MacBook Pro 2018: Thermal Throttling durch Firmware-Update behoben

Fabian Vecellio del Monego
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MacBook Pro 2018: Thermal Throttling durch Firmware-Update behoben
Bild: Apple

Erste Tests der vor rund einer Woche vorgestellten 2018er MacBook Pro bescheinigten den Top-Modellen eine mangelhafte Kühlung. Nun ist die Wurzel des Problems gefunden: Ein Fehler in der Firmware sorgte dafür, dass die Prozessoren dauerhaft ins Temperaturlimit liefen. Ein bereits verfügbares Update behebt die Problematik.

Fehlender Programmcode ließ Prozessoren überhitzen

Apple verpasste den MacBook Pro der aktuellsten Generation versehentlich die Eigenschaft, den Prozessor stets so hoch takten zu lassen, wie es die Temperatur zulässt. Vor allem die hochpreisigen Modelle mit Intel Core i7 oder Core i9 waren betroffen. So lag der Turbo des Sechskerners Core i9-7920HQ dauerhaft bei den spezifizierten 4,8 GHz, bis der Temperatursensor am Prozessor-Package an die 100 Grad Celsius maß. Die Folge war eine unmittelbare Drosselung herab auf 2,2 GHz, bis der Chip ein wenig abgekühlte; anschließend wiederholte sich die Prozedur.

Das Problem lag darin, dass die fehlerhafte Firmware die Verbrauchsgrenzen für die Prozessoren komplett aufhob. Die CPU richtete ihren tatsächlichen Turbotakt demnach nicht nach der Leistungsaufnahme, die laut Intel typisch 45 Watt beträgt, sondern lediglich nach dem Erreichen des Temperaturziels. Während eine Orientierung an erster zu einem langfristigen stabilen Turbo führt, resultierte letzteres in schwankender Taktrate, Leistungsaufnahme und demnach auch Leistung. Der tatsächliche, durchschnittlich anliegende Takt lag zeitweise kaum über dem Basistakt.

Apple entschuldigt sich und liefert nach

Nach bekanntwerden des Bugs soll der kalifornische Konzern schnell auf die Kritiker zugegangen sein, um den Fehler zu reproduzieren. Anschließend wurde ein Firmware-Update für macOS High Sierra ausgearbeitet, das über die Website des Unternehmens bereits verfügbar ist.

Darüber hinaus bittet Apple Nutzer der neuen MacBook Pro um Verzeihung und verspricht, die beworbene Leistung fortan auch liefern zu können.

Nach umfangreichen Leistungstests mit zahlreichen Workloads haben wir festgestellt, dass in der Firmware ein digitaler Schlüssel fehlt, der sich auf das Wärmemanagementsystem auswirkt und bei hohen thermischen Belastungen auf dem neuen MacBook Pro die Taktraten verringern kann. Ein Bugfix ist im heutigen macOS High Sierra 10.13.6 Supplemental Update enthalten und wird empfohlen. Wir entschuldigen uns bei jedem Kunden, der auf seinen neuen Systemen eine nicht optimale Leistung erfahren hat. Kunden können erwarten, dass das neue 15-Zoll MacBook Pro bis zu 70% schneller und das 13-Zoll MacBook Pro mit Touch Bar bis zu 2-mal schneller sein wird, wie in den Leistungsergebnissen auf unserer Website gezeigt.

Vorjahresmodelle waren unter Umständen schneller

Der YouTuber Dave Lee brachte die Thematik zunächst auf, als er die Leistung des 2018er-Top-Modells, für das Apple in Deutschland mit Intel Core i9 mindestens 3.639 Euro aufruft, im Vergleich mit einem deutlich günstigeren 2017er-Modell mit dem Vierkerner testete, indem er per Adobe Premiere ein 5K-Video in einen 4K-Clip exportierte. Dabei fiel auf, dass die Core-i9-Version mit 39 Minuten und 37 Sekunden rund 4 Minuten länger benötigte, als das Vorjahresmodell mit 35 Minuten und 22 Sekunden.

Auch bei dem kleineren 13-Zoll-MacBook-Pro mit Intel Core i5 ließ sich das Problem reproduzieren. Der Prozessor mit einer typischen Leistungsaufnahme von 18 Watt genehmigte sich demnach bis zu 40 Watt und lief dabei regelmäßig ins Temperaturlimit. Die Schwankungen fielen allerdings insgesamt geringer aus, als beim großen Bruder.

Kritik am Kühlkonzept bleibt bestehen

Je nach Konfiguration steht die bedingt durch die schlanke Bauweise klein ausfallende Kühlung nicht nur einem Sechskern-Prozessor, sondern auch einer AMD Radeon RX 560X gegenüber. Kritiker werfen dem Konzern nach wie vor vor, das Design vor die Funktionalität zu stellen und verweisen auf Konkurrenzprodukte, deren Kühlkonzept größer dimensioniert ausfällt.

So zeigen Dell und Schenker mit den Notebooks XPS 15 respektive XMG Neo 15, in denen ebenfalls der i7-8750H verbaut ist, dass eine ausreichende Kühlung im Mobilgerät durchaus umsetzbar ist. In beiden Modellen ist der Prozessortakt an die Leistungsaufnahme gekoppelt.