Notebook mit Linux im Test: Eine Woche mit dem dünnen KDE-Slimbook

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Ferdinand Thommes
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KDE Neon mit Ubuntu LTS 16.04

Die Referenz-Distribution KDE Neon, die auf dem KDE-Slimbook vorinstalliert ist, setzt sich aus einem Unterbau von Ubuntu LTS 16.04 Xenial Xerus und den darauf laufenden neuesten KDE-Paketen zusammen. KDE Neon bietet vier Entwicklungsstufen von KDE an. Die Ausgaben für Entwickler Developer Edition Git-Unstable und Developer Edition Git-Stable verwenden die jeweils neuesten Pakete aus Git.

Für enthusiastische Anwender ist die User-Edition gedacht, die die Software etwas später und besser abgehangen anbietet, nämlich gleich nachdem sie von KDE offiziell veröffentlicht wurde. Als vierteVariante wurde kürzlich eine Version eingeführt, die von Plasma 5.8 LTS Gebrauch macht und somit noch etwas besser getestete Software bietet. In diesem Fall bleibt Plasma 5.8 für 18 Monate stabil. Frameworks und Applications werden weiterhin aktualisiert. Alle Ausgaben sind nur in der 64-Bit-Ausführung als Live-Medien mit Installer zum Download erhältlich.

Stets aktuelles KDE

Auf dem Slimbook wird die User-Edition angeboten, also die Software zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung der Tarballs durch das KDE-Projekt und paketiert durch das Team von KDE Neon bzw. automatisch durch deren Infrastruktur für Kontinuierliche Integration. Diese mittlere Schiene bildet fast die Speerspitze der Distributionen mit den aktuellsten KDE-Paketen. Aktueller ist hier nur das kleine Projekt KaOS, das eine sehr gut gepflegte Mischung aus Git und frisch veröffentlichtem Material bietet und somit zwischen der Entwickler- und der Anwenderschiene von KDE Neon liegt.

Nach der Aktualisierung
Nach der Aktualisierung

Nach dem ersten Start und der obligatorischen Aktualisierung wurde das Grundsystem mit Ubuntus Hardware-Enablement (HWE) auf die neuesten Treiber und Kernel 4.8 aktualisiert. Plasma, das im Auslieferungszustand in Version 5.9.3 vorinstalliert war, erhielt ein Upgrade auf Plasma 5.9.5. KDE Frameworks stand danach bei 5.33, KDE Applications war in aktueller Version 17.04 installiert.

Viel mehr war beim Upgrade nicht zu tun, denn weitere Software war kaum vorinstalliert. KDE Neon versteht sich als Basissystem, das nur die zu KDE gehörigen Pakete sowie Firefox (Download) als Browser ausliefert, der Rest obliegt dem Anwender. Einzige Ausnahme ist die Variante mit Plasma 5.8 LTS, die schon eher einer vollwertigen Distribution ähnelt.

An die Hand genommen

Das KDE-Slimbook richtet sich mit seinem Konzept aber nicht nur an Entwickler und fortgeschrittene Anwender. Nicht so erfahrene Anwender werden beim ersten Start vom Systemeinrichtungswerkzeug Slimbook Essentials an die Hand genommen. Die Schritte, die ein erfahrener Anwender bei einer frischen Linux-Installation manuell abarbeitet, sollen dem Linux-Neuling hier abgenommen werden.

Slimbook Essentials
Slimbook Essentials

Das Tool ist in fünf Kategorien unterteilt, die – per Tabs organisiert – eine Menge an Einstellungen bieten. Das reicht vom System-Upgrade und dem Entfernen alter Kernel über die geführte Installation beliebter Anwendungen wie Google Chrome, Gimp, VLC oder Wine und der Bereitstellung von Diensten wie SSH und NFS bis hin zur Aktivierung von TRIM für die SSD. Die Abarbeitung der jeweiligen Schritte kann vom Anwender in einer integrierten Konsole beobachtet werden. Beim Testmodell war dieses Werkzeug lediglich auf Spanisch vorhanden, die Entwickler versicherten aber, dass die Übersetzung zumindest ins Englische geplant sei.

Das KDE-Slimbook ist natürlich nicht an KDE Neon als Distribution gebunden. Jede andere Distribution lässt sich installieren, auch zusätzlich. Selbst die Installation von Windows stellt auch kein Problem dar, auch nicht als Dual-Boot-System. Mit der Abkehr von KDE Neon gehen allerdings die spezifischen Vorteile dieses Notebooks verloren.

Fazit

Die Haptik des kleinen 13-Zöllers ist durch das Alu-Kleid angenehm und vermittelt stets einen Eindrück von Kühle. Auch nach längerem Betrieb fühlt sich das Notebook kaum warm an. An die auf Wunsch beleuchtete flache Tastatur gewöhnt man sich schnell, es handelt sich um eine der besseren Chiclet-Tastaturen. Eine störende Geräuschkulisse durch hochdrehende Lüfter blieb im Test aus: Selbst wenn alle Kerne mit dem Stresstest-Tool Cpuburn mit 100 Prozent ausgelastet waren, blieb der Lüfter in 30 Zentimetern Abstand fast unhörbar, war bestenfalls als sehr leises, nicht unangenehmes Rauschen wahrnehmbar. Erst in diesem Fall wurden nach eine Weile auch die Bereiche seitlich des Touchpads handwarm.

Ausreichende Leistung

Die Leistung des KDE-Slimbooks reicht auch für Entwickler aus, hier sollte dann aber der Hauptspeicher entsprechend erweitert werden, denn der Kernel- oder Paketbau mit vier GByte RAM empfehlen sich nicht. Auch Virtuelle Maschinen und Container in größerer Anzahl brauchen mehr Hauptspeicher, da werden die 16 GByte Maximalausbau des KDE-Slimbooks fast schon knapp. Doch erst das angekündigte Slimbook Pro mit 13 Zoll bietet bis zu 32 GB. Das bietet dann auch DDR4, wenn auch nicht in stromparender L-Variante. Mehr Grafikleistung als die iGPU bietet KDE hingegen nur im 15,6-Zoll-Modell mit Nvidia GeForce 940MX.

Viel Licht, wenig Schatten

Am Ende bleiben kaum Kritikpunkte. Zwei lauten: Das deutsche Tastaturlayout ist noch nicht ganz ausgereift und das für Einsteiger wichtige Werkzeug Slimbook Essentials ist noch nicht einmal ins Englische, geschweige denn ins Deutsche übersetzt. Die Entwickler haben aber Besserung gelobt. Wer mehr als die ab Werk verbauten 120 GB SSD-Speicher einsetzen will, sollte das eventuell in Eigenregie tun. Die genutzte Variante von Kingston ist vergleichsweise langsam, auch für SATA gibt es schnellere Modelle.

KDE-Slimbook
KDE-Slimbook (Bild: Slimbook)

Nach einer Woche im Alltagseinsatz hat das KDE-Slimbook die Redaktion mittlerweile wieder verlassen. Fazit: Bei der nächsten Kaufentscheidung für ein neues Notebook mit Linux kommt es neben Modellen von Lenovo, Dell oder Tuxedo in die engere Auswahl. In der kleinsten Variante verlangt der Hersteller 729 Euro für das Ultrabook.

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