Jahresrückblick Linux: Neue Kernel und Liebesgrüße aus Redmond

Ferdinand Thommes
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Jahresrückblick Linux: Neue Kernel und Liebesgrüße aus Redmond
Bild: Jan Smith | CC BY 2.0

Vorwort

2015 war wieder nicht das Jahr des Linux-Desktops. Das liegt daran, dass Linux nicht nach solchen Marketingmaßstäben funktioniert. Im Unternehmensbereich expandierte Linux so sehr, dass der Markt nicht genug Fachkräfte hergibt. Der Desktop entwickelt sich eher stetig, aber gemächlich, hatte aber 2015 auch seine Glanzlichter.

Neue Kernel mit AMDGPU aber ohne Kdbus

Der Kernel brachte das Jahr 2015 relativ gelassen hinter sich, wenn einmal vom April abgesehen wird, als die Kernel-Versionierung einen Sprung nach vorne machte. Linus Torvalds entschied, anstatt Kernel 3.20 zu nutzen, die Versionierung auf 4.0 anzuheben. Aufregung gab es in technischen Belangen ansonsten hauptsächlich um Kdbus. Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman (GKH) beantragte erstmals im Oktober 2014 die Aufnahme des zur Interprozesskommunikation (IPC) genutzten Daemons D-Bus in den Mainline-Kernel in Version 3.19.

Darauf entspann sich eine lebhafte Diskussion, die Teils zurecht Defizite von Kdbus kritisierte, aber von einem allgemeinen Tenor der Ablehnung von Systemd getragen war, dessen Macher Kdbus zusammen mit dem hoch geschätzten GKH zur Einreichung vorbereitet hatten. Aber auch mit Kernel 4.1 schaffte Kdbus die Integration in den Kernel nicht. Mittlerweile ist der Patch wieder zur Überarbeitung zurück aufs Reißbrett gewandert und es ist unklar, ob 2016 ein neuer Anlauf gemacht wird. In den Kernel geschafft hat es jedoch AMD mit dem neuen AMDGPU-Treiber. Der im April erstmals veröffentlichte Treiber zog Ende August in Kernel 4.2 ein und soll die gemeinsame Basis für AMDs freie und proprietäre Treiber bilden. Kernel 4.3 erschien im November mit Unterstützung für Intels Skylake- und AMD Fiji-Architektur.

Der rüde Umgangston ist geblieben

Im Kernel-Umfeld ging es – wie könnte es anders sein – auch 2015 mehrmals um die Gepflogenheiten des Umgangs innerhalb der Gemeinschaft der Kernel-Entwickler und besonders um den oft etwas rüden Umgangston von Torvalds selbst. Der Rücktritt von Sarah Sharp schlug hohe Wellen, betrachtet man aber das Echo innerhalb der Linux-Communities, so lässt sich das am ehesten mit dem Begriff Drama Queen beschreiben. Wenige Tage nach Sharp erklärte auch Matthew Garrett, er werde keine Einreichungen für den Kernel mehr machen.