Klage wegen Falcon 8+: Intel habe Versprechen bei Profidrohnen gebrochen

Michael Günsch
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Klage wegen Falcon 8+: Intel habe Versprechen bei Profidrohnen gebrochen
Bild: Intel

Augenscheinlich nicht immer trittfest war Intels Schritt auf das Parkett der Anbieter kommerzieller Drohnen. Aufgrund angeblich nicht gehaltener Versprechen bei der Profi-Drohne Falcon 8+ wurde Intel jetzt von einem Reseller verklagt. Die Firma Stampede ist auf Intels Drohnen sitzen geblieben und verlangt dafür Schadensersatz.

Über die letzte Woche vom New Yorker Unternehmen Stampede Presentation Products, das jetzt unter dem Namen Exertis firmiert, gegen Intel eingereichte Klage (PDF) vor einem Bezirksgericht im US-Bundesstaat Delaware berichtet The Register. Gegenstand des Rechtsstreits ist die für den kommerziellen Einsatz vorgesehene Intel-Drohne Falcon 8+, die in Bereichen wie der Landvermessung oder der Inspektion von Antennenanlagen Verwendung finden sollte.

Versprochene Features angeblich nicht geliefert

Stampede hatte im Sommer 2017 einen Vertrag mit Intel zum Vertrieb der Drohnen abgeschlossen und nach einer überzeugenden Werbeveranstaltung (InterDrone) von Intel die ersten Bestellungen getätigt. Doch gerade die in großen Tönen gelobte Anti-Kollisions-Technik RealSense blieb laut der Klageschrift für die Falcon 8+ aus. Intel bewirbt die Technik auf einer Website.

Intel also showcased its “Real-Sense” anti-collision and stability technology, which was critical to doing the live demonstration that was shown at Inter-Drone. The RealSense technology failed to materialized and was never released.

Weitere Kritik dreht sich um das Cloud-basierte Datenverwaltungssystem Insight, das unter anderem automatisierte Analysen ermöglichen sollte. Doch auch dieses von Intel beworbene Feature habe es nie bis zur Falcon 8+ geschafft, so der Bericht.

Zu kurze Flugzeit und Akku-Hitze-Problem

In der Klage werden weitere Probleme aufgeführt: So soll der Falcon 8+ „jegliche nennenswerte Form einer grafischen Benutzeroberfläche gefehlt“ haben. Die Drohne habe zudem die von Intel angegebene Flugzeit von mindestens 16 Minuten unter realen Bedingungen nie erreicht. Von unzureichender Helligkeit des Bildschirms sowie einem „veralteten Navigator“ ist außerdem die Rede.

In puncto Hardware sei die Falcon 8+ insgesamt anderen kommerziellen Drohnen am Markt seinerzeit unterlegen gewesen. Die genannten, aber laut dem Kläger ausgebliebenen Software-Features, wären daher das einzige Argument für den vergleichsweise hohen Preis der Intel-Drohne gewesen. Als wäre dies nicht genug, hatte es im März 2019 eine Warnung von Intel vor der Möglichkeit der Überhitzung und Brandgefahr beim Aufladen der Akkus der Falcon 8+ gegeben.

Reseller blieb auf Drohnen sitzen

Da Stampede auf einem Haufen der Falcon-Drohnen sitzen geblieben ist und Intel sich geweigert habe, nicht verkaufte Exemplare zurückzunehmen, ging das Unternehmen den Schritt der Klage und verlangt eine Entschädigung in Höhe von mindestens 560.000 US-Dollar. Eine Stellungnahme von Intel liegt dazu bisher nicht vor.

Die Behauptung von Stampede, dass das Falcon-8+-Programm inzwischen eingestellt wurde, hat ein Unternehmenssprecher von Intel gegenüber The Register wiederum dementiert: Das Intel Falcon 8+ System sei weiterhin über Distributoren erhältlich.

Ex-CEO Krzanich forcierte das Drohnengeschäft

Intels Ambitionen im Bereich der Profidrohnen gehen auf die Ära unter Ex-CEO Brian Krzanich zurück, unter dessen Führung Anfang 2016 die Übernahme des deutschen Drohnen-Herstellers Ascending Technologies (AscTec) verkündet wurde. Die RealSense-Sparte sollte anschließend der Kauf des Start-Ups Movidius stärken. Seit dem Abgang von Krzanich ist es um Intels Drohnengeschäft wieder ruhiger geworden.