Shadow Warrior 2 im Test: Vier Wangs für ein Hallelujah

 3/5
Max Doll
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Lil' Wang wird groß

Aufmerksamkeit gewidmet haben die Entwickler auch dem Nahkampf. Das alte System, eine bedingt sinnvolle, montone Belastung der linken Maustaste, ist gründlich aufpoliert worden. Das neue System bietet neue Angriffsarten und eine Möglichkeit zum Blocken, wodurch sich jeder Gegner auch effektiv aus der Nähe bearbeiten lässt. Bei einem einzelnen Katana, das als „Lil' Wang“ vorgestellt wird, bleibt es allerdings nicht. Schon nach wenigen Minuten werden dem Schwert Spielgenossen in allen Formen und Größenordnungen an die Seite gestellt, was den Nahkampf vom plumpen Angriff zum Spielstil befördert.

Schnell rein und raus

Sowohl Nah- und Fernkampf kommt zu Gute, dass Spieler durch „Dash“ und Doppelsprung viel mobiler werden. Das macht es einfacher, Schlägen oder Schüssen auszuweichen und beschleunigt das Spielgeschehen beziehungsweise die Eingabefrequenz. Simples Dauerfeuer ist nicht länger zielführend. Eine hohe Gegnerdichte, die ebenfalls gestiegene Mobilität vieler Dämonen und Cyborg-Ninjas, die zudem unterschiedliche Spezialattacken ins Feld führen, und das Spiel mit Resistenzen verlangen schnelle Reaktionen und ein wenig mehr Multi-Tasking beim Versuch den Überblick zu behalten. Dies ist auch deshalb nötig, weil die Anzahl der Lebenspunkte, also die Dauer der Kämpfe, ansteigt, was wiederum den Einsatz aller Werkzeuge und Waffen nötig macht.

Die grafische Präsentation bleibt dabei wie der Gewaltgrad auf Overkill-Niveau. Die vielen Effekte und Explosionen sind zwar nett anzuschauen, aber anstrengend, zumal nun HP-Anzeige, Namen und der verursachte Waffenschaden beim Gegner angezeigt werden – ein Feature, dessen schnelle Deaktivierung möglich und zu empfehlen ist. Eine solche Informationsflut stört auch, weil sie nicht zum Genre passen will: Shadow Warrior 2 bleibt ein schneller Shooter, dessen Rollenspiel-Aufsatz die Seele des Spiels weder mit Moderne noch Mainstream verdirbt.

Das Schwert wird zu einer echten Alternative
Das Schwert wird zu einer echten Alternative

Gleich heißt nicht identisch

Die spielerische Vielfalt wird allerdings nicht in gleichem Maße von einer Vielfalt der Spielwelt begleitet. Das beginnt bei den Typen an Gegner, die zwar häufig anders aussehen, aber insbesondere in ihren größeren Erscheinungsformen zu oft das gleiche Verhalten an den Tag legen. Ob ein Dämon mit Schlachtbeil und drei Reihen spitzer Zähne oder ein Kampfroboter mit Laserarmen auf den Plan tritt, spielt keine Rolle, weil beide nicht in der Lage sind, auf Angriffe von Hinten adäquat zu reagieren. Zu oft reicht es aus, im Kreis um diese Giganten zu laufen und ihnen ausdauernde Schläge auf den Hintern, dem einzigen Körperteil auf Augenhöhe, zu verpassen. Dass Feinden damit richtiggehend „der Arsch versohlt“ wird, kann über taktische Monotonie nicht ganz hinwegtrösten.

Nicht gleich sind wiederum gleiche Gegner, weil Standardtypen in der Größe skalieren und zufällig Elite-Status erhalten. Diese Varianten verursachen abhängig von den ausgewürfelten Attributen mehr Schaden, verfügen über Resistenzen und sind bisweilen brandgefährlich. Hier greift Shadow Warrior 2 klar auf die Mob-Struktur von Action-Rollenspielen zurück, die ihre Level ebenfalls zufällig bevölkern. Wirklich spannend sind indes nur einzigartige Begegnungen, weil hier als Belohnung neue Waffen winken.