Neue Beschwerde gegen Vista eingereicht

Pierre Wisnia
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Die offizielle Markteinführung von Windows Vista ist nicht einmal mehr fünf Tage entfernt. Trotzdem – oder gerade deswegen – reichte nun das „Europäische Kommittee für Interoperative Systeme“, kurz ECIS, Beschwerde gegen Microsofts neues Betriebssystem bei der europäischen Kommission ein.

Zu den Mitgliedern des ECIS gehören viele bekannte Namen der IT-Welt, darunter Adobe, Corel, IBM, Linspire, Nokia, Opera, RealNetworks, Red Hat und Sun. Im Visier der Beschwerdeführer stehen der fortwährende Machtmissbrauch Microsofts und die mit Vista eingeführten, neuen Dateiformate.

Laut der Beschwerdeschrift ignoriere Microsoft die Auflagen, die die EU-Kommission im März 2004 gegen das Unternehmen verhängt hat. Microsoft soll damals seine Marktmacht missbraucht und Konkurrenten Dokumentationen zu Schnittstellen vorenthalten haben, damit deren Produkte nicht optimal mit Windows zusammenarbeiten. Auch das Integrieren des hauseigenen Media Players war den Wettbewerbshütern ein Dorn im Auge. Dieses Gebahren setze das Unternehmen nun auch in den kommenden Produkten Windows Vista und Office 2007 fort.

„Vista ist der erste Schritt zur Erweiterung der Marktdominanz im Internet“, lautet einer der Vorwürfe aus der Klageschrift. So sei Microsofts XAML, welches als Ersatz für das industrieweit anerkannte HTML gedacht sein soll, so ausgerichtet, dass es die Nutzung von Windows voraussetzt. Andere Plattformen würden dadurch benachteiligt. Auch das neue Open-XML-Format sei gedacht, um das ISO-anerkannte Open Document File zu ersetzen. Da Open XML aber nur mit Microsofts Office problemlos zusammenarbeite, sei auch hier die Konkurrenz benachteiligt. Im Endeffekt würde diese Entwicklung die Entscheidungsfreiheit des Konsumenten einschränken, was wiederum dazu führe, dass Microsofts Produkte immer teuer würden und der Kunde ewig auf Verbesserungen und Fehlerbereinigungen seitens Microsoft zu warten habe.

Aufgrund dieser Gefahr fordert das ECIS die Europäische Kommission auf, Microsofts Treiben ein Ende zu setzen und das Unternehmen zur Einhaltung der im März 2004 verhängten Auflagen zu zwingen. Eine Reaktion der EU steht derzeit noch aus. Auch Microsoft hat sich zu diesem Thema bislang noch nicht geäußert.