Corsair K60 im Test: Praxiserfahrungen und Fazit

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Max Doll
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Diese doppellineare Abstimmung hat interessante Auswirkungen: Viola fühlen sich zunächst so leichtgängig wie rote Taster an, während aufgrund des schnell steigenden Widerstands nach dem Signalpunkt ein schwergängiger MX Black unter der Haube zu stecken scheint. Durch die Kombination beider Abstimmungen erzeugt Cherry einen leicht zu betätigenden Taster, bei dem es auch leichtfällt, das Durchschlagen des Stößels an den Anschlag zu vermeiden. Zugleich fühlt sich der Taster deshalb gedämpft an – ein Vergleich mit Rubberdome-Tastern träfe den Kern der Sache nicht, ist aber der beste Vergleich, der in den Sinn kommt.

Dabei liegt das Geheimnis dieses Feedbacks tatsächlich nur in der leicht gemachten Kunst, die Taster nur bis oberhalb des Signalpunktes und nicht bis zum Anschlag zu drücken; die Feder macht sich dann an den Fingern als dämpfendes Element bemerkbar. Ganz nebenbei sinkt das Betriebsgeräusch dadurch massiv. Beim Schreiben und Spielen gefällt diese Charakteristik, die nicht nur in der Budgetklasse Interesse wecken sollte.

Grundsätzlich machen Viola und damit die K60 also eine gute Figur. Dennoch haben die Taster auch ein zweites Gesicht, das ihnen weniger steht. Mit etwas mehr Kraft betätigt, machen sich die Federn durch Nachhall bemerkbar, der sich deutlich ins Störende intensiviert, wenn die Stellfüße der Tastatur ausgeklappt werden – in diesem Punkt schmeicheln die Audio-Aufzeichnungen der Lärmkulisse, die in der Realität penetranter ausfallen kann. Flach auf dem Schreibtisch reduziert sich das Störgeräusch und geht beim Schreiben nur nach dem Betätigen der letzten Taste über die normale Klangkulisse hinaus, ansonsten tritt es nur gelegentlich in Erscheinung. In Spielen geht das Pingen hingegen in der Regel ganz unter. Vorhanden sein sollte es aber zu keinem Zeitpunkt.

Corsair K60 RGB (Cherry Viola)
Corsair K60 RGB (Nachhall)

Ob das Problem von den Tastern verursacht wird, lässt sich nicht ohne Weiteres sagen. Normalerweise ruhige MX Red wurden in der Cougar Attack X3 RGB (Test) zu hell hallenden Störfaktoren, was Design und Qualität der Tastatur zumindest eine Mitverantwortung zuweist.

Abseits der mitunter lästigen Lautstärke überzeugt die K60 RGB im Bereich Design und Software. Als Standard-Tastatur hat sie den Vorteil, wenig Gelegenheit für Fehler zu haben: Die Basis ist stimmig und durchdacht, was angesichts der Erfahrung des Unternehmens im Peripheriebereich vorauszusetzen ist. Die Zusatzfunktionen liegen ergonomisch, der Platzbedarf wird durch ein schmales Chassis nicht unnötig in die Höhe getrieben. Dazu stehen per Software umfangreiche, übersichtlich präsentierte Optionen zur Verfügung, mit denen Tastenbelegungen und die LEDs der hervorragend ausgeleuchteten Taster konfiguriert werden können.

Fazit

Im Prinzip sind Cherry Viola aufgrund ihrer „dualen“ Abstimmung interessante Taster, die zum günstigen Preis eine angenehme Charakteristik mit geringer Lautstärke kombinieren. Eigentlich wäre dann auch die K60 RGB eine vernünftige, sogar eine gute Tastatur. Eigentlich. Das Nachhallen der Taster macht aus eigentlich leisen Produkten aber penetrante Störer, die eine Empfehlung unmöglich machen.

Selbst ohne diese Eigenheit fiele es schwer, dem Paket eine Empfehlung auszusprechen. So gut die K60 ist, so hoch liegt der Preis: 140 Euro für eine Basis-Tastatur, die sich nur durch ihre Software von der Masse abhebt, sind zu viel des Guten. Zu diesem Kurs gibt es jede Menge Alternativen mit mehr Ausstattung und – im Cherry-Portfolio – besseren Tastern. Nur Viola gibt es anderswo noch nicht, was ein Grund für den hohen Preis sein mag. Gerechtfertigt erscheint er trotzdem kaum.

K60 RGB und Cherry Viola überzeugen in dieser Form noch nicht
K60 RGB und Cherry Viola überzeugen in dieser Form noch nicht

Er führt dann allerdings das gesamte Konzept der Taster ad absurdum, denn das MX-Modell der K60 RGB kostet lediglich 10 Euro Aufpreis und steht damit erst recht in Konkurrenz zur Ducky One 2, Cooler Master MK750 oder Corsairs K68, die aktuell mit Cherry MX Red wie weitere Konkurrenten sogar für nur 100 Euro zu haben ist. Wenn es vermeintlich günstigere Taster sein dürfen, reicht sogar die Hälfte, denn für 70 Euro gibt es Sharkoons gute PureWriter RGB, die dann auch eher Konkurrenten als Rubberdome-Produkte sind. Ob der Taster eine echte Alternative in diesem Bereich sein kann, wird davon abhängen, wann er im entsprechenden Preisbereich ankommt. Ansonsten droht er, sein Potential zu vergeuden und kannibalisiert zu werden.

Corsair K60 RGB Pro (Cherry Viola)
Produktgruppe Tastaturen, 13.10.2020
  • Gehäuse
    O
  • Tasten & Beschriftung
    O
  • Layout
    ++
  • Ausstattung & Extras
    O
  • Software
    +
  • Kompaktes Chassis
  • Flache Tastenkappen
  • Gute Ausleuchtung der Taster
  • Umfangreiche Software
  • Lautes Federpingen

ComputerBase hat die Corsair K60 RGB von Corsair zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand seitens des Herstellers nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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