RX 5700 TUF und Red Dragon im Test: Asus und PowerColor im Duell gegen Sapphire Pulse

Wolfgang Andermahr
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RX 5700 TUF und Red Dragon im Test: Asus und PowerColor im Duell gegen Sapphire Pulse

tl;dr: Mit Asus Radeon RX 5700 TUF und PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon testet ComputerBase zwei günstigere Custom Designs mit dem kleineren „Navi 10 XL“. Das Modell von PowerColor weiß im Test mit einem sehr leisen Spielebetrieb zu gefallen. TUF von Asus arbeitet dagegen zu laut und ist den Aufpreis nicht wert.

Mit der Radeon RX 5700 und der Radeon RX 5700 XT (Test) hat AMD erfolgreich das eigene Grafikkarten-Portfolio in die nächste Generation geführt. RDNA arbeitet deutlich besser als das altgediente GCN. Eines ist allerdings gleich geblieben: der laute Referenzkühler. Und so ist das Interesse an den Custom-Designs sehr groß.

Asus TUF gegen PowerColor Red Dragon

Von AMDs Radeon RX 5700 gibt es nicht nur hochwertige und damit automatisch etwas teurere Varianten wie die bereits getestete PowerColor Radeon RX 5700 Red Devil, sondern natürlich auch „günstigere“ Varianten. ComputerBase hat sich die Sapphire Radeon RX 5700 Pulse bereits angesehen und nun folgen zwei weitere Varianten dieser Art: die Asus Radeon RX 5700 TUF und die PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon.

Die Asus Radeon RX 5700 TUF im Test
Die Asus Radeon RX 5700 TUF im Test

Asus TUF und PowerColor Red Dragon im Detail

Günstig ist dabei allerdings relativ und in erster Linie nur im Vergleich zu anderen Modellen desselben Herstellers zu verstehen. Asus will für die Radeon RX 5700 TUF aktuell 414 Euro haben, während die PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon mit 379 Euro etwas günstiger ist. Der Aufpreis zum günstigsten Referenzdesign beträgt damit rund 80 bzw. 50 Euro, zum aktuell günstigsten Custom-Modell sind es etwa 60 bzw. 30 Euro.

Die Asus Radeon RX 5700 TUF ist mit dem 27 cm langen 2,5-Slots-Kühler ziemlich wuchtig. Das Äußere soll mit dem kleinen RGB-Streifen und der Gestaltung der Vorderseite einige Blicke auf sich ziehen. Die Radeon RX 5700 Red Dragon wirkt mit dem 24 cm langen und nur 2,0 Slots hohen Kühler dagegen deutlich zurückhaltender. Und auch wenn die Kühlerummantelung auch in diesem Fall nur aus Plastik besteht, kommt die Grafikkarte aufgrund des schlichten Stils dennoch hochwertig rüber. Passend dazu verzichtet PowerColor anders als bei der Red Devil beim roten Drachen auch auf eine RGB-Beleuchtung.

Die PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon im Test
Die PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon im Test

Auch beim PCB gehen beide Grafikkarten einen unterschiedlichen Weg. Asus hat für die Radeon RX 5700 TUF ein neues PCB entwickelt, das einfacher als das Pendant auf der Strix ausfällt. So gibt es zum Beispiel acht Spannungswandlerkreise für die GPU, während die Strix noch deren satte elf hat. Und auch davon abgesehen ist die Platine völlig anders aufgebaut. PowerColor nutzt dagegen auf der Radeon RX 5700 Red Dragon das gleiche PCB wie auf der Red Devil. Allerdings sind auf dem Budgetmodell auch dort nur acht der zehn Spannungswandlerkreise bestückt.

Die Asus TUF schaltet die Lüfter im Leerlauf nicht ab

Auch beim Kühler könnten die zwei Navi-Custom-Designs kaum unterschiedlicher sein. Die Radeon RX 5700 XT TUF setzt auf einen großen 2,7-Slots-Kühlkörper, der aus zwei Alu-Radiatoren besteht, die über der Navi-10-GPU und der Stromversorgung platziert sind und mittels vier Heatpipes, die direkten Kontakt zur GPU haben, miteinander verbunden sind. Drei im Durchmesser 75 mm große Axiallüfter sorgen für die nötige Frischluft. Sie halten auf dem Windows-Desktop jedoch nicht an, sondern drehen stattdessen mit 1.000 Umdrehungen in der Minute.

