Shadow Warrior 3 im Test: Spielkritik und Fazit

 4/4
Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Shadow Warrior 3?

Shadow Warrior war aus der Feder von Flying Wild Hog schon immer eine Serie am Puls des Shooter-Mainstreams, der satirisch überzeichnete Stereotype zum Gegenstand der Unterhaltung machte. Das Reboot bleibt auch im dritten Teil mit dem Charme eines B-Movies dabei.

Um diesen Kern herum erweist sich Shadow Warrior als flexibel. 2013 lieferte die Serie einen Retro-Shooter, mit Shadow Warrior 2 dann 2016 einen Loot-Shooter. Dieses Mal folgt ein „Next-Gen“-Shooter nach Vorbild von Doom Eternal, bei dem das Bewegungsrepertoire durch Finisher, Wallruns und Greifhaken ergänzt wird. Die Kopie modifiziert die Idee allerdings, denn Finisher müssen aufgeladen werden. Heilung gibt es dafür auch durch den Einsatz des immer präsenten Katanas. Dazu wird neben großen und gefährlichen Gegnern eine scheinbare endlose Menge kleinerer Dämonen als stete Nachschubquelle eingesetzt. Das relativ überschaubare Arsenal von sechs Waffen relativiert sich zudem, da Finisher die Ausrüstung des erledigten Dämonen bescheren, die für ein paar Sekunden eingesetzt werden darf.

Leider spielt sich der Klon nur halb so gut, wie er klingt, und nur halb so gut wie das Original. Der Sog eines Doom stellt sich kaum ein: Bewegungsoptionen sind an feste Punkte gebunden, der Greifhaken zieht auf Schienen durch die Gegend und die Arenen fallen vergleichsweise klein aus. Beim serientypischen Wechsel zwischen Rechts- und Linksklick, also Waffe und Schwert, kam es zudem häufig dazu, dass ein Angriff verschluckt wurde. Per Klick nicht zu schießen, macht einfach keinen Spaß.

Man spielt deshalb letztlich kaum mehr als einen Klassik-Shooter „Plus“ mit (meist überflüssigen) Charakter-Upgrades und ein paar (weniger überflüssigen) Waffen-Upgrades on top, dessen Gameplay lediglich das Prädikat „genießbar“ verdient. Spielerisch verschießen die Entwickler ihr Pulver bis zur Halbzeit ohnehin, die darauf folgenden ausdauernden Wiederholungen verlieren immer mehr an Reiz. Trotz optischer Opulenz in den Umgebungen robbt man sich eher zum Ende und einem schlecht austarierten Bosskampf, dem es kaum gelingt, einen würdigen Höhepunkt für eine so sehr auf Übertreibung setzende Serie zu schaffen.

So weit, so „meh“. Was etwas länger trägt, ist Lo Wang. Der Antiheld hat zwar nicht mehr die „Power“ (He got the touch!), die er im Rahmen der Geschichte sucht, aber jede Menge Einzeiler auf vielleicht pubertärem, ungemein unterhaltsamem Niveau. Wang bleibt ein Samurai-Stromberg zwischen Peniswitzen und Fremdschämen – und das ist gut so! Der zu Beginn präsentierte Frotzel-Gegenspieler taucht jedoch erst am Ende wieder auf. Frustrierend, denn der asiatische Duke-Nukem-Verschnitt trägt mit seiner Großmäuligkeit das Spiel. Man muss im Gegenteil mit leichtem Bedauern feststellen, dass sich die Entwickler hier gerne mehr hätten trauen dürfen. Sie ziehen sich am Ende zu sehr auf popkulturelle Anspielungen zurück.

Eigentlich bewegt sich Shadow Warrior 3 deshalb im Genre des „Hätte-Shooters“ – hätte richtig genial sein können. Aufgrund des bloß soliden Spielfundaments reicht es so aber lediglich zum Lückenfüller bis zum nächsten Shooter-Highlight, das Genrefans und Freunde dieser Art von Humor eine neue Unterhaltungsdosis verspricht.

Fazit

Nach der technisch etwas unglücklichen PC-Version von Elden Ring (Test) und dem technisch richtig problematischen Elex 2 (Test) stellt sich Shadow Warrior 3 in die gegenüberliegende Ecke. Zwar hat auch dieses Spiel teils mit technischen Problemen zu kämpfen, es gibt allerdings weniger davon und sie nerven nicht so stark.

Absolut positiv hervorzuheben ist die Performance. Mit einer Low-Level-API wie DirectX 12 hätte sich zwar sicherlich noch etwas mehr Leistung herausquetschen lassen, aber auch mit DirectX 11 macht der Titel eine gute Figur. Selbst alte Grafikkarten wie die GeForce GTX 1060 oder Radeon RX 580 scheitern nur knapp an der 60-FPS-Marke in Full HD und aktuelle Einsteiger-GPUs machen sogar in WQHD eine gute Figur. Auch für Ultra HD muss es nicht gleich eine Flaggschiff-GPU sein.

Und dabei sieht Shadow Warrior 3 recht schick aus. Man merkt dem Spiel natürlich an, dass es sich nicht um eine AAA-Produktion handelt. Trotzdem bietet es auch ohne Raytracing einiges fürs Auge. Wer dann doch einmal Leistungsprobleme hat, kann zu AMD FSR oder Nvidia DLSS greifen. FSR überzeugt zwar mit einer ordentlichen Bildschärfe, doch das Bildflackern nimmt selbst in den höchsten Einstellungen unangenehm zu. Hier muss AMD schnellstmöglich den Algorithmus in Form von FSR 2.0 verbessern, diesbezüglich schneidet FSR einfach nicht gut ab.

DLSS funktioniert nicht ganz korrekt, ist aber richtig gut

Ganz anders dagegen Nvidias DLSS, das in Shadow Warrior 3 eine sehr gute Bildstabilität liefert, an die man mit der nativen Bildauflösung inklusive des Spiel-AAs nicht im Ansatz herankommt. Das beeindruckt. Grafikprobleme wie Smearing beziehungsweise Ghosting gibt es kaum bis gar nicht, die Bildschärfe fällt mit DLSS aber unterdurchschnittlich aus. Mit Nvidias Nachschärfe-Technik lässt sich dem etwas entgegensetzen, doch dann ist es leider nicht mehr möglich, AMDs besseres, ebenso verfügbares CAS zu nutzen – diesen Ansatz sollte Nvidia in Zukunft noch einmal überdenken.

Shadow Warrior 3 im Technik-Test

Das ändert aber nichts daran, dass DLSS in Shadow Warrior 3 optisch wieder einmal eine klar bessere Figur als FSR macht und vor allem in aggressiveren Modi weit überlegen ist – auch wenn die gewonnene Performance dabei geringer ausfällt. Ärgerlich ist nur, dass es einen Bug in den DLSS-Optionen gibt: Es funktionieren nur zwei der angebotenen drei Optionen und es macht den Anschein, als würde ausgerechnet die DLSS-Stuffe Qualität fehlen. Hier müssen die Entwickler noch einmal ran.

AMD- und Nvidia-Grafikkarten machen in Shadow Warrior 3 beide eine gute Figur. Die GeForce-Produkte schneiden letztendlich aber etwas besser ab, was aufgrund der DirectX-11-API auch nicht verwundert. Die aktuelle Generation RDNA 2 kann dabei noch ganz gut mit Ampere mithalten, bei den älteren Generation wird der Rückstand stellenweise jedoch größer. Aufgrund der generell hohen Frameraten ist das allerdings kein sonderlich großes Problem.

ComputerBase hat Shadow Warrior 3 vom Publisher Devolver zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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