Atari 2600: E.T. in der Wüste New Mexicos entdeckt

Michael Schäfer
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Es gilt als eines der größten Mythen in der Videospielgeschichte und zahlreiche Filme, Bücher oder Dokumentationen haben sich diesem Thema bereits angenommen. Jetzt hat ein Dokumentarfilmteam in der Wüste New Mexicos nach über 30 Jahren eine große Anzahl von Spiele-Kassetten des Atari-Flops „E.T.“ geborgen.

In nur fünf Wochen sollte der Spiele-Entwickler Howard Scott Warshaw 1982 eine Adaption des Filmklassikers „E.T. The Extra-Terrestrial“ von Steven Spielberg für die damals sehr verbreitete Spiele-Konsole Atari 2600 erstellen. Neben dem Verkauf des Spieles versprach sich Atari in Kombination mit der anhaltenden „E.T.-Welle“ zudem einen Absatzanstieg seiner Spiele-Konsole im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft. Der Spiele-Hersteller war bereits im Vorfeld vom Erfolg des noch nicht veröffentlichten Spieles so überzeugt, dass dieser mit fünf Millionen Einheiten mehr Exemplare produzierte als sich zu diesem Zeitpunkt 2.600 Konsolen im Umlauf befanden.

Obwohl das Spiel Kritiker sowohl grafisch als auch spielerisch nicht überzeugen konnte, setzte Atari rund eine Million Exemplare ab – blieb jedoch auf weiteren vier Millionen Einheiten sitzen. Über Nacht sollen laut der New York Times im September 1983 die restlichen Spiele in 14 LKW-Ladungen auf einer Deponie nahe Alamogordo in der Wüste New Mexicos vergraben worden sein. Der genaue Ort blieb all die Jahre unbekannt.

E.T. in der Wüste New Mexicos entdeckt

Ende 2013 wurde bekannt, dass die Xbox Entertainment Studios in Zusammenarbeit mit dem Oskar-prämierten Dokumentarfilmproduzenten Simon Chinn und dessen Cousin Jonathan Chinn eine Dokumentation mit dem Arbeitstitel „Atari: Game Over“ plant, welche sich auch des Mythos der verschollenen E.T.-Spiele annehmen wolle. Eine exklusive, zeitlich begrenzte Erlaubnis zum Ausheben der Deponie wurde von der Stadtverwaltung Alamogordo bereits während der Planung im Juni 2013 erteilt.

Schwierig erwies sich neben dem zeitlichen Aspekt auch die Suche nach dem Ort, an welchem die Kassetten zu finden sind. Diese sollten sich auf einer Fläche von rund 360 Quadratmetern befinden, was ungefähr die Hälfte der Größe des Strafraums beim Fußball entspricht – auf einem Gebiet, welches mehr als 1,2 Quadratkilometer umfasst, also rund 170 Fußballfelder. Hinzu kam, dass die verwendeten Bagger lediglich bis zu einer Tiefe von rund neun Metern graben konnten.

Um 12:45 Uhr Ortszeit gab der Regisseur und Drehbuchautor Zak Penn, welcher bei der geplanten Dokumentation Regie führen wird, in Gegenwart von über einhundert Schaulustigen und Pressevertretern den Fund der ersten Spiele-Module bekannt. Neben weiteren E.T.-Kassetten brachten die Arbeiter auch Gebrauchsanweisungen, verstaubte Konsolen-Teile und andere Spiele-Titel zu Tage, darunter Klassiker wie „Centipede oder „Missile Command“ – alle in einem guten Zustand und zum Teil noch in Folie verschweißt. Des Weiteren wurde auch umfangreiches Werbematerial zu Ataris Spieleadaption zu „Raiders of the Lost Ark“ gefunden, welches ebenfalls unter der Leitung von Howard Scott Warshaw entstand.

Erste Bilder der Grabungen und des Fundes wurden vom Director Of Programming des Xbox-Live-Netzwerkes Larry Hryb und Wired-Redakteur Chris Kohler via Twitter veröffentlicht, womit der Mythos um die letzten E.T.-Cartridges nun aufgeklärt sein dürfte.

Die geplante Dokumentation soll noch in diesem Jahr zunächst über Xbox Live für die Xbox 360 und die neue Xbox One erscheinen. In dieser könnte letztendlich aufgeklärt werden, wie viele von den gefundenen Kassetten noch spielbar waren und was mit ihnen geschehen wird. Rein rechtlich gehört das gefundene Material der Stadt Alamogordo. Laut Ars Technica soll es jedoch eine Abmachung mit der Stadt als Betreiber der Deponie geben, nach der dem Suchteam zehn Prozent oder mindestens 250 Exemplare des Spiels zustehen sollen.

Interessierte können das Spiel zudem in einer Browser-Emulation über das Internet Archive spielen.

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