QNAP TS-451 im Test: NAS mit Bay Trail, Quick Sync und Virtualisierung

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Frank Hüber
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QNAP TS-451

Auch wenn der TS-451 die Herkunft aus dem Hause QNAP deutlich anzusehen ist, verzichtet sie auf das typische Metallgehäuse und wartet mit dem von den günstigeren QNAP-NAS bekannten weißen Kunststoffgehäuse auf, wie es beispielsweise auch die bereits getestete TS-220 bietet. Bis zu vier Festplatten werden auf Laufwerkseinschübe aus Kunststoff statt aus Metall geschraubt, können aber wie bei den Metallvarianten über die Vorderseite des Systems in das Gehäuse geschoben werden. Neben dem USB-3.0-Port mitsamt Kopiertaste befinden sich an der Vorderseite der TS-451 der Ein-/Ausschalter sowie die Status-LEDs für das System, LAN, USB und die vier Festplatten.

QNAP TS-451 im Test

An der Rückseite sind die beiden LAN-Anschlüsse, zwei USB-2.0-Ports, ein USB-3.0-Anschluss, ein HDMI-1.4a-Anschluss, das Kensington-Lock sowie der Stromanschluss für das externe 90-Watt-Netzteil untergebracht. Über den HDMI-Ausgang kann die TS-451 wie schon die TS-469 Pro über die von QNAP kostenlos angebotene App „HD Station“ Filme und Fotos über XBMC auf einem Fernseher oder Monitor wiedergeben, Spotify nutzen oder via Chrome- oder YouTube-App direkt auf Webseiten und Videos aus dem Internet zugreifen. Wie bei der TS-469 Pro funktionierte diese Funktion auch bei der TS-451 einwandfrei.

QNAP TS-451 im Test
QNAP TS-451 im Test

Für die Belüftung des Systems setzt QNAP auf einen einzelnen 120-mm-Lüfter. Da die TS-451 anders als die TS-469 Pro oder der Asustor AS-604 nicht auf ein internes Netzteil setzt, entfällt dessen zusätzlicher kleiner, schnell drehender Lüfter. Das Öffnen des Gehäuses ermöglicht das Aufrüsten des Arbeitsspeichers über einen ab Werk nicht bestückten RAM-Steckplatz. QNAP erläutert das Vorgehen in einer Anleitung.

Die Konfiguration des Systems unterscheidet sich nicht zu bisherigen Modellen von QNAP, so dass sie kann innerhalb weniger Minuten auch von weniger versierten Nutzern vorgenommen werden. Im Test kam Version 4.1.0 Build 20140627 des QTS-Betriebssystems zum Einsatz.

Transkodierung

Die heimischen Multimedia-Datenbanken wachsen rasant, und immer häufiger soll auf diese auch unterwegs zugegriffen werden können. Liegt das Video auf dem heimischen NAS häufig in Full HD mit einer Auflösung von 1.920 × 1.080 Bildpunkten und in einem vom Smartphone oder Tablet nicht direkt abspielbaren Videoformat vor, genügt auf diesen Geräten oft auch eine Wiedergabe in niedrigerer Auflösung. Eine Übertragung mit angepasster Auflösung erlaubt zudem eine flüssige Wiedergabe auch bei langsamen WLAN-Verbindungen oder gar über das Mobilfunknetz, sofern es das Inklusivvolumen des Smartphone-Tarifs erlaubt.

Synology hat diese Funktion bereits bei der DS415play in den Fokus des Produkts gerückt und den Encoder und Decoder des Berryville-SoC genutzt, während Asustor und Thecus sich auf die Möglichkeit des Dekodierens konzentrieren. Für die für das Streaming gegebenenfalls notwendige Echtzeittranskodierung kann die TS-451 jedoch erstmals auf Intels Quick Sync zurückgreifen, das die Umwandlung dank Hardware-H.264-Encoder erheblich beschleunigt. Für den Einsatz von Quick Sync in QNAPs Linux-basiertem Betriebssystem QTS setzt der Hersteller auf die VA-API.

