Windows 10: Microsoft hält sich trotz Datenschutzvorwürfen bedeckt

Andreas Frischholz
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Windows 10: Microsoft hält sich trotz Datenschutzvorwürfen bedeckt
Bild: Robert Scoble | CC BY 2.0

Mit Windows 10 wird der „PC in eine Art private Abhöranlage“ verwandelt und den Nutzern droht ein Kontrollverlust über ihre persönlichen Daten – so lautet im Kern die Kritik von Verbraucher- und Datenschützern. Doch Microsoft hält sich trotz solcher Vorwürfe bedeckt.

So erklärt eine Sprecherin des Konzerns auf Anfrage von ComputerBase: „Der Kunde hat mit Windows 10 die volle Kontrolle über seine Daten.“ Deswegen biete Microsoft den Nutzern auch zahlreiche Möglichkeiten, um die Privatsphäre-Einstellungen den eigenen Wünschen entsprechend anzupassen. In diesem Kontext wird auf die Datenschutzoptionen verwiesen, die jederzeit geändert werden können. Zudem haben die Nutzer „erstmals im Rahmen der Installation von Windows 10“ die Möglichkeit, die Privatsphäre-Einstellungen zu konfigurieren.

Grundsätzlich wäre das Sammeln von Nutzerdaten allerdings nötig, um personalisierte Dienste anbieten zu können. „Windows 10 ist unser bisher persönlichstes Betriebssystem“, so die Microsoft-Sprecherin. Neue Funktionen wie Cortana oder der Edge-Browser können demnach allerdings nur einen Mehrwert bieten, wenn diese von dem Nutzer lernen – und dafür müssen persönliche Informationen ausgewertet werden.

Aus diesem Grund verfolge Microsoft auch keinen „Privacy-by-Design“-Ansatz, bei dem Datensammlung von Haus aus ausgeschaltet ist und erst vom Nutzer aktiviert werden muss. „Für eine bestmögliche Nutzererfahrung werden dabei Einstellungen beim initialen Setup vorgeschlagen, die einen optimalen Service ermöglichen“, so die Sprecherin. Darüber hinaus ist die bei der Installation gewählte Konfiguration auch keine finale Entscheidung: Nutzer haben nachträglich noch die Möglichkeit, das Sammeln von Nutzerdaten anzupassen und Dienste, die auf das Auswerten von persönlichen Daten angewiesen sind, vollständig zu deaktivieren.

Ausgenommen von diesen Optionen ist jedoch das Senden von Feedback- und Diagnosedaten. Zumindest die Nutzer von Windows 10 Home und Pro können die Datenübermittlung nicht vollständig unterbinden. Microsoft begründet diesen Schritt mit dem Windows-as-a-Service-Prinzip. Die entsprechenden Daten sind also für die Produktentwicklung gedacht, da sich auf diese Weise Probleme identifizieren und Fehler beheben lassen. So ist es zwar möglich, dass im Rahmen der Feedback- und Diagnose-Funktionen auch Nutzerdaten erfasst werden. Allerdings: „Sollte ein Fehlerbericht persönliche Informationen enthalten, werden diese nicht dazu verwendet, Nutzer zu identifizieren, zu kontaktieren oder gezielt Werbung zu schalten.“ Ebenso werden die Daten auch nur an Dritte wie etwa Hardware-Partner weitergereicht, um Probleme zu beheben und die jeweiligen Produkte an Windows 10 anzupassen.

Microsoft hält sich bedeckt

Allerdings erklärt Microsoft nicht, warum es bei Windows 10 Enterprise möglich ist, das Übermitteln von Feedback- und Diagnose-Daten vollständig zu unterbinden. Und warum es bei Windows 10 Home und Pro nicht der Fall ist. Ohnehin geht Microsoft nicht direkt auf die Vorwürfe ein, sondern bleibt vielmehr bei der bekannten Linie: Das Datensammeln von Windows 10 ist nötig, um personalisierte Dienste wie Cortana anbieten zu können. Wollen Nutzer darauf verzichten, lassen sich die jeweiligen Funktionen in den Datenschutzeinstellungen ausschalten.

Ungeklärt ist aber nach wie vor, welche Nutzerdaten von Microsoft nun konkret gesammelt werden und inwieweit diese ausgewertet werden. Eine Frage, die mittlerweile auch die Datenschutzbehörden beschäftigt – sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern.