Kryptowährungen: Chinesische Miner erobern Iran mit Stromausfällen

Volker Rißka
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Kryptowährungen: Chinesische Miner erobern Iran mit Stromausfällen
Bild: Verdict

Geheime chinesische Mining-Farmen sorgen im Iran für Stromausfälle, im Januar war sogar die Hauptstadt Teheran betroffen. Der Iran machte schnell die Mining-Farmen als Schuldige aus, doch was erst jetzt heraus kam: Diese werden direkt von chinesischen Firmen im Land betrieben.

14 Mining-Farmen im Iran

The Observer von France 24 hat in einem investigativen Report Hintergründe zu den Farmen im Iran gesammelt und versucht, der Sache auf den Grund zu gehen. Offiziellen Angaben zufolge gibt es 14 Mining-Farmen im Iran, die rund 300 Megawatt Energie verbrauchen – das wäre ausreichend für eine Stadt mit 100.000 Einwohnern.

Bis zu 450 Megawatt Energiebedarf

Inoffiziellen Angaben zufolge soll der Energiebedarf mittlerweile aber eher bei 450 Megawatt liegen, was die Stromausfälle zu Beginn des Jahres erklären könnte. Ein Werbevideo zeigt eine einzelne 175-Megawatt-Farm.

Extrem niedrige Strompreise für Miner

Laut dem Bericht zahlen die Mining-Firmen nur ein Zehntel des ohnehin schon günstigen Strompreises des Landes. Ein Werbeschreiben einer chinesischen Bitcoin-Firma zeigt den mittleren Osten als Paradies für Miner. Das Land produziert Strom für 1,8 Cent pro Kilowattstunde, in Deutschland liegt der Erzeugerpreis zuzüglich Netzentgelte hingegen aktuell bei 15 Cent (PDF, Folie 10), wo jedoch schon viele andere Teile einfließen und letztlich nicht den reinen Erzeugerpreis darstellen. Während die iranische Regierung behauptet, diesen dann zum zehnfachen Preis zu verkaufen, bekommen die Mining-Farmen ihn für 2,2 Cent pro Kilowattstunde.

Damit können nicht einmal das chinesische Festland oder andere Länder in Asien konkurrieren, in denen das Mining-Geschäft bisher boomte. Die Regionen entwickelten sich in den letzten Jahren jedoch mehr und mehr zu teuren Gebieten für diesen Geschäftszweig, weshalb sich die Firmen neue Länder suchen, in denen das Minen lukrativer ist.

Das Mining ist für IT-Hersteller Fluch und Segen, für Endkunden in der Regel fast nur Fluch. Die Mining-Farmen müssen mit tausenden Computern bestückt werden, die entsprechenden Komponenten fehlen schnell im weltweiten Markt, vor allem Hoch-Watt-Netzteile erwischt es dort gern schnell. Während klassisches Bitcoin in der Regel über spezielle ASICs gemined wird, werden in den Farmen oft aber auch andere Kryptowährungen wie Ethereum, Litecoin und andere erwirtschaftet, mit ziemlich regulärer Hardware.

GeForce RTX 3000 und Radeon RX 6000 im Fokus der Miner

Eine der großen chinesischen Plattformen, RHY, wirbt dabei explizit auch mit Ethereum und dass jeder doch daran mit seinem heimischen PC teilnehmen könnte. Dies geschieht vorzugsweise über neueste Grafikkarten wie Nvidia GeForce RTX 3000 und AMD Radeon RX 6800, die hohe Hashraten bieten und mit Undervolting in ihrem Stromverbrauch etwas gezügelt werden können. In einem Land wie Iran wiederum spielt das jedoch kaum eine Rolle – es ist anscheinend das aktuelle Paradies für Miner.

Bilder von entsprechenden Mining-Farmen mit neuesten Grafikkarten sind letztlich die Folge. Diese kommen aber auch noch in Asien zum Einsatz, wie Bilder aus Vietnam zeigen. Bereits seit dem Start der neuen Ampere-Lösungen wird vermutet, dass größere Mengen für das Mining abgezweigt wurden, die Grafikkartenhersteller dementieren das in der Regel jedoch. Nvidia wurde nach dem letzten Mining-Boom und ihren falschen Angaben dazu verklagt. Auch wenn sie stets betonen, den Markt mit Grafikkarten zu versorgen, dürfte es am Ende für die Buchhaltung doch eher zweitrangig sein, wer diese kauft.