Elex 2 im Test: Spielkritik und Fazit
3/3
Wie gut ist Elex 2?
Elex (Test), das war das Gothic des Jahrgangs 2017. Ein im Grunde liebevoller Anachronismus des Rollenspiel-Genres, ein Spiel mit Macken, aber irgendwie mit Herz. Eines, das sich mit Freude spielen ließ, weil es fordernd und interessant war.
Es braucht kein langes Suchen, um Dinge zu finden, die Elex 2022 (und oft auch schon 2017) zu einer Zielscheibe macht. Macken bleiben, als gehörten sie zur DNA der Serie: Die sterile, heute detailarme Welt sticht auf den ersten Blick hervor, mäßige Vertonungen und hölzerne Figuren auf den zweiten. Ob man nun in einer Baumfestung der Berserker steht oder im Alten Lager neben Diego, macht aus der Erinnerung kaum einen Unterschied. Auch das unübersichtliche Questlog trägt wenig zur Freude bei. Im Grunde spielt man einen Titel, der in seinen Grundzügen zehn Jahre alt wirkt.
Dergestalt ernüchtert darf wieder einmal zur Weltenrettung geschritten werden – erneut natürlich nach einem Unfall, der den werten Helden aller Fähigkeiten beraubt. Die Oberschurken entspringen dem Cliffhanger des Vorgängers und lassen sich als Anspielung auf den Klimawandel verstehen: Widerstand gelingt nur gemeinsam. Klarer Fall, dass dafür die zerstrittenen Lager vereint werden sollten.
Dazu sammelt man Erfahrung, Rohstoffe, Waffen, Begleiter und Verbündete. Vom Konzept her klingt das nicht nur vertraut, es spielt sich auch so. Im Grunde wiederholt sich die Grundstruktur bis hin zum Bau einer Festung. Immerhin gilt es dafür überwiegend Interessantes zu tun. Den Spaß muss man sich allerdings bisweilen suchen: Manch eine Aufgabe mutet anstrengend an: Muss denn jeder Dödel den Spieler mit einer Questverlängerung beglücken?
So sehr manches auch hakelig und rudimentär wirkt, so gut kann Elex dann aber doch eines: Ein Rollenspiel sein, das eine Frage stellt und den Weg zur Antwort offen lässt. Ein wenig Haar in der Suppe spielt das Moralsystem, das um „Zerstörung“ kreist. Frieden und Nettigkeit reduzieren den Moralwert, Aggression in Wort und Tat lässt ihn schnell steigen. Zu oft lässt sich eine Konsequenz durch ein derart schematisches System klar ablesen, es fehlt bisweilen an Doppeldeutigkeit und Grauzonen.
Eine Weiterentwicklung macht Elex 2 in der Zugänglichkeit. Teleporter und Jetpack gibt es nun vom Start weg, zudem entfällt die Leiste für den Schnellzugriff auf Tränke und Co. Hier schießt das Ganze aber über das Ziel hinaus, denn Kämpfen wird noch anspruchsloser, das Spiel verliert jeden Biss. Wer zufällig über einen Begleiter stolpert, kann ihn als Schutzschild nutzen und mit der Startwaffe auch einfach zu Boden knüppeln, denn die Zeit zwischen ihren Attacken ist so hoch, dass sie selbst mit geleerter Ausdauerleiste mit Dauerlinksklick im Stunlock landen. Es dauert nur. Sogar auf Stufe 11 kann der Held so noch mit einem rostigen Rohr und ohne einen investierten Fertigkeits- oder Attributspunkt in der Welt umherstreifen.
Elex 2 ist mit Sicherheit ein Spiel mit guten Anlagen, das seine Momente hat. Die ein oder andere Idee bleibt haften, viele Fragen drängen nach Antworten. Beim Spielen begleitet aber das nagende Gefühl, dass das Ganze irgendwie nicht komplett rund wird. Es fehlt dabei ganz deutlich an Innovation. Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen? Langsam scheint mit den Spielen der Punkt erreicht, an dem das eine nötig wird oder das andere droht. So lässt sich Elex 2 Serien- und harten Genrefans nahelegen, die von „Gothic“ einfach nicht genug bekommen.
