Neue Bewegung im Yahoo-Übernahmekampf

Sasan Abdi
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Nach dem Ultimatum vom Wochenende gibt es im Yahoo-Übernahmekampf zum Ende der Woche erneute Bewegung. So suchen mit Microsoft und Yahoo beide Kontrahenten nach Partnern, um die jeweiligen Interessen voranzutreiben. Ersteres spricht dabei sogar mit einem einstmals möglichen Mitbewerber.

Wie die New York Times (NYT) unter Berufung auf interne Quellen berichtet, befindet sich Microsoft mit Rupert Murdochs News Corp. in Gesprächen zu einer gemeinsamen Übernahme von Yahoo. Dies verblüfft insoweit, als das gerade News Corp. mitunter als potentieller „weißer Ritter“ für den angeschlagenen Internetkonzern gehandelt wurde. Ein tatsächliches Zusammengehen der Schwergewichte könnte auf Yahoo in zweierlei Hinsicht Druck ausüben: Zum einen würde das Unternehmen einen noch nicht abgeschriebenen möglichen Beschützer verlieren – zum anderen könnte Microsoft mit News Corp. im Rücken das Angebot von ehemals rund 45 Milliarden US-Dollar nochmals erhöhen.

Auch für die Marktstellung wäre ein solches Szenario von hoher Brisanz. So würde auf diesem Weg aus Yahoo, Microsofts MSN und dem zur News Corp. gehörenden MySpace ein neuer Online-Gigant entstehen, der mit reinem Blick auf den Marktwert und -stellung den Kampf mit Google aufnehmen könnte. Allerdings befinden sich die Gespräche zwischen Microsoft und News Corp. noch im Anfangsstadium: „Es wird eine ganze Weile dauern, bis es etwas definitives gibt“, zitiert die NYT ihre Quelle.

Dennoch darf längst nicht als ausgemacht gelten, dass Rupert Murdoch sich auf Microsoft einlassen wird. Auch wenn gerade er nicht müde wird, zu beteuern, keinen Bieterstreit mit Microsoft riskieren zu wollen, so könnte eine Teilhabe an Yahoo und die dann folgende Kooperation mit Google ein ebenso attraktives Szenario für den Medienmacher darstellen. Für Yahoo wäre diese Option aktuell wohl die derzeit erstrebenswerteste. Auch denkbar ist, dass der angeschlagene Konzern Teile seines Geschäfts an Google auslagert, sich auf diesem Wege die Unabhängigkeit behält und dabei eine lukrativere, wenngleich wesentlich kleinere Rolle im Geschacher um Marktanteile spielen könnte. Erste Tests für ein solches Vorgehen sind heute gestartet, könnten aber in der konkreten – und umfangreicheren – Praxis an den ohnehin bereits alarmierten Wettbewerbsbehörden scheitern.

Unterdessen mehren sich, getrieben von einem Artikel des Wall Street Journal, die Berichte, wonach Yahoo angeblich kurz vor dem Durchbruch in Gesprächen mit AOL steht. Vor einigen Wochen wurde die Time-Warner-Tochter ähnlich wie News Corp. kurzzeitig als Rettungsanker gehandelt, wobei eine Kooperation mit Yahoo aufgrund der schwierigen Lage beider Unternehmen als eher unwahrscheinlich galt. Nun aber scheint eine Kooperation nahe, die Yahoo weitgehend vor weiteren Übernahmeversuchen absichern könnte: So würde Yahoo die Kontrolle über AOL erhalten, während Time Warner für eine kräftige Finanzspritze 20 Prozent der Anteile des neuen Unternehmens erhalten würde. Mit diesem Geld könnte Yahoo sodann im großen Stil eigene Aktien zurückkaufen und damit möglichen Versuchen einer feindlichen Übernahme vorbeugen, während Time Warner auf diesem Wege das unsägliche Kapitel seiner AOL-Herrschaft ad acta legen könnte und an einem neuen, großen Spieler beteiligt wäre.

Die Übernahmeschlacht um Yahoo bleibt also spannend. Bisher wollte sich übrigens keines der beteiligten Unternehmen äußern.