AMD-CEO kritisiert Nvidias x86-Prozessor-Pläne

Andreas Frischholz
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AMDs CEO Dirk Meyer hat sich in einem Interview mit dem Magazin BusinessWeek skeptisch zu den Plänen von Nvidia geäußert, selbst in die Produktion von x86-Prozessoren einzusteigen. Die Hürden, die eine von Grund auf startende Entwicklung eines entsprechenden Designs mit sich bringe, seien riesig.

Seiner Ansicht nach könne man nicht einfach einen Schalter umlegen, zudem müssen Lizenzgebühren an Intel gezahlt werden. Sollten die Verhandlungen mit Intel scheitern, wäre Nvidia im Zweifelsfall darauf angewiesen, ein Unternehmen zu übernehmen, das diese Lizenz bereits besitzt. Durch die Übernahme von ATi sieht sich Meyer unterdessen darin bestätigt, sowohl CPUs als auch GPUs unter einem Dach zu fertigen und findet es etwas ironisch, dass Nvidias CEO Jen-Hsun Huang es ursprünglich bevorzugte, als einziger unabhängiger Grafikchip-Hersteller auf dem Markt zu agieren.

Die x86-Pläne dürfte Nvidia in erster Linie verfolgen, um hauseigene Einchip-Systeme (SoC) anbieten zu können und so in Konkurrenz zu Intels Atom-Plattform zu treten. Derzeit bedient man diesen Markt mit der Ion-Plattform, die aus einer Kombination von Intels Atom-Prozessor sowie dem GeForce-9400-Chipsatz besteht. Genau dieses Marktsegment kritisierte Meyer allerdings; seiner Meinung nach werde der Begriff „Netbook“ etwa mit der Zeit verschwinden. Netbooks seien lediglich kleine Notebooks und mit der Zeit löse sich die Grenze zwischen Netbooks und Notebooks auf.

Zudem ist die ständige Fragerei nach Netbooks für ihn eine der tristesten Entwicklungen der PC-Industrie der vergangenen Jahre. Die entsprechenden Geräte sind in Funktion und Kosten limitiert, weswegen dieser Bereich schlicht langweilig sei und man könne darüber hinaus nicht allzu viel verdienen. Ganz falsch liegt er mit dieser Einschätzung sicher nicht, schließlich verkündete Intel erst kürzlich, einen Teil der Fertigung von Atom-Prozessoren bei dem unabhängigen Halbleiter-Produzenten TSMC auszulagern. Dieser Schritt dürfte in erster Linie mit den niedrigen Margen begründet sein, die in dem Geschäft mit den Low-Cost-Produkten zu holen sind.

Die neuen Strukturen innerhalb von AMD durch die Abspaltung der Fertigungsstätten bezeichnet er als Fortschritt; das Unternehmen könne so die Gewinnschwelle pro Quartal von zwei Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2007 auf nun mehr 1,5 Milliarden US-Dollar pro Quartal senken – für die Zukunft hofft man, einen Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar pro Quartal zu erreichen. Außerdem wirke sich die neue Unternehmensstruktur positiv auf den Cashflow aus: In der Vergangenheit musste man selbst bei einem positiven Ergebnis hohe Investitionen für die Fabriken tätigen, welche den Nettozufluss liquider Mittel erschwerten.

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