Denn jemand der dort arbeitet bekommt selten einen Arbeitsvertrag ueber abgeleistete Stunden mit Bezahlung auch wenn mal kein Job fuer ihn da ist.
Da wird ein Vertrag ueber die Stundenzahl gemacht, die die Firma fast schon garantieren kann und alle weiteren Arbeitsstunden wandern auf ein Stundenkonto.
Das wird dann abgebummelt wenns mal keinen Job gibt...
Der Arbeitnehmer gibt der ZA-Firma also dauerhaft einen unverzinsten Kredit.
Wenn das Stundenkonto dann voll ist (Maximaler Stand sind meist zwischen 300 und 500 Stunden), dann wird jede extra-Stunde wieder ausbezahlt.
Da hat die ZA-Firma aber schon 4000 Euro in der Bank, die der Arbeitnehmer erst bei seiner Kuendigung sieht.
Dann gibt es auch dort kein wirkliches Kuendigungsrecht, denn gerade die unqualifizierten Arbeitnehmer lassen unheimlich viel mit sich machen.
(Und das meine ich nicht negativ... Die sind nur einfach viel zu nett, weil sie unbedingt arbeiten wollen/muessen... Und wenn "Die von der Firma" keinen Job mehr fuer mich haben, dann ist das auch so... Dass so eine Firma keine ethischen Grundsaetze hat, dass kommt vielen die dort arbeiten gar nicht in den Sinn...)
Ein Arbeitnehmer wird also gekuendigt, sobald er nicht mehr ausgelastet werden kann.
Das wird dann immer denjenigen passieren, die einen Fehler gemacht haben.
(Ich habe mich bei einer Firma nicht am Empfang gemeldet, sondern bin [wie die ZA-Firma mir gesagt hat] direkt zur Produktion durchgegangen. Am Tag darauf hatte ich eine Abmahnung im Briefkasten, dass ich nicht zur Arbeit erschienen bin. Lag daran dass die Dame am Empfang die neuen Zeitarbeiter erfassen muss. Die ZA-Firma hat sich dann weigern wollen die Abmahnung wieder zurueckzuziehen. Mir wurde gesagt "wir wissen ja, dass es nicht ihr Fehler war. Das ist jetzt wieder in Ordnung". Erst nach einer Stunde wurde mir dann schriftlich bestaetigt, dass die Abmahnung unrechtens war und zurueckgezogen wurde.)
Ausserdem werden einem von der Zeitarbeitsfirma Arbeitskleidung und aehniches angeboten, wenn man da hingeht. Da oft mit einem Job noch am naechsten Tag gelockt wird, nehmen die meisten dann die Stahlkappenschuhe, den Helm und den Blaumann mit. Auf der ersten Lohnabrechnung wird es abgezogen, wenn man es zurueckgibt (geht auch nur in einwandfreiem, also unbenutzten Zustand, dann gibts das Geld zurueck). Die Preise die fuer diese Sachen berechnet werden sind ein vielfaches dessen, was die Firma dafuer zahlt. Ich hab den Katalog gesehen, aus dem die bestellen und den mal angeguckt. Die Schuhe die fuer 30 Euro rausgegeben werden kosten im Einkauf 10, der Helm fuer 10 Euro kostet dort nur 5, ein Blaumann fuer 10 Euro gar nur 4 Euro. Pure abzocke, vor allem weil die Qualitaet der Sachen so dreckig ist, dass man es eigentlich nicht kaufen duerfte und da es auch keine Sicherheitsstandards erfuellt.
Da ich auch diverse Leute kenne, die beruflich mit dem Thema Zeitarbeit zu tun haben, weiss ich auch, dass diese Sachen die absolute Regel sind und es nur wenige Ausnahmen gibt.
Insofern finde ich die Idee der Zeitarbeit super.
Aber alle Erfahrungen die ich, Bekannte und Freunde damit gemacht haben sind NUR negativ.
Denn die Eigentlichen Profiteure sind die Zeitarbeitsfirmen.
Und da auch nicht die Angestellten, denn die haben die gleichen Zeitarbeitsvertraege wie das Personal, von dem sie gemanaged werden.
Sowas gehoert verboten, die entsprechende Gesetzgebung dazu mal GANZ schnell geaendert.
Gruesse vom:
Jokener
P.S.: Ich habe fuer all das Belege in Papierform. Meine Lohnabrechnungen, die Lohnkostenaufstellung einer aufnehmenden Firma, was meine Kollegen verdient haben, ... , ...
Das darf ich nur nicht rausruecken, da man natuerlich immer unterschreiben musste sowas vertraulich zu behandeln und nicht weiterzugeben.