Bei der Red Dragon schmerzt der Einbau ins Gehäuse

Die Radeon RX 5700 Red Dragon setzt dagegen auf einen eher zierlichen 2,0-Slots-Kühler, der aber ebenso aus zwei Teilen besteht, die genauso über GPU und Stromversorgung platziert sind. Verbindung zwischen den Kühlern wird über fünf Heatpipes hergestellt, die zur GPU über einen Kupferblock. Anstatt drei gibt es nur zwei Axiallüfter, die dafür einen mit 95 mm deutlich größeren Durchmesser haben und zudem bei niedrigen Temperaturen den Betrieb einstellen.

Der Einbau in ein Gehäuse bzw. das Festschrauben der Grafikkarte geht aber mit einer kleinen Verletzungsgefahr einher: Da das PCB und der Kühler das Slotblech klar überragen, ist es ziemlich fummelig, per Hand die Schraube durch die Blende ins Gehäuse zu bekommen. Und weil die Kühlerrückseite und die Ecke des PCBs sehr scharf sind, ist es quasi unmöglich, die Grafikkarte ohne „Feindkontakt“ festzuschrauben – das tut ganz schön weh.

So viel wiegen die Navi-Grafikkarten
Gewicht in Gramm
Radeon RX 5700
AMD Radeon RX 5700 Referenz 1.020 g
Asus Radeon RX 5700 TUF 917 g
Sapphire Radeon RX 5700 Pulse 872 g
PowerColor Radeon RX 5700 Red Devil 1.259 g
PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon 835 g
Radeon RX 5700 XT
AMD Radeon RX 5700 XT Referenz 1.103 g
Asus Radeon RX 5700 XT Strix OC 1.434 g
MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X 1.407 g
PowerColor Radeon RX 5700 XT Red Devil 1.274 g
Sapphire Radeon RX 5700 XT Pulse 925 g
Sapphire Radeon RX 5700 XT Nitro+ 1.143 g
XFX Radeon RX 5700 XT THICC2 1.162 g
XFX Radeon RX 5700 XT RAW2 1.064 g

Zwei BIOS-Versionen für die Red Dragon mit einem kleinen Unterschied

Die Asus Radeon RX 5700 TUF hat nur ein BIOS, das eine GPU-Power von maximal 175 Watt zulässt. Das sind 20 Watt mehr als AMD für das Referenzdesign vorsieht. PowerColor verbaut dagegen auf der Radeon RX 5700 Red Dragon wieder zwei BIOS-Versionen. Werkseitig ist das OC-BIOS aktiv, das die GPU-Power ebenfalls auf 175 Watt limitiert. Das alternative Silent-BIOS sieht dagegen maximal 160 Watt vor – also 5 Watt mehr als die Referenz. Weitere Unterschiede gibt es nicht.

RX 5700 Red Dragon
OC-BIOS
RX 5700 Red Dragon
Silent-BIOS
GPU-Power 175 Watt 160 Watt
Optimiert für höhere Performance geringere Lautstärke
Lüfter aus im Desktop-Betrieb? Ja Ja

ComputerBase zeigt im Test die Messwerte beider Versionen. Das OC-BIOS ist mit einem „OC“ gekennzeichnet, das Silent-BIOS mit einem „S“.

Trotz Budgetmodell gibt es mehr Takt

Bei Navi ist es schwerer als je zuvor, von festgelegten Taktraten zu sprechen. Aus diesem Grund sollten die Angaben von Asus und PowerColor nicht als gesetzt angesehen werden. Die anliegenden Frequenzen sollen laut Hersteller aber in jedem Fall gegenüber der Referenz steigen.

Asus nennt für die Radeon RX 5700 TUF einen Basis-Takt von 1.565 MHz, einen Game-Takt von 1.720 MHz und einen maximalen Turbo von 1.750 MHz. Das sind 100 MHz, 95 MHz bzw. 25 MHz mehr als bei AMDs Referenzdesign. Im Tool GPU Tweak II kann dann ein OC-Modus aktiviert werden, der den Base-Takt um 45 auf 1.610 MHz anhebt, den Game-Takt um 5 MHz steigert und den Turbo bei 1.750 MHz belässt.

