Kassenloser Supermarkt: Amazon bietet Just-Walk-Out-Technik Dritten an

Nicolas La Rocco
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Kassenloser Supermarkt: Amazon bietet Just-Walk-Out-Technik Dritten an
Bild: Amazon

Amazon wird seine Just-Walk-Out-Technik für kassenlose Supermärkte künftig Dritten anbieten, wie das Unternehmen gegenüber Reuters bestätigt hat. Amazon selbst nutzt die Technik für Amazon Go, wie die eigenen Supermärkte heißen. Intelligente Regale und Kameras erkennen, was der Einkäufer eingepackt hat und berechnen die Ware.

Den ersten Go-Supermarkt hatte Amazon Anfang 2018 unweit der Konzernzentrale im US-amerikanischen Seattle, Washington eröffnet, zwischenzeitlich ist die Anzahl der Läden auf 26 gestiegen. Sechs Amazon Go werden in Seattle betrieben, sieben weitere in Chicago, Illinois, fünf im kalifornischen San Francisco und acht in New York City. Bis 2021 will das Unternehmen weltweit über 3.000 Amazon-Go-Märkte eröffnet haben.

Viele Kameras und Regale mit Sensoren

Nachdem mit der zugrundeliegenden Just-Walk-Out-Technik bisher ausschließlich eigene Supermärkte eröffnet wurden, wird das System nun Dritten angeboten, wie Dilip Kumar, Amazons Vice President of Physical Retail and Technology, gegenüber Reuters bestätigt hat. So könnten auch Ketten wie Target, Walmart und andere Größen des US-Marktes den kassenlosen Checkout anbieten. Kunden und Preise für die Just-Walk-Out-Technik wollte Amazon nicht offenlegen, jedes System sei maßgeschneidert für den Kunden, heißt es. Gerüchten zufolge soll die Technik an Flughäfen ausprobiert werden.

Bei Amazon Go verfolgen Kameras an der Decke und Gewichtssensoren in den Regalen Einkäufer und Ware auf Schritt und Tritt, bis der Laden verlassen wird. Daraufhin wird der Einkauf automatisch dem Käufer in Rechnung gestellt. Auf Gesichtserkennung setzt Amazon bei seinem smarten Supermarkt allerdings nicht, sondern verwendet für die erste Identifikation des Einkäufers eine Smartphone-App, die einen Code generiert, der am Eingang an einem Drehkreuz gescannt werden muss. Anschließend wird der Einkauf rein per Objekterkennung respektive Verfolgung von Amazon über Kameras und Sensoren abgewickelt, ohne jedoch das Gesicht des Kunden als Erkennungsmerkmal zu nutzen. Nach dem Einkauf verlässt dieser den Laden einfach wieder – eben Go.

Kunden hinterlegen Kreditkarte am Eingang

Bei der Just-Walk-Out-Technik für Dritte soll der Prozess minimal anders ablaufen: Wie Kumar erläuterte, müssen Einkäufer beim Betreten des Ladens zunächst ihre Kreditkarte am Drehkreuz des Eingangs kurz einstecken, bevor der weitere Ablauf mit dem von Amazon Go übereinstimmt. Auch hier ist es das Ziel, an keiner Kasse mehr warten zu müssen und den Supermarkt einfach mit der Ware verlassen zu können. Aufgenommene Ware einzelner Personen oder Gruppen wird einem virtuellen Einkaufswagen hinzugefügt und beim Verlassen des Geschäftes über die hinterlegte Kreditkarte bezahlt.

Daten sollen nicht ausgewertet werden

Ein Nebenerwerb aus dem Einsatz der Technik ergibt sich für Amazon aus dem Cloud-Geschäft mit AWS (Amazon Web Services), das im Hintergrund für die gesamten Berechnungen zuständig ist. Die bei Nutzung des Systems generierten Daten zum Kaufverhalten der Besucher sollen Anbieter nicht auswerten dürfen, sagte Kumar. Es sei ausschließlich erlaubt, mit den Daten den Betrieb des Systems zu gewährleisten.