Amazon: Mitarbeiter sollen Kundendaten verkauft haben

Aljoscha Reineking
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Amazon: Mitarbeiter sollen Kundendaten verkauft haben
Bild: phx.corporate-ir.net

Laut einem Bericht des Wall Street Journals haben Mitarbeiter von Amazon in China Kundendaten an chinesische Händler weiterverkauft. Den potenziellen Mitarbeitern soll darüber hinaus angeboten worden sein, für weitere finanziellen Zuwendungen negative Bewertungen zu löschen oder inaktive Accounts wieder zu reaktivieren.

Offiziell wurden die Anschuldigungen gegen einzelne Mitarbeiter von Amazon nicht bestätigt. Das WSJ will allerdings von mehreren mit der Situation vertrauten Personen erfahren haben, dass bereits seit Mai intern ermittelt wird. Auch sollen Personen bereits andere Zuständigkeiten erhalten haben.

Chinesische Marketplace-Händler sollen Daten gekauft haben

Die Kundendaten, die veruntreut wurde, sollen von chinesischen Händlern gekauft worden sein. Die Händler sollen dabei selbst als Marktplace-Anbieter fungieren. Der Vorgang selbst soll aber über Vermittler abgewickelt worden sein. Genutzt wurde für diesen Vorgang der chinesische Chat-Client WeChat. Betroffen sind vor allem Kunden, die Bewertungen für die Produkte der chinesischen Händler abgegeben haben.

Verkauf von Daten als lukrative Einnahmequelle

Mit Angeboten von 80 bis 2.000 US-Dollar pro Datensatz sollen die Mitarbeiter von Amazon China geködert worden sein. Auch andere Angebote wurden den Mitarbeitern unterbreitet. Konkret ging es dem WSJ zufolge um das Löschen von negativen Bewertungen und das erneute Freischalten von bereits gesperrten Amazon-Accounts. Für das Löschen einer einzigen negativen Bewertung sollen den Mitarbeitern 300 US-Dollar angeboten worden sein.

Den Mitarbeitern von Amazon stehen, sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten, disziplinarische Maßnahmen bis hin zur Kündigung bevor. Gegen die involvierten Händler auf dem Marktplaces von Amazon wird ebenfalls ermittelt. Ihnen drohen neben dem Ausschluss auch rechtliche Konsequenzen.

Anzahl der betroffenen Kunden und Mitarbeiter unbekannt

Wie viele Mitarbeiter von Amazon Kundendaten verkauft haben sollen, geht aus dem Bericht nicht hervor. Genauso wenig ist bislang bekannt, um wie viele Datensätze es sich handelt und wie viele Kunden von der mutmaßlichen Datenweitergabe betroffen sind.

Kritik am Marktplace von Amazon

Der Marktplace von Amazon stand bereits häufiger in der Kritik. Die Plattform selbst ist für Amazon zwar besonders lukrativ, weil er das bereits große Angebot quasi zum Komplettangebot ausbaut. Bedingt durch die hohe Anzahl von Anbietern ist der Marktplace allerdings auch deutlich schwerer zu kontrollieren als die Angebote, welche Amazon selbst einstellt und verwaltet. Auch Fälschungen finden über den Marketplace immer wieder einen Weg in das Angebot.