Streaming-Dienst: Spotify löscht Tausende per Boomy erstellte KI-Songs

Marc Stöckel
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Streaming-Dienst: Spotify löscht Tausende per Boomy erstellte KI-Songs
Bild: Spotify

Nie zuvor war es so leicht wie heute, neue digitale Inhalte zu erstellen. Moderne KI-Tools mischen das Internet inzwischen gehörig auf. Der Streaming-Dienst Spotify hat deshalb ein Problem und sah sich gezwungen, Tausende von KI-Songs, die Anwender mit Boomy erzeugt hatten, von seiner Plattform zu entfernen.

Spotify löscht Zehntausende Boomy-Songs

Spätestens seit OpenAI der breiten Öffentlichkeit Ende 2022 Zugang zu seinem beliebten KI-Chatbot ChatGPT gewährt hat, ist das Thema Künstliche Intelligenz in aller Munde. Die Technologie dahinter ist zwar nicht grundsätzlich neu, doch erst die hohen Rechenkapazitäten, die heute zur Verfügung stehen, sorgen dafür, dass sich damit neue digitale Inhalte wie am Fließband erzeugen lassen.

Doch auch beim Thema KI gibt es eine Kehrseite der Medaille. Während einige darin eine echte Chance sehen, ertönen immer häufiger auch Warnungen vor den Gefahren, die mitunter noch gar nicht vollständig einzuschätzen sind. Hinzu kommt die Tatsache, dass KI-generierte Inhalte nicht selten mit datenschutzrechtlichen Bedenken einhergehen.

Zu den Kehrseiten der Künstlichen Intelligenz gehören die unzähligen Fake-Streams, die inzwischen auf einigen Musik-Plattformen auftauchen. Einem Bericht der Financial Times zufolge hat Spotify erst kürzlich Zehntausende Lieder des Start-ups Boomy entfernt, die unverhältnismäßig hohe Aufrufzahlen aufwiesen. Etwa sieben Prozent aller Songs, die bisher über den KI-Generator auf die Streaming-Plattform gelangten, habe man demnach entfernt.

Fake-Aufrufe als Dienstleistung

Im Vorfeld hatte zunächst der Musikgigant Universal Music auf verdächtige Streaming-Aktivitäten hingewiesen. Durch eine Vielzahl an Online-Bots seien demzufolge gefälschte Zugriffszahlen entstanden. Daraufhin habe Spotify die betroffenen Boomy-Titel wegen des Verdachts auf „künstliches Streaming“ entfernt.

Derartige Fake-Aufrufe entstehen vorwiegend durch Dienste von Drittanbietern, die Streams gegen Bezahlung verkaufen. Spotify selbst weist in seinem Support-Bereich darauf hin, dass Angebote dieser Art gegen die Geschäftsbedingungen des Unternehmens verstoßen. Und dies bleibt nicht ohne Folgen, wie der Streaming-Anbieter betont.

Wenn wir potenzielle oder bestätigte Fälle von Stream-Manipulationen feststellen oder darauf aufmerksam gemacht werden, ergreifen wir Maßnahmen, zu denen die Einbehaltung von Tantiemen, die Korrektur von Streaming-Zahlen und Maßnahmen gehören können, die sicherstellen, dass die Popularität des Künstlers oder Songs in unseren Charts korrekt wiedergegeben wird. Spotify behält sich das Recht vor, manipulierte Inhalte von der Plattform zu entfernen.

Spotify

KI-Songs von Boomy bringen Spotify und echte Künstler um ihr Geld

Boomy erlaubt es selbst unerfahrenen Anwendern, „in Sekundenschnelle eigene Songs“ zu erstellen. Wie das Unternehmen auf seiner Website schreibt, ist auch die Bereitstellung auf gängigen Streaming-Plattformen möglich, woraufhin die Nutzer für Aufrufe ihrer Titel entlohnt werden. Laut Boomy haben Anwender bereits mehr als 14,5 Millionen Songs erzeugt, was fast 14 Prozent aller jemals weltweit aufgezeichneten Lieder entspreche.

Bei diesen Zahlen ist indes kaum verwunderlich, dass gefälschte Zugriffe auf die massenhaft generierten Lieder ein echtes Problem darstellen. Denn es sind eben jene Zugriffszahlen, die über die an Künstler ausgeschütteten Tantiemen entscheiden. Unzählige Fake-Aufrufe sorgen so dafür, dass sich echte Musiker mit geringeren Einnahmen begnügen müssen, was die Streaming-Plattformen schließlich in ein schlechtes Licht rückt.

Der Financial Times zufolge hat Boomy am Wochenende schon wieder neue Tracks bei Spotify eingereicht. Auch Gespräche über eine Wiederaufnahme der entfernten Songs seien bereits im Gange. Das Unternehmen teilte demnach mit, es lehne „jede Art von Manipulation oder künstlichem Streaming kategorisch ab“ und arbeite „mit Partnern aus der Branche zusammen, um dieses Problem zu lösen“.