GTA: San Andreas in den USA zurückgezogen

Andreas Frischholz
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Take 2 zieht das von Rockstar Games entwickelte Spiel Grand Theft Auto: San Andreas in den USA vorerst aus dem Handel zurück. Grund für diese drastische Maßnahme ist der sogenannte „Hot Coffee Mod“, der Sex-Minispielchen freischaltet und vor allem in den USA für einen großen Aufruhr sorgt.

Entwickelt wurde die Modifikation, die grob dargestellt ein kleines Geschicklichkeitsspiel in das Spiel integriert, bei dem es allerdings nicht allzu viel zu sehen gibt, von dem Niederländer Patrick Wildenborg. Problematisch ist für Rockstar an sich nicht die Existenz der Modifikation, sondern der Gesichtspunkt, dass Wildenborg die Spielchen lediglich freigeschaltet hat, da der benötigte Programmcode schon im Spiel vorhanden ist. Rockstar widerspricht allerdings diesen Aussagen und gibt selbst an, dass der „Hot Coffe Mod“ nachträglich in das Spiel integriert wurde. Der amerikanische Senator Joseph Lieberman teilte in diesem Zusammenhang Take 2 in einem offenem Brief mit, dass diese den Programmcode von San Andreas veröffentlichen sollten, damit eine gründliche Analyse durchgeführt werden kann, die den Sachverhalt darstellt. Da die Modifikation mittlerweile jedoch auch per Cheat-Code für die Playstation 2 aktivierbar ist, sollte die Schuldfrage geklärt sein.

Lieberman war nicht der einzige Politiker, der sich zu diesem Fall geäußert hat. Unter anderem echauffierte sich Senatorin und Ex-Präsidenten-Gattin Hillary Clinton über die Modifikation und forderte, das Spiel in der Alterseinstufung in den USA von ab 17 („Mature“) auf 18 („Adults only“ - AO) anzuheben. Neben Take 2 geriet auch das Entertainment Software Ratings Board (ESBR) unter Beschuss, da dessen Arbeit von Hardlinern als ungenügend eingestuft wird. Diese fordern schon länger eine Verstärkung des Jugendschutzes in den USA. Allgemein und auch im Fall von GTA: San Andreas weist das ESBR allerdings die Schuld von sich. Die Einstufungen unterliegen strengen Kriterien und werden von 80 Prozent der Experten und Eltern geteilt. Bei GTA: San Andreas nimmt man Bezug auf die Verkaufsversion, in der die Sex-Minispielchen noch nicht vorhanden waren und diese auch ohne fremde Modifikationen nicht zu aktivieren sind. Nachträglich reagierte man allerdings auf die Modifikation und stufte das Spiel in die Sparte Adults only ein.

Take 2 wird das Spiel nun aus dem Handel zurückziehen und eine überarbeitete Version auf den Markt bringen, in der die „Hot Coffee Mod“ nicht mehr integriert ist und somit wieder der alten Einstufung entspricht. Für die Händler, die die alte Version weiterhin verkaufen möchten, wird es entsprechend gekennzeichnete Aufkleber geben. Durch die Rückrufaktion rechnet Take 2 allerdings mit negativen Auswirkungen auf die Geschäftszahlen und hat bereits seine Erwartungen gesenkt. Inwiefern diese Befürchtungen berechtigt sind, darf man hinterfragen. Das Spiel ist für die Playstation 2 schon seit Ende 2004 erhältlich und ist auch auf dem PC ein großer Erfolg gewesen. Des Weiteren dürfte diese Art der Publicity in einigen Kreisen durchaus Interesse geweckt haben.

Die Reaktionen in diesem Fall zeigen unterdessen interessante Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Während in den USA vor allem die zu sehenden Sex-Szenen für Aufmerksamkeit sorgten und die Gewaltdarstellungen eher im Hintergrund angekreidet werden, sind diese in Europa und vor allem in Deutschland der Hauptkritikpunkt in Spielen dieser Art. Die Aktionsmöglichkeiten, die der Spieler durch die Modifikation hat, könnten zwar auch in hiesigen Medien zum Aufreißer verarbeitet werden, aber einen Aufruhr wie in Übersee braucht man hierzulande wohl nicht befürchten.