Server-Prozessoren: Intel lässt gegenüber AMD und Arm weiter an Federn

Michael Günsch
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Server-Prozessoren: Intel lässt gegenüber AMD und Arm weiter an Federn
Bild: AMD

Die Analysten von DigiTimes Research haben eine Prognose für die Marktanteile bei Server-Prozessoren im Jahr 2023 abgegeben. Demnach wird AMD die Marke von 20 Prozent übertreffen, andere sehen AMD schon dort. Auch Server-CPUs mit Arm-Architektur sollen weiter zulegen. Der große Verlierer wäre der Marktführer Intel.

Intel ist nicht mehr alternativlos

Die Zeiten der absoluten Dominanz von Intel als Lieferant von Prozessoren für Server sind lange vorbei. Von damals über 90 Prozent Anteil kann Intel nur noch träumen, denn AMD hat bei Leistung, Effizienz und Kosten seit Jahren die Nase vorn und daher kontinuierlich Marktanteile von Intel erobert. Zunehmend sorgen auch Arm-CPUs für Server für Konkurrenz.

Für das vergangene Jahr hat DigiTimes Research Intel noch einen Anteil von 77 Prozent zugesprochen, was fast 8 Prozentpunkte weniger als 2021 sind. Im Gegenzug sei AMD von 11,2 Prozent auf 15,6 Prozent geklettert und Arm habe seinen Anteil mit 6,8 Prozent statt zuvor 3,5 Prozent nahezu verdoppelt.

Anteile der CPUs beim Server-Absatz
Anteile der CPUs beim Server-Absatz (Bild: DigiTimes Research)

Die aktuelle Prognose für das laufende Kalenderjahr 2023 sieht weitere Zugewinne bei den kleineren Konkurrenten. So sollen sich AMD auf 20,5 Prozent und Arm auf 8,1 Prozent steigern, während Intel auf 70,9 Prozent abfalle.

Gründe für Intels Abwärtstrend

Die Begründung ist plausibel und offensichtlich: Intel ist bei den Prozessoren vor allem bei der Leistung, aber auch der Energieeffizienz und den Kosten in Relation zur Performance in den letzten Jahren deutlich ins Hintertreffen geraten. Allein bei der Anzahl der CPU-Kerne zeigt sich eine große Schere: Intels neue Generation Sapphire Rapids bietet in der Spitze gerade einmal 60 Kerne pro Chip, bei AMD Genoa sind es hingegen bis zu 96 Kerne und mit Bergamo wird AMD voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2023 auf bis zu 128 Kerne erhöhen. In ähnliche Gefilde wird Intel voraussichtlich erst mit Granite Rapids aufsteigen, doch ist damit nicht vor 2024 zu rechnen und dann könnte bei AMD mit Turin schon die nächste Generation in den Startlöchern stehen.

Vor allem Probleme mit den eigenen Halbleiterwerken haben Intel zurückgeworfen. AMD lässt hingegen ausschließlich beim Auftragsfertiger TSMC produzieren und das läuft überaus gut.

Die neue Konkurrenz durch Arm-Prozessoren wird durch entsprechende Ambitionen von Branchengrößen wie Amazon, Alibaba, Google und Microsoft angefeuert. Diese erwägen die energieeffizienten Arm-Prozessoren in ihren riesigen Rechenzentren einzusetzen und arbeiten an verschiedenen Designs. Eine Alternative zum Server-Mainstream-Markt sind sie vorerst durch die Inkompatibilität mit Anwendungen für x86-Architekturen allerdings nicht. Doch etwa für Cloud-Betreiber wie Amazon und Alibaba mit relativ kleinem Horizont der Anwendungsbandbreite gestaltet sich ein Wechsel einfacher. Die neue Arm-Plattform Neoverse V2, die Nvidia für seinen Supercomputer-Prozessor Grace nutzen wird, sagt AMD und Intel auch bei der Leistung den Kampf an.

Andere Studien zum Server-CPU-Anteil

Neben DigiTimes Research gibt es weitere Institutionen zur Marktforschung die mit anderer Methodik auch andere Zahlen ermitteln. Geht es etwa nach Omdia Research, dann hat AMD längst die Marke von 20 Prozent überschritten. Die Zahlen von Mercury Research bewegen sich wiederum näher an jenen von DigiTimes: Im vierten Quartal 2022 kam AMD demnach auf 17,6 Prozent.

Anteile der Prozessoren am Server-Markt
Anteile der Prozessoren am Server-Markt (Bild: Omdia Research)

Analysten der Investment-Firma Keybanc gehen wiederum davon aus, dass AMD Anfang 2023 bereits 22 Prozent Marktanteil besitzt und diesen bis Ende des Jahres sogar auf 30 Prozent ausbauen wird.