Linux: Kernel 4.11 entlastet Notebook-Akkus

Ferdinand Thommes
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Linux: Kernel 4.11 entlastet Notebook-Akkus
Bild: Mario Behling | CC BY 2.0

Linus Torvalds hat nach zehn Wochen Entwicklung Version 4.11 des Linux-Kernels freigegeben. Wie immer wurden zahlreiche Treiber aktualisiert. Die Akku-Laufzeit von Notebooks konnte gesteigert werden. Grundlagen wurden für neue Scheduler, insbesondere für den I/O-Scheduler BFQ in Linux 4.12 gelegt.

Linus Torvalds hatte, etwas unerwartet, vor einer Woche mit 4.11-rc8 einen achten Release Candidate veröffentlicht, um abschließende kleinere Korrekturen vornehmen zu können und fühlt sich nach Aussage in seiner Release Note jetzt viel wohler mit der Veröffentlichung des mit dem Codenamen Fearless Coyote versehenen Kernel 4.11.

Zahlen und Fakten

Fast 14.000 Commits wurden in 70 Tagen Entwicklungszeit zu Kernel 4.11 eingereicht. Der Kernel wuchs dabei um über 300.000 Zeilen auf jetzt über 23 Millionen Zeilen (LoC) an. Dazu trugen über 1.700 Entwickler bei, davon war es für rund 280 Entwickler ihre erste veröffentlichte Beteiligung am Kernel. Bei den Firmen, für die diese Entwickler arbeiten, liegt, wie so oft, Intel vor Red Hat vorne, gefolgt von Linaro, IBM, SUSE und Google. Die Statistik weist 4.11 als durchschnittlich und im Trend liegend aus.

Verbesserungen an Grafiktreibern

Moderne Intel-GPUs ab Skylake nutzen mit 4.11 nun automatisch Framebuffer Compression (FBC). Damit kann einerseits die Leistungsaufnahme gesenkt und somit die Akku-Laufzeit verbessert werden bei gleichzeitiger Reduzierung der benötigten Speicherbandbreite für die Auffrischung des Bildschirms. Bei AMDGPU wurde das Power-Management weiter verbessert. Auch die Unterstützung für GPU-Virtualisierung wurde weiter ausgebaut. Damit sollen sich, wenn die Implementierung komplett ist, AMD-GPUs in Virtuellen Maschinen nutzen lassen. GPUs der Polaris-12-Baureihe auf den aktuellen Radeon-RX-550-Grafikkarten werden mit 4.11 unterstützt.

Nouveau, der freie Grafiktreiber für Nvidia-GPUs, kann mit Kernel 4.11 die Firmware für die Pascal-GPUs nutzen, die Nvidia kürzlich zur Nutzung freigegeben hat und die in das Paket linux-firmware integriert wurden. Damit macht Nouveau einen weiteren Schritt in Richtung 3D-Beschleunigung bei Karten der Reihe GeForce GTX 10xx, die aber erst in rund zwei Monaten mit Kernel 4.12 erreicht sein wird.

TinyDRM ist eine neue DRM-Implementation, die für kleine Displays gedacht ist und als Ersatz und Erweiterung für den nicht mehr weiter entwickelten Framebuffer-Treiber gelten kann. Davon profitieren Geräte wie der Raspberry Pi. Dessen GPUs erhielten zudem Unterstützung für die Display-Ansteuerung per DSI. Pine 64, ein naher Verwandter des Raspberry Pi, erhält mit 4.11 Unterstützung für MMC und USB im Mainline-Kernel.

Energieeinsparungen für NVMe-SSDs

Weitere Energieeinsparungen werden durch Autonomous Power State Transitions (APST) bei NVMe-SSDs erreicht. Die Technik erlaubt einen autonomen Schlafmodus bei Untätigkeit bei diesen SSDs und kann etwa zusammen mit den Einsparungen bei Intel-GPUs zu erheblich längeren Akku-Laufzeiten bei Notebooks führen.

Mit Kernel 4.12 soll nach vielen gescheiterten Versuchen der I/O-Scheduler Budget Fair Queueing (BFQ) in den Mainline-Kernel einziehen. Dazu wurde mit 4.11 die benötigte Infrastruktur für Multiqueue-API (PDF) angepasst. gleichzeitig wurde auch der Scheduler Mq-Deadline integriert.

Neue Scheduler und Sandboxen für Snap

Das Sicherheitsmodul AppArmor erfuhr Änderungen, die der weiteren Verbreitung von Canonicals Paketformat Snap dienlich sein werden. Durch die Unterstützung von Policy Namespaces und anderen Erweiterungen kann die Separierung der Snaps in Sandboxen nun auch unter anderen Distributionen als Ubuntu funktionieren. Hier stehen für die nächsten Kernel-Versionen noch weitere Änderungen an.

Kernel 4.11 unterstützt zudem einige Hundert Geräte mehr als sein Vorgänger. Darunter sind Treiber für Realteks HD-Audio-Codecs ALC299 und ALC1220 und das Dock des Lenovo Thinkpad X1 Tablet. Eine Übersicht über weitere Verbesserungen zu Kernel 4.11 hält die Webseite Kernel Newbies bereit. Der Quellcode steht auf Kernel.org zum Download.

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