Xiaomi ändert Hardware von Charge zu Charge

Nicolas La Rocco
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Hugo Barra, ehemaliger Vice President im Bereich Produktmanagement für Android und derzeit Vice President Xiaomi Global beim gleichnamigen Unternehmen, gab zusammen mit Firmengründer Lei Jun, der von Forbes „Chinas Steve Jobs“ genannt wird, Einblick in das Unternehmen und wie Xiaomi auf Ideen der Kunden reagiert.

Auf der Global Mobile Internet Conference (GMIC) in San Francisco sagte Barra, dass Xiaomi die Rückmeldungen der Kunden nach guten Ideen selektiert und anschließend in die nächsten Lieferchargen integriert, die jeden Dienstag in Chargen von 100.000 Stück das Werk verlassen. Jede neue Lieferung, die vom Stapel geht, ist zunehmend besser, so Barra. Ein solch starker Fokus auf Kundenfeedback und das sehr schnelle Umsetzen von Ideen sei ein Vorgehen, das heutzutage nicht oft zu sehen sei.

Barra erklärt weiterführend, dass Produktmanager die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Forum des Smartphone-Herstellers verbringen dürfen, um qualifizierte Beiträge aufzuspüren. Wenige Stunden später könne eine Idee schon auf dem Schreibtisch eines Ingenieurs landen, so Barra weiter. Gibt auch dieser seine Zustimmung, könne die Veränderung in den wöchentlichen Rhythmus der Produktion integriert werden. Xiaomi nennt seine Anhänger „me fans“.

Xiaomi Mi3 mit Tegra 4 oder Snapdragon 800 ab 240 Euro
Xiaomi Mi3 mit Tegra 4 oder Snapdragon 800 ab 240 Euro

Die Verbundenheit der Kunden zur Marke führt dazu, dass Xiaomi regelmäßig als chinesisches Apple bezeichnet wird. Gründer Lei Jun setzt diesem Vergleich jedoch eine von Apple abweichende Strategie entgegen. Man wolle großartige Produkte möglichst nah am Herstellungspreis verkaufen. Mitte August konnte Xiaomi im eigenen Land Apple mit einem Marktanteil von 5 zu 4,8 Prozent überholen. Einen Monat später und drei Jahre nach der Gründung war das Unternehmen das erste mal profitabel. Aus etwa sieben Millionen verkauften Einheiten im Jahr 2012 sollen 2013 schon 20 Millionen werden, so die Einschätzung von Xiaomi. Hugo Barra soll als „erste wirklich internationale Persönlichkeit“ im Unternehmen mit am Strang ziehen.

Dieser vergleicht den Fokus auf den Endanwender mit Googles Ethos „Don't be evil“, sei nicht böse. Xiaomi habe eine etwas skurrile Kultur, weshalb es für das Unternehmen nicht einfach sei, adäquates Personal für eine internationale Expansion zu finden. Weder Barra noch Jun wollten preisgeben, welche Länder für eine breitere Aufstellung infrage kommen, in Taiwan versuche man aktuell einen ersten Gehversuch. Ein passender Markt müsse eine in sozialen Netzwerken aktive und stark am elektronischen Handel beteiligte Bevölkerung vorweisen, so Lei Jun. Die USA seien prinzipiell zwar ein solcher Markt, doch sei es dort besonders schwer Apple und Samsung Marktanteile abzunehmen. Man solle Nokia und HTC fragen, wie so etwas ausgehen könne.

Wenn es allerdings zur Expansion kommen würde, dann plane Xiaomi laut Jun, für jeden Markt speziell angepasste Produkte zu offerieren. Man solle Xiaomi nicht mit Apple vergleichen, sondern eher mit Amazon gleichsetzen. „Wir verwenden Hardware, um eine Software-Plattform aufzubauen und wir verkaufen all unsere Produkte online.“ Diese Plattform setzt auf Google Android, wo sich der Kreis zu Hugo Barra wieder schließt.