PowerColor gibt für die Radeon RX 5700 Red Dragon analog zur GPU Power exakt die gleichen Werte an. Im tatsächlichen Spiele-Alltag sind die Taktraten aber eben nicht gleich. Das verdeutlicht, dass Frequenzangaben bei Navi eigentlich nur noch fürs Papier (und für die Werbung) sind und mit der Realität wenig gemein haben.

Takt Asus RX 5700 TUF PowerColor RX 5700 Red Dragon RX 5700 XT Referenz
Basis-Takt 1.610 MHz 1.565 MHz 1.465 MHz
Game-Takt 1.725 MHz 1.720 MHz 1.625 MHz
Turbo (bis zu) 1.750 MHz 1.750 MHz 1.725 MHz

Und wie unterscheiden sich die Asus Radeon RX 5700 TUF und die PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon genau von der Radeon RX 5700 im Referenzdesign und den anderen Navi-Custom-Designs? Das zeigt die folgende Tabelle auf einen Blick.

Merkmal Asus RX 5700
TUF
PowerColor RX 5700
Red Dragon
PowerColor RX 5700
Red Devil
Sapphire RX 5700
Pulse
AMD RX 5700
Referenz
Karte PCB-Design Asus PowerColor PowerColor Sapphire AMD
Länge, Breite 27,0 cm, 12,5 cm 24,0 cm, 13,5 cm 30,5 cm, 13,0 cm 25,5 cm, 13,5 cm 27,5 cm, 11,0 cm
Stromversorgung 1 × 6 Pin
1 × 8 Pin
1 × 6 Pin
1 × 8 Pin
1 × 6 Pin
1 × 8 Pin
1 × 6 Pin
1 × 8 Pin
1 × 6 Pin
1 × 8 Pin
Kühler Design Asus, 2,7 Slots PowerColor, 2,0 Slots PowerColor, 2,5 Slots Dual-X, 2,5 Slots Referenz, 2,0 Slots
Kühlkörper Alu-Kern
4 Heatpipes
Kupfer-Kern
5 Heatpipes
Alu-Kern
5 Heatpipes
Kupfer-Kern
3 Heatpipes
Vapor-Chamber
Alu-Kern/Radiator
Lüfter 3 × 75 mm (axial) 2 × 95 mm (axial) 3 × 85 mm (axial) 2 × 95 mm (axial) 1 × 75 mm (radial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Nein Ja Ja Ja Nein
Anlaufdrehzahl 800 Umdrehungen 900 Umdrehungen 700 Umdrehungen Immer an
Takt
(Stromsparmodus)
GPU-Basis 1.610 (6) MHz 1.565 (6) MHz 1.610 (6) MHz 1.540 (6) MHz 1.465 (6) MHz
GPU-Durchschnitt 1.725 MHz 1.720 MHz 1.725 MHz 1.700 MHz 1.625 MHz
GPU-Maximum 1.750 MHz 1.750 MHz 1.750 MHz 1.750 MHz 1.725 MHz
Speicher 7.000 (100) MHz
Speichergröße 8.192 MB GDDR6
Leistungsaufnahme GPU-Power 175 Watt 175 Watt
160 Watt (Silent-BIOS)
190 Watt
165 Watt (Silent-BIOS)
165 Watt
150 Watt (Alternativ-BIOS)
155 Watt
Maximales Powerlimit +20 %
Anschlüsse 3 x DisplayPort 1.4 DSC
1 x HDMI 2.0b

So testet ComputerBase Grafikkarten

Um dem Thema ausreichend Raum zu geben, hat die Redaktion einen separaten Artikel erstellt. Dieser widmet sich ausschließlich der Frage, wie ComputerBase Grafikkarten testet.

Der Artikel geht unter anderem ausführlich auf das genutzte Testsystem ein. Das betrifft sowohl das Gehäuse mitsamt der Lüfterbestückung – was entscheidend für Lautstärke und Temperatur ist – als auch die verbaute Hardware und wie diese konfiguriert ist. Es wird ebenfalls darauf eingegangen, welche Grafikkarten mit welchem Takt betrieben werden. Darüber hinaus wird genauer erläutert, wie sämtliche Messreihen, zum Beispiel für die Leistungsaufnahme, durchgeführt werden.