Derzeit ist die Nutzung der Echtzeittranskodierung allerdings noch auf QNAPs eigene Anwendungen beschränkt. Für die Videoübertragung unter Einsatz der Echtzeittranskodierung mit Hilfe von Quick Sync muss der Benutzer deshalb aktuell noch QNAPs Qfile-App benutzen und ist auf die Videoformatunterstützung der App angewiesen. Der populäre Plex Media Server unterstützt beispielsweise weiterhin kein Quick Sync. QNAP selbst arbeitet derzeit auch daran, eine eigene Programmierschnittstelle in QTS zu integrieren, so dass Entwickler von Dritt-Anwendungen auf die Transkodierungs-, Enkodierungs- und Dekodierungsmöglichkeiten der TS-x51/x53 Pro/x70-Pro-Serien zugreifen können.

QNAP Transkodierung

Zusätzlich zur Echtzeittranskodierung, bei der QNAP bis zu fünf parallele Transkodierungen in Echtzeit verspricht, kann der Benutzer der TS-451 auch die Offline-Transkodierung des Videomaterials überlassen, so dass Videos automatisch oder auf Wunsch in verschiedenen Formaten auf der TS-451 vorgehalten werden, die dann vorab auf mobile Geräte kopiert werden können. Hierfür nutzen QNAP wie auch Synology ffmpeg.

In der Praxis erwies sich die Echtzeittranskodierung über die iOS-App Qfile noch als fehleranfällig. Zwar wurden Quicktime-Trailer problemlos in Echtzeit bei einer CPU-Last von rund 24 Prozent transkodiert und bei einer Übertragungsrate zwischen 500 und 700 KB/s per WLAN wiedergegeben. Bei m2ts-Dateien brach die Wiedergabe unter iOS jedoch noch vor dem Start ohne Fehlermeldung ab, und ein fast 2 Gigabyte großes unkomprimiertes AVI-Video in Full HD resultierte bei einer 35-prozentigen CPU-Last mit einer Übertragungsrate von rund 4 MB/s und ruckelndem Abspielen in einem Absturz der Wiedergabe in Qfile. Ein Vor- und Zurückspringen in den in Echtzeit transkodierten Videos ist während der Wiedergabe nicht möglich. Die Echtzeittranskodierung auf der TS-451 ist je nach Systemlast deutlich schneller als die Wiedergabe auf dem mobilen Gerät, so dass die CPU-Auslastung schon vor dem Ende der Videowiedergabe auf der TS-451 wieder sinkt.

Lässt der Nutzer die Videos vorab etwa per File Station transkodieren, bietet Qfile unter iOS bei der Wiedergabe alle transkodierten Videoauflösungen zusätzlich zur Echtzeittranskodierung und der Wiedergabe der Originaldatei an. So lässt sich auch unter iOS ein m2ts-Video problemlos abspielen, das zuvor transkodiert wurde. Für die Vorabtranskodierung eines 59-sekündigen m2ts-Videos in 1.920 × 1.080 (198,8 MB) in die Qualitätsstufen 240p, 360p, 480p, 720p und 1080p benötigt die TS-451 34:41 Minuten. Die Umwandlung eines unkomprimierten AVI-Videos mit einer Größe von 1,9 Gigabyte von 1080p in 720p dauert 1:06 Minuten und ist hinterher 140,8 MB groß. Falls notwendig, wird die Auflösung des Videos beim Transkodieren auch hochskaliert.

Während die Qfile-App für iOS nur die Echtzeittranskodierung oder die Wiedergabe der Originaldatei zur Auswahl stellt, kann unter Android für die Echtzeittranskodierung zwischen den drei Qualitätsstufen Niedrig, Mittel und Hoch gewählt werden. Welche Auflösung und Bitrate sich hinter den Qualitätsstufen verstecken, ist jedoch nicht ersichtlich. Darüber hinaus ist die Wiedergabe von m2ts-Dateien unter Android kein Problem. Während iOS die vorab transkodierten Qualitätsstufen bei der Wiedergabe in Qfile zur Auswahl stellt, zeigt die Android-App diese nicht an und lässt so nur die Wahl zwischen Echtzeittranskodierung oder Wiedergabe der Originaldatei.

QNAP selbst empfiehlt unter iOS die Nutzung eines alternativen Players wie OPlayer anstelle der Wiedergabe über Qfile. Unter Android kann Qfile selbst keine Videos wiedergeben, sondern ein auf dem Gerät installierter Player muss zur Wiedergabe ausgewählt werden. Auch QNAP steht wie immer mehr Unternehmen somit vor dem Problem, dass die getrennte Entwicklung der Anwendung für verschiedene Plattformen in einem unterschiedlichen Funktionsumfang resultiert. Eine Vereinheitlichung und eine Funktionserweiterung sind dringend notwendig.

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