Youtube blockt Musikvideos in Deutschland

Jan-Frederik Timm
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Weil sich die Google-Tochter YouTube mit der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) nicht auf einen neuen Vertrag hat einigen können, sind professionelle Musikvideos, deren Urheber ihre Rechte über die GEMA vertreten lassen, in Deutschland ab sofort nicht mehr abrufbar.

Es zeichnet sich eine grundlegende Auseinandersetzung zwischen der GEMA und Google / YouTube ab. Andere europäische Gesellschaften, die ebenfalls Rechte an Musikwerken wahrnehmen, sind in der gleichen schwierigen Lage, bei Google bzw. YouTube Meldeverpflichtungen und eine angemessene Vergütung durchsetzen zu müssen. Auch Rechtebereiche wie Buchverlage und Buchautoren, Tonträgerlabels und Sendeanstalten sind betroffen. Die GEMA wird sich der Auseinandersetzung stellen, um die Interessen der von ihr vertretenen Urheber zu schützen.

Dr. Harald Heker, Vorstandsvorsitzender der GEMA

Gegenüber dem Handelsblatt ließ Patrick Walker, Director of Video Partnership für Europa, verlauten, die GEMA hätte im Rahmen neuerlicher Verhandlungen einen Betrag von 12 Cent pro abgespieltem und von der GEMA verwerteten Musikvideo sowie umfangreiche Statistiken über die Abrufe von Musikvideos gefordert. Bettina Müller, Sprecherin der GEMA, bestritt diese Forderungen gegenüber dem Handelsblatt: „Wir haben Google einen Betrag von einem Eurocent pro Stream angeboten.“ Aus Sicht der GEMA sind die Verhandlungen in erster Linie daran gescheitert, dass YouTube nicht bereit ist, die Forderungen nach Transparenz hinsichtlich des genutzten Musikrepertoires zu erfüllen.

Laut Aussagen der GEMA bietet YouTube eine Verlängerung des Vertrags auf Basis einer Pauschalzahlung ohne ausreichende Informationen zu den genutzten Musikwerken und der Anzahl der Streams an. Dies lehnt die GEMA mit der Begründung ab, dass es auf diesem Weg nicht möglich ist, die Angemessenheit der Vergütung zu beurteilen und die Vergütung zielgerichtet an die Urheber und Musikverlage weiterzuleiten.

Eine laufende Auseinandersetzung mit der britischen Verwertungsgesellschaft „PRS for Music“ hatte vor zwei Wochen in Großbritannien dazu geführt, dass Tausende Videos für britische Nutzer offline genommen wurden. Die englische Verwertungsgesellschaft fordert, dass von ihr vertretene Künstler künftig besser an der Nutzung ihrer eigenen Werke beteiligt werden.

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