Videos und Spielstände zum Nachtesten

Der wichtigste Aspekt bei fast allen Grafikkarten-Tests sind die Spiele-Benchmarks. Der Methodik-Artikel beschäftigt sich mit den Spielen selbst, geht auf die möglichen Besonderheiten wie zum Beispiel DirectX 12 sowie Vulkan ein und beschreibt die genutzten Grafikdetails – denn nicht in jeder Auflösung testet die Redaktion mit der bestmöglichen Optik.

Darüber hinaus gibt es zu jedem Spiel die Testszene in einem Video zu sehen und – falls möglich – wird ein Spielstand bereitgestellt, sodass jeder Leser die Sequenz nachstellen und nachvollziehen kann. Abschließend klärt der Artikel, welche Tools ComputerBase für die Benchmarks einsetzt, und auch, wie die Ergebnisse in Form von Bildern pro Sekunde (FPS) und Frametimes dargestellt werden.

Die tatsächlichen Taktraten unter Last

Die Asus Radeon RX 5700 TUF will bezüglich der Taktraten nicht so richtig aus dem Quark kommen. Trotz einer höheren GPU-Power als das Referenzdesign taktet die Grafikkarte oft nicht höher. So liegen zum Beispiel in Anno 1800 mit 1.662 bis 1.683 MHz quasi die gleichen Werte an. Das gilt aber nicht für jedes Spiel, denn gelegentlich sind die Frequenzen durchaus höher. In Metro: Exodus arbeitet die TUF mit 1.624 bis 1.657 MHz ein gutes Stück flotter als die Standardkarte, die auf 1.548 bis 1.602 MHz kommt.

Die Red Dragon taktet fast so hoch wie die Red Devil

Deutlich höher taktet die PowerColor Radeon RX 5700 Red Dragon. Mit dem werkseitig aktiven OC-BIOS liegen in Metro: Exodus 1.645 bis 1.709 MHz an. Die Referenzkarte arbeitet da mit 1.548 bis 1.602 MHz und die Asus Radeon RX 5700 TUF mit 1.624 bis 1.657 MHz. Auch die Sapphire Radeon RX 5700 Pulse kommt mit 1.630 bis 1.672 MHz nicht an die PowerColor-Karte heran. Das gelingt nur der Radeon RX 5700 Red Devil aus demselben Hause, die in dem Spiel mit etwas schnelleren 1.676 bis 1.733 MHz arbeitet. Genauso gibt es aber auch Titel, in denen zwischen der Red Dragon und der Red Devil quasi keine Unterschiede vorhanden sind. Mit dem Silent-BIOS liegen dann noch 1.590 bis 1.656 MHz an, sodass die GPU immer noch etwas höher als die Referenzkarte taktet.

Die tatsächlichen Taktraten im Phanteks Enthoo Evolv X
Spiel (2.560 × 1.440) AMD RX 5700
Referenz
Sapphire RX 5700
Pulse
PowerColor RX 5700
Red Devil
Asus RX 5700
TUF
PowerColor RX 5700
Red Dragon
OC-BIOS
PowerColor RX 5700
Red Dragon
Silent-BIOS
Maximaler Takt in Spielen ~ 1.707 MHz ~ 1.706 MHz ~ 1.773 MHz ~ 1.766 MHz ~ 1.783 MHz ~ 1.783 MHz
Anno 1800 1.664–1.698 MHz 1.674–1.694 MHz 1.735–1.761 MHz 1.662–1.683 MHz 1.739–1.768 MHz 1.701–1.723 MHz
Battlefield V 1.646–1.681 MHz 1.697–1.704 MHz 1.752–1.766 MHz 1.684–1.689 MHz 1.733–1.755 MHz 1.675–1.717 MHz
Hitman 2 1.698–1.705 MHz 1.686–1.704 MHz 1.747–1.770 MHz 1.666–1.689 MHz 1.744–1.772 MHz 1.706–1.726 MHz
Metro: Exodus 1.548–1.602 MHz 1.630–1.672 MHz 1.676–1.733 MHz 1.624–1.657 MHz 1.645–1.709 MHz 1.590–1.656 MHz
Shadow of the Tomb Raider 1.682–1.694 MHz 1.671–1.695 MHz 1.733–1.768 MHz 1.659–1.685 MHz 1.751–1.776 MHz 1.699–1.724 MHz