Papier statt E-Ink-Display: Das Rimowa Electronic Tag steht vor dem Aus

Nicolas La Rocco
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Papier statt E-Ink-Display: Das Rimowa Electronic Tag steht vor dem Aus

Auf Rimowas E-Ink-Display als Ablöse des analogen Papier-Bag-Tags folgt mit der neuen Generation der Luxuskoffer die Rolle rückwärts und Papier tritt wieder an die Stelle des vermeintlich besseren Nachfolgers. Rimowas wenig erfolgreiches Electronic Tag scheint am Ende zu sein, wie eine Recherche von Airliners ergeben hat.

Ursprünglich sollte das erstmals 2013 noch unter dem Projektnamen Bag2Go von Airbus, Rimowa und T-Systems vorgestellte Koffersystem mit Mobilfunk, GPS-Modul für genaue Statuschecks und einer integrierten Waage ausgerüstet werden. Davon übrig geblieben war zur 2016 erfolgten Markteinführung des Rimowa Electronic Tag (Test) jedoch nur noch das E-Ink-Display für die Darstellung des digitalen Bag Tags.

Damit wollte der Luxuskofferhersteller den auf Papier gedruckten und bei der Abgabe üblicherweise am Griff befestigten Beleg für die Kofferabgabe ersetzen. Über die Apps der das System unterstützenden Airlines konnten Reisende ihren Koffer vorab registrieren und mussten diesen danach nur noch auf das Kofferband am Flughafen legen. Daraufhin sollte im Idealfall prompt der Beleg in der App erscheinen.

Zwei Jahre später noch immer in der Testphase

Die Zahl der unterstützenden Airlines war allerdings von Anfang an überschaubar, zu Beginn waren es nur Lufthansa und Eva Air, später im Testbetrieb auch United Airlines sowie Thomas Cook und die Tochtergesellschaft Condor. Zuletzt war es jedoch immer ruhiger um weitere Teilnehmer am Electronic Tag geworden. Die letzten Lebenszeichen hatte es im Juli 2017 von Swiss und im September 2017 von Austrian Airlines gegeben, als beide der Deutschen Lufthansa AG zugehörigen Fluggesellschaften ihren Beitritt zum Electronic-Tag-Netzwerk bekannt gegeben hatten – jedoch ohne App-Integration. Nutzen ließ sich das System seitdem nur über die App von Lufthansa.

Zum aktuellen Status des Projekts sind keine neuen Informationen in Erfahrung zu bringen, wie mehrere Anfragen von Airliners bei teilnehmenden und erprobenden Fluggesellschaften ergeben haben. Einzig United Airlines bestätigte, dass sich das Unternehmen zwei Jahre nach dem Marktstart weiterhin in der Testphase befinde.

Rimowa reagiert nicht auf Anfragen

Der das Projekt ursprünglich einmal maßgeblich vorantreibende Kofferhersteller Rimowa reagierte auf mehrere Nachfragen hingegen gar nicht. Die einst für das Electronic Tag geschaltete Minisite ist nicht mehr aktuell und verweist auf Produkte, die im offiziellen Online-Shop von Rimowa überhaupt nicht mehr angeboten werden. Die neue, noch einmal deutlich teurer gewordene Koffergeneration des Herstellers gibt es außerdem nicht mehr mit Electronic Tag. Der Lufthansa-Shop versucht derzeit hingegen, die alte Generation mit E-Tag mit einem Rabatt von 100 Euro oder 27.000 Meilen loszuwerden.