Fairphone: Alle Geschäftsbereiche sollen bis 2045 klimaneutral werden

Nicolas La Rocco
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Fairphone: Alle Geschäftsbereiche sollen bis 2045 klimaneutral werden
Bild: Fairphone

Wo bei Fairphone die Rohstoffe für Smartphones herkommen, wo und unter welchen Arbeitsbedingungen diese gefertigt werden oder wie der Konzern die Abfallentsorgung regelt, daraus macht das Unternehmen kein Geheimnis. Bis 2045 will Fairphone jetzt null Emissionen in allen Geschäftsbereichen der gesamten Lieferkette erzielen.

Im ersten Schritt wurde für Fairphone, gemessen ab dem Jahr 2022, als Soll ein CO2-Mindestreduktionsziel von 46 Prozent bis 2030 festgelegt. Diesen Wert hat das Unternehmen anhand einer Bestandsaufnahme der Treibhausgasemissionen (THG) für sämtliche Geschäftsbereiche (Scopes) und in Zusammenarbeit mit der Science Based Targets Initiative (SBTi) im Einklang mit deren Zielsetzungsoptionen für kleine und mittlere Unternehmen ermittelt. Die Reduzierung wurde anhand der Emissionen für die Geschäftsbereiche 1 und 2 aus dem Jahr 2019 festgelegt. Der Geschäftsbereich 1 umfasst alle direkten Emissionen von Fairphone, Bereich 2 bezieht sich auf die indirekten wie Strom und Wärme.

Indirekte Emissionen sind die größte Herausforderung

Fairphone rechnet aber damit, dieses Soll weit überschreiten zu können und für die beiden genannten Geschäftsbereiche bereits bis Ende 2022 den CO2-Ausstoß um 100 Prozent reduzieren zu können. Das deutlich schwieriger zu erreichende Ziel ist die Klimaneutralität im Geschäftsbereich 3, der sonstige indirekte Emissionen umfasst, für die ein Unternehmen entlang seiner Wertschöpfungskette verantwortlich ist, etwa aus der Herstellung von Materialien. „Der größte Anteil geht auf die Leistung unserer Lieferanten zurück, auf die wir nur begrenzt Einfluss nehmen können. Wir möchten uns dennoch dieser Herausforderung stellen, denn wir haben uns bei Fairphone dazu verpflichtet, Teil der Lösung zu sein“, sagte Monique Lempers, Impact Innovation Director von Fairphone.

Scope-1-Emissionen verursache Fairphone nicht, erklärt das Unternehmen, weil es weder Eigentümer seines Büros noch der Produktionsstätten sei. Rund 2 Prozent entfallen auf Scope 2 für den Energieverbrauch wie Strom und Heizung. Auf 98 Prozent der Treibhausgase kommt Scope 3, wozu eingekaufte Waren und Dienstleistungen, einschließlich der Herstellung der von Fairphone entwickelten Produkte, des vorgelagerten Transports und des Vertriebs sowie der Nutzung von verkaufter Ware zählen.

Über alle Geschäftsbereiche inklusive Scope 3 hinweg sollen die Treibhausgasemissionen bis 2045 auf Netto-Null reduziert werden. „Nun haben wir auch ehrgeizige CO2-Reduktionsziele für unser Gesamtgeschäft festgelegt, die mit dem 1,5-Grad-Pfad des Pariser Abkommens übereinstimmen. Zusätzlich zu unseren Zielen für Scope 1 und 2 haben wir uns das weitaus ehrgeizigere Ziel gesetzt, bis 2045 für alle Bereiche Netto-Null zu erreichen“, so Lempers.

Ausgleichsverfahren für die letzten 10 Prozent

Zwischenziele sind bis dahin die Reduzierung der Treibhausgasintensität um 60 Prozent für den Geschäftsbetrieb sowie die nachgelagerten Aktivitäten bis 2030. Bis 2025 sollen 100 Prozent der Tier-1-Lieferanten von Fairphone Science Based Targets (SBTs) für alle drei Geschäftsbereiche festlegen. Bis 2030 wird dieses Ziel für 30 Prozent der Tier-2-Lieferanten angestrebt. Die vollständige Klimaneutralität bis 2045 will der Konzern durch Verringerung der THG-Emissionen um mindestens 90 Prozent entlang der gesamten Wertschöpfungskette erreichen und die restlichen maximal 10 Prozent mit „Carbon Removals“, also Ausgleichsverfahren, zu denen Strategien wie die Aufforstung von Wäldern, landwirtschaftliches Bodenmanagement oder technologische Lösungen wie „Direct Air Capture“ zählen.