Gamescom

Homeworld 3 angespielt: 3D-Echtzeitstrategie im Weltraum ist opulent und kompliziert

Fabian Vecellio del Monego
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Über 20 Jahre nach Homeworld 2 und einige Zwischenspiele später erscheint im Februar 2024 Homeworld 3. Auf der Gamescom konnte ComputerBase das Weltraum-Echtzeitstrategiespiel mit opulenter 3D-Spielwelt in einem neu vorgestellten Koop-PvE-Modus anspielen und mit den Entwicklern von Blackbird Interactive sprechen.

Cineastische Echtzeitstrategie im dreidimensionalen Weltraum

Für gleich zwei Stunden hatten die Entwickler zur Gamescom 2023 eingeladen, bei Homeworld 3 gebe es viel zu zeigen und auszuprobieren. Die Präsentation begann zunächst mit den Basics: Das PvP- (1 vs. 1, Teamschlachten, free for all) und PvE-Strategiespiel soll im Februar 2024 unter Publisher Gearbox – also letztlich Embracerauf Steam und im Epic Games Store erscheinen, wird mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 60 US-Dollar ein Vollpreis-Titel, wird keinen Ingame-Shop und Mikrotransaktionen bieten und unter anderem von Entwicklern produziert, die schon an Homeworld 1 und 2 gearbeitet haben und zuletzt an Minecraft Legends sowie Hardspace: Shipbreaker beteiligt waren.

Der Fokus liegt bei Homeworld 3 wenig verwunderlich erneut auf einem gewaltigen Maßstab und der cineastischen Optik; die Entwickler sprechen von einem ikonischen Sci-Fi-Artstyle. Das ambitionierte Projekt biete mit persistenten Flotten, Schiffswracks, die zu einem Teil des dynamischen Schlachtfelds werden und einer realistischen Physik-Simulation mit nachvollziehbarer Ballistik ein Gesamtpaket, das sich in dieser Art sonst bei keinem weiteren Echtzeitstrategiespiel finde.

Homeworld 3 – Character Artworks (Bild: Blackbird Interactive)

Auf die Handlung, die viele Jahre nach Homeworld 2 angesiedelt ist, stimmt ein zur Gamescom veröffentlichter Story-Trailer ein. Die Prämisse ist wenig innovativ, aber ebenso bewährt: Es gilt, eine sich interstellar ausbreitende Anomalie zu untersuchen, welche die Galaxie nach Dekaden des Wohlstands und dem goldenen Zeitalter des Hyperspace-Netzwerks in Dunkelheit zu hüllen droht. Konflikte werden heißer und häufiger, die Hyperraum-Tore erleiden merkwürdige Defekte und es obliegt den Spielern, das Mysterium aufzudecken und die Galaxie zu retten. Neben Text und Audio sollen auch Zwischensequenzen die Erzählung voranbringen.

Roguelike-Spielmodus bietet kooperatives PvE-Gameplay

Auf der Gamescom wurde außerdem der Spielmodus War Games neu vorgestellt. Es handelt sich um einen kooperativ mit maximal drei Spielern gegen die AI bestreitbaren PvE-Modus mit Roguelike-Inspiration, für den je nach Spielstil und Erfahrung ungefähr 40 bis 60 Minuten eingeplant werden sollten und der einen hohen Wiederspielwert bieten soll. Wer möchte, kann die Kriegsspiele auch alleine antreten, muss aber ohne Verbündete mit einer größeren Herausforderung rechnen; KI-Mitspieler gibt es nicht.

Im Grunde genommen werden drei einzelne Weltraum-Schlachten aneinander gereiht, wobei Siege Erfahrungspunkte und damit Upgrades für Schiffe, neue Schiffe und mitunter neue Flotten-Konfigurationen freischalten. Die eigene Flotte nehmen Spieler von Gefecht zu Gefecht mit, sodass sich das Abschneiden in einer vorgelagerten Schlacht auf den Kampf in einer späteren Mission auswirken kann. Es lohnt sich also, möglichst wenige Schiffe und damit Ressourcen zu verlieren. Wer in einer Schlacht endgültig scheitert, muss wiederum von ganz vorne Anfangen – hier wirkt der Roguelike-Aspekt. Der Modus soll Spieler dazu verleiten, immer neue Einheiten und Taktiken auszuprobieren, bis sie die letzte Mission erfolgreich absolvieren können. „Learn, adapt, leverage experience“ lautet das Motto, erklären die Entwickler.

Ein jedes Gefecht starten Spieler mit einem Kreuzer, der als mobile Basis und Schiffswert fungiert sowie – je nach gewähltem Flotten-Preset – einigen Schiffen. Darunter sind auch zivile Gefährte, die Ressourcen besorgen und damit das Wachstum der Flotte gewährleisten sollen, dabei aber auf den Schutz der bewaffneten Einheiten angewiesen sind. Mit Standard-Konfiguration gibt es außerdem fünf Recon-Schiffe und fünf leichte Abfangjäger. Im Laufe eines Levels gilt es, das Überleben des eigenen Kreuzers zu sichern und randomisierte Missionsziele zu erfüllen. Wer sich an optionalen und ebenfalls zufälligen Nebenmissionen versucht, erhält mehr Erfahrungspunkte.

