Corsair A500 im Test: Innovativ, aber nicht ganz zu Ende gedacht

Thomas Böhm
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Corsair A500 im Test: Innovativ, aber nicht ganz zu Ende gedacht

tl;dr: Corsair kehrt mit dem A500 ins Geschäft mit Luftkühlern zurück. Das riesige 1,5-kg-Exemplar soll direkt die Oberklasse angreifen. Im Test zeigt der Tower-Kühler innovative Ansätze und eine gute Verarbeitung, schließt aber erst bei hohen Drehzahlen zur Konkurrenz auf.

Corsair ist seit Jahren für seine AiO-Wasserkühlungen bekannt, die es in diversen Radiatorgrößen, mit Steuerungs-Software und mit RGB-Beleuchtung gibt. Für den erneuten Einsteig in den Markt für Luftkühler fährt Corsair ein großes Geschütz auf: Der große Tower-Kühler A500 mit zwei Axiallüftern und einem Kampfgewicht von knapp 1,5 kg soll der Konkurrenz einheizen – oder besser: „davonkühlen“.

Dabei beschreitet Corsair ungewöhnliche Wege. Der A500 weicht vom gängigen Standard bei Luftkühlern ab. Das beginnt bereits bei der Lüfterausstattung: Zwei Ventilatoren bei „nur“ einem Kühlturm sind zwar nicht neu, aber relativ selten gesehen. Zudem nutzt Corsair Heatpipe-Direct-Touch, also im CPU-Auflagebereich angeschliffene Heatpipes anstelle einer kupfernen Bodenplatte zur Wärmeaufnahme. Auch das ist nicht per se selten, in einem Kühler der 100-Euro-Klasse aber rar gesät. Die Wahl der Heatpipes ist ebenfalls ungewöhnlich: Vier Stück werden beim A500 eingesetzt, davon zwei mit 8 und zwei mit 6 mm Durchmesser. Letzteres ist üblich, jedoch mit einer höheren Anzahl Heatpipes.

Im Test muss der A500 zeigen, wie sich sein atypisches Konzept im Vergleich zur etablierten Konkurrenz schlägt und ob Montage und Lüfterbefestigung so nutzerfreundlich sind, wie es das Marketing von Corsair verspricht.

Corsair A500
Bauform: Tower
Größe (L × B × H): 173 × 144 × 169 mm (mit Lüfter)
Gewicht: 1.482 g (mit Lüfter)
Heatpipes: Kupfer (vernickelt), 2 × 6 mm (Ø), 2 × 8 mm (Ø)
Direct Touch/Contact (vernickelt)
Lamellen: Aluminium (vernickelt), ?
Abstand: ?
Kühler-Montage: Zweistufige Halterung mit Rückplatte
Lüfter (Modell 1): 2 × 120 × 120 × 25,0 mm
Magnetlager
400 – 2.400 U/min
4-Pin-PWM
?
Lüfter (Modell 2):
Lüfter-Montage: Befestigung: Kunststoff-Halterung
Entkopplung: ?
Kompatibilität: AMD: Sockel FM2(+)/FM1/AM3(+)/AM2(+)/AM4/AM5?
Intel: LGA 2066/2011/LGA 1200?/115x
Preis: 99,90 €

Corsair A500 im Detail

Corsair liefert den A500 im komplett vorinstallierten Zustand aus, also inklusive am Kühlturm befestigter Lüfter. Dadurch wirkt er sehr wuchtig, wozu die obere Zierblende ihren Teil beiträgt. Anstelle von RGB-Beleuchtung und Zusätzen wie proprietärer Steuerungs-Software ist der Kühler schlicht und klassisch gehalten. Schwarz und dunkle Grautöne geben den Ton an; die kupfernen Heatpipes wurden hierfür beschichtet.

Die Zierblende kann durch einen einfachen Zug nach oben entfernt werden, wodurch der Blick auf die zentrale, große Aussparung im A500 freigelegt wird. So wird die Montage des Kühlers erlaubt, ohne den Schraubendreher wie üblich erst nach Entfernen der Ventilatoren oder per Einschub durch einen kleinen „Tunnel“ im Kühlturm einsetzen zu können.

