Seagate: Sammelklage wegen Verlusten nach Export-Verstoß

Michael Günsch
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Seagate: Sammelklage wegen Verlusten nach Export-Verstoß
Bild: Ivan Radic | CC BY 2.0

Dass Seagate trotz des Handelsembargos der USA weiterhin Festplatten in rauen Mengen an den chinesischen Hersteller Huawei geliefert hat, zog eine satte Geldstrafe von 300 Millionen US-Dollar nach sich. Doch jetzt könnte es noch teurer werden, denn eine Sammelklage von Aktionären folgt.

Kanzleien rufen zur Sammelklage

Gleich mehrere Anwaltskanzleien informieren über die eingereichte Sammelklage gegen Seagate. An dieser können sich betroffene Anleger beteiligen, sofern diese im Zeitraum zwischen dem 15. September 2020 und dem 25. Oktober 2022 Stammaktien des HDD-Herstellers erworben und damit Verluste erlitten haben. Bis zum 8. September 2023 läuft die Frist, um beim Gericht „die Stellung als Hauptkläger in dieser Klage zu beantragen“, heißt es in einem der Schreiben.

Gegenstand der Klage

In der Klageschrift wird Seagate vorgeworfen, in dem genannten Zeitraum den Anlegern falsche, irreführende oder schlichtweg fehlende Angaben über die Art und den Umfang der HDD-Verkäufe von Seagate an Huawei gemacht zu haben. Dazu gehört auch die Tatsache, dass Seagate unmittelbar nach Inkrafttreten der BIS-Regeln eine deutliche Steigerung der Verkäufe verzeichnet hatte.

Das U.S. Department of Commerce Bureau of Industry and Security’s (BIS) hatte im Zuge der Sanktionen gegen China eine Auslieferung von Festplatten an Huawei untersagt. Dieser Regel waren zwar die Konkurrenten Western Digital und Toshiba gefolgt, doch Seagate setzte die Lieferungen fort und verdiente damit prächtig. Innerhalb der 13 Monate nach Inkrafttreten der Sanktionen habe Seagate insgesamt rund 7,4 Millionen HDD-Laufwerke im Wert von 1,1 Milliarden US-Dollar an Huawei verkauft. Der Gewinn belief sich nach Schätzungen des US-Handelsministeriums auf knapp 150 Millionen US-Dollar.

Das BIS verhängte aufgrund dieses Verstoßes ein Bußgeld in Höhe von 300 Millionen US-Dollar gegen Seagate.

Aktienkurs brach deutlich ein

Jetzt dürften weitere Kosten hinzukommen, denn mit der Sammelklage der Anleger sollen die damit verbundenen Verluste beim Aktienwert abgegolten werden. Nach Bekanntwerden der Verstöße von Seagate durch einen Reuters-Bericht am 26. Oktober 2022 und dem parallel verkündeten niedrigsten Umsatz seit 2005 war der Aktienkurs erheblich gefallen, obgleich sich dieser zwischenzeitlich wieder erholt hat.

Es ist eine schwierige Zeit für Seagate, denn unter dem Einbruch der globalen HDD-Nachfrage leidet das Unternehmen sehr. Im Frühjahr musste Seagate einen Umsatzrückgang um ein Drittel und einen Verlust in Höhe von 433 Millionen US-Dollar vermelden. Um Kosten zu sparen, hatte Seagate schon im vergangenen Jahr die Streichung von rund 3.000 Stellen angekündigt. Im März wurde die Zahl noch einmal nach oben korrigiert, sodass etwa 3.500 Mitarbeitern die Kündigung droht.

Große Hoffnungen setzt Seagate auf die neue HDD-Technik HAMR, die noch dieses Jahr Festplatten mit 32 TB Speicherplatz verfügbar machen soll. Doch bleibt nach unzähligen Verspätungen von HAMR große Skepsis.