Der Einstieg (in die Steuerung) fällt nicht leicht

Im Anschluss an eine Präsentation zu Homeworld 3 und den neuen War-Games-Modus gab es die Möglichkeit, letzteren rund eine Stunde lang anzuspielen. Der Einstieg war dabei sowohl kompliziert als auch verwirrend, obgleich reichlich Erfahrung mit Strategiespielen vorhanden war. Denn mit einer echten 3D-Spielwelt ergeben sich einige Herausforderungen, die sich bei der für das Genre üblichen isometrischen Perspektive, also dem Blickwinkel von oben auf eine Ebene herab, nicht stellen. Homeworld 3 spielt sich in etwa so, als wäre der Spieler ein einsamer und unsichtbarer Astronaut mit First-Person-Kamera und Superzoom-Objektiv, der inmitten des Geschehens mit einem Raketenrucksack durch die Schlacht navigieren muss.

Das fällt auch nach einem sehr ausführlichen Tutorial, in dem die Steuerung Stück für Stück erklärt wurde, recht schwer, wenn im Ernstfall plötzlich alles zusammenkommt. Dabei ist auch der gigantische Maßstab des Spiels überwältigend: Wer an ein kleines Aufklärungs-Raumschiff nah heranzoomt, um Details zu erkennen, muss anschließend lange scrollen, um wieder den Überblick über das gesamte Schlachtfeld zu haben. Die Steuerung der Kamera ist damit die erste Herausforderung: Die feindlichen Schiffe sind erkannt, aber wie muss nun im dreidimensionalen Raum navigiert werden, um Sichtkontakt herzustellen?

Homeworld 3 – Screenshots des War-Games-Modus

Und falls die gegnerischen Einheiten dann groß auf dem Bildschirm zu sehen ist, folgt sogleich die nächste Hürde: Wie kriege ich meine eigene Flotte zu dieser Position? Das ist mit drei Koordinaten überraschend kompliziert, wenn im luftleeren Raum die Höhe beachtet werden muss. Denn wer einfach nur den Befehl zum Angriff gibt, muss sich um die Routenfindung zwar keine Gedanken machen, riskiert aber, das die eigenen Einheiten die schützende Deckung eines zerstörten Schlachtschiffes frühzeitig verlassen. Und zu all diesen Herausforderungen gesellt sich dann noch die übliche Komplexität eines Echtzeitstrategiespiels hinzu.

Im Detail sehr opulent, aber ebenso ein wenig hakelig

Wenn der Einsteig aber erst einmal geschafft ist, geht die Steuerung immer leichter von der Hand. Und dann macht Homeworld 3 respektive der War-Games-Modus Spaß, gerade im kooperativen Spiel. Ein Spieler kann sich beispielsweise mit agilen und schnellen Jägern um den Schutz der eigenen zivilen Einheiten und Nebenmissionen kümmern, während sich der andere mit großen und starken, aber damit einhergehend schwerfälligen Fregatten auf die Hauptziele konzentriert.

Und wer nah an das Geschehen heranzoomt und auf Augenhöhe mit den Einheiten die Raumschlacht erlebt, wird mit einer atemberaubenden Sci-Fi-Kulisse belohnt. Allerdings ist diese Perspektive einem schnellen RTS eher fremd. Wer den Überblick behalten will und entsprechend alles aus entfernter Position betrachtet, sieht anstelle detaillierter Raumschiff-Modelle nur noch winzige Punkte, die wie ein Bienenschwarm umhersurren. Und wenn diese im Detail gesteuert werden sollen, wird es hakelig. Inwiefern das ein subjektiv wahrgenommenes Problem des War-Games-Modus ist oder aber ganz Homeworld 3 betreffen wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen.

Neue Inhalte via DLCs und Mods

Mikrotransaktionen wird es wie eingangs erwähnt nicht geben, wohl aber kostenpflichtige DLCs. Diese sollen das Spiel nach Release lebendig halten, mit neuen Inhalten Meta-Taktiken aufbrechen und mehr Wiederspielwert bringen. Alternativ lassen sich neue Inhalte auch über Mods beschaffen. Blackbird arbeitet zu diesem Zweck mit der Modding-Plattform mod.io zusammen. Spieler sollen Modifikationen im Game-Client installieren und verwalten können und die Entwickler wollen das Mod-Angebot aktiv kuratieren.

Die Entwickler beenden den Gamescom-Termin mit einem Hinweis: Homeworld – Deserts of Kharak, ein Prequel zu den klassischen Homeworld-Spielen, lässt sich im Epic Games Store noch bis zum 31. August kostenlos zur eigenen Bibliothek hinzufügen.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Gearbox Publishing und Blackbird Interactive im Rahmen eines Termins auf der Gamescom 2023 unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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