Wärmeleitpaste ist bereits ab Werk auf dem Kühler und der Blick auf die freigelegte CPU-Auflagefläche offenbart Heatpipe-Direct-Touch über die vier Heatpipes. Insgesamt ist der A500 sehr gut verarbeitet, der große Anteil an Kunststoff mutet an einem CPU-Kühler allerdings seltsam an. Dahinter verbirgt sich jedoch ein interessantes Konzept zur Lüftermontage.

Serienlüfter und Lieferumfang

Die beiden 120-mm-Axiallüfter sind auf Plastikschlitten befestigt, die sich in einer Rasterung auf dem Kühlturm in der Höhe verschieben lassen. Das funktioniert bei anderen Kühlern auch, jedoch werden dort Klammern aus Metall genutzt, die fürs Verschieben des Lüfters zunächst entfernt und anschließend wieder am Kühlturm festgehakt werden müssen. Je nach Ausführung der Lüfterklammern ist das einfach (wenn die Klammern von allein am Lüfter halten) oder frustrierend (wenn die Klammern erst halten, sofern sie sowohl am Kühler als auch am Lüfter fixiert sind).

Die Lösung von Corsair ist praktisch, denn sie macht das Verschieben der Lüfter wirklich einfach: Schlichtes Drücken nach oben reicht aus, um den Schlitten des Ventilators zu verschieben. Das System nimmt allerdings ein wenig mehr Platz weg als die klassische Lüfterbefestigung, denn die Schlitten addieren einige Millimeter zur Länge des Kühlers.

Die Ventilatoren von Corsair werden vom Hersteller mit einem Drehzahlintervall von 400 bis 2.400 U/min angegeben. Montiert am Kühler und verbaut im Testsystem ist eine Spanne von knapp 200 bis 2.300 U/min möglich. Wenig verwunderlich wird der A500 bei voller Drehzahl nicht nur deutlich hörbar, sondern störend laut. Bei niedrigeren Drehzahlen sind leichte Nebengeräusche der Lüfter vernehmlich. Bei geschlossenem Gehäuse und etwas Abstand sind diese zwar nicht mehr hörbar, für einen Kühler der 100-Euro-Klasse sind die Lüfter allerdings mäßig.

Beim Lieferumfang ist der Hersteller großzügig. Trotz im Voraus aufgetragener Wärmeleitpaste gibt es zusätzliches Wärmeleitmittel in einer Spritze (das lässt Corsair bei Kompaktwasserkühlungen vermissen). Wie bei großen Luftkühlern üblich, gehört ein Schraubendreher zum Verpackungsinhalt und sogar an Kabelbinder wurde gedacht. Zum Anschluss der Lüfter steht ein Y-Kabel bereit, durch das beide Ventilatoren über einen einzigen Lüfteranschluss adressiert werden können.

Montage im Testsystem

Abgesehen von der Tatsache, dass der Kühler von Corsair sehr groß und damit entsprechend nichts für kleine Gehäuse ist, fällt die Befestigung des A500 nutzerfreundlich aus. Für Intel-Mainboards liegt dem Lieferumfang eine Backplate bei; im AM4-Testsystem wird die Backplate der Hauptplatine weiterverwendet. An dieser werden Abstandshalter und Haltebügel über vier Schrauben fixiert. Im Anschluss muss der Kühler nur noch aufgesetzt und verschraubt werden: Wärmeleitpaste ist ab Werk aufgetragen und die Lüfter sind vorinstalliert. Damit ist die Montage schnell und einfach erledigt.

Der A500 überragt sämtliche Speicherbänke des Mainboards, lässt allerdings im Werkszustand bereits genug Platz für die 4 cm hohen RAM-Module im Testsystem. Bei Bedarf können die Lüfter nach oben verschoben werden. Der ohnehin schon 16,9 cm hohe Kühler wächst dadurch allerdings noch weiter: Ein Versatz der Lüfter nach oben muss bei der maximal erlaubten Bauhöhe für Kühler des Gehäuses berücksichtigt werden.