Fazit
Elex 2 ist technisch leider auf dem Niveau von Elex aus dem Jahr 2017 stehen geblieben, das damals auch schon keine Bäume ausgerissen hat. Elex 2 sieht zwar durchaus besser als der Vorgänger aus, das gilt aber nur für Details. Und auch wenn es für den geistigen Gothic-Nachfolger nie eine Top-Grafik gebraucht hat, überschreitet das Gesamtpaket des neuesten Teils auf dem PC einfach eine Grenze zu dem, was es so im Jahr 2022 nicht mehr geben sollte.
Die angestaubte Grafik mitsamt den problematischen Animationen, geringen Details, Wachsfiguren-Gesichtern und der immer flimmernden Kantenglättung ist da nur der Anfang. Hinzu kommt, dass das Spiel trotzdem eine High-End-Grafikkarte benötigt und selbst dann nicht durchweg ordentlich läuft. Sogar auf einer GeForce RTX 3090 sind Ultra HD, maximale Grafik und 60 FPS in der von ComputerBase genutzten Testszene ein Fremdwort. Und die Kombination ist dann schlicht zu viel des Unguten.
AMD-GPUs haben in dem Spiel Probleme
GeForce-Grafikkarten haben es in Elex 2 bereits schwer, Radeons schmeckt das Spiel hingegen überhaupt nicht. Allem Anschein nach rennen sie direkt ins Drawcall-Limit der DirectX-11-API, mit dem Ergebnis, dass die Performance in Ultra HD zwar ordentlich im Vergleich zum GeForce-Lager ausfällt, man in Full HD dagegen um Meilen zurückliegt. Doch selbst in Ultra HD wird die Radeon nicht völlig ausgelastet, das geht aktuell nicht. Hier hätte es schlicht eine Low-Level-API wie DirectX 12 gebraucht.
Will man etwas gegen die generell schlechte Performance unternehmen, bringen die einzelnen Grafikoptionen (Presets gibt es nicht) kaum mehr Leistung. Etwa 25 Prozent mehr FPS sind möglich, das gilt aber nur für diejenigen, die von den maximalen auf die niedrigste Stufe wechseln. Und dann gibt es Gebäude und Texturen, die Doom alle Ehre machen würden. Also dem Original von 1993, nicht dem neuen Teil von 2016. Grafik-Tuning ist in Elex 2 demnach kaum möglich. Mit einer Radeon RX 580 sind selbst 30 FPS eine Herausforderung in Full HD, die mit den niedrigsten Grafikdetails gerade mal so erreicht werden. Schlussendlich ist Elex 2 mit alten Mittelklasse-Grafikkarten nicht spielbar.
Die Mischung aus Qualität und Performance stimmt überhaupt nicht
Dass das Spiel keine gescheite Kantenglättung bietet, die Frametimes hakelig sind und Objekte immer mal wieder kurz vor der Spielfigur aus dem Nichts auftauchen, sind noch die geringsten Probleme, passen aber ins restliche Bild. Ein verhältnismäßig kleines Entwicklerteam wie Piranha Bytes muss keine Top-Technik liefern, das ist ohnehin nicht möglich. Aber ein gewisses Niveau muss es dann schon geben und vor allem eine gute Mischung aus Qualität und Performance ist wichtig. Elex 2 bietet jedoch leider nichts davon und hat auch noch zahlreiche weitere Probleme.
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Elex 2 im Technik-Test
Immerhin scheinen sich die Bugs in Grenzen zu halten, wirkliche Probleme sind in Tests nicht aufgefallen. Einzig ein merkwürdiger Farbschleier wanderte gelegentlich durchs Bild, wobei hier kein System zu erkennen gewesen ist. Aber auch ohne Bugs sollte es wirklich gut überlegt werden, ob man sich Elex 2 derzeit zulegen möchte. Die PC-Version macht es einem nicht leicht, das Spiel zu mögen.
ComputerBase hat Elex 2 von Piranha Bytes zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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