Ende der Zeitreisen: Der Google-Cache nimmt Abschied

Marc Stöckel
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Ende der Zeitreisen: Der Google-Cache nimmt Abschied
Bild: pixabay.com / 377053

Der Google-Cache ist eine der ältesten Funktionen der Google-Suche und bei vielen Anwendern auch alles andere als unbeliebt. Einige Nutzer finden in ihren Suchergebnissen schon seit Wochen keine Links zum Cache mehr vor, nun ist dessen Einstellung offiziell – wenngleich der manuelle Aufruf derzeit noch möglich ist.

Eine der ältesten Funktionen der Google-Suche

Die Bestätigung kam am Donnerstagabend von Danny Sullivan, dem PR-Verantwortlichen für das Suchmaschinengeschäft von Google. „Ja, er wurde entfernt“, schrieb er auf X als Antwort auf die Frage eines Nutzers, ob der Cache-Link für immer aus den Suchergebnissen verschwunden sei. Er selbst halte die Einstellung des Google-Cache für traurig, betonte Sullivan, es sei eine der ältesten Funktionen der Google-Suche.

Dennoch scheint der Grund, aus dem der Cache einst eingeführt wurde, inzwischen überholt zu sein. Die Funktion sei dazu gedacht gewesen, Anwendern den Zugang zu Webseiten zu erleichtern, so Sullivan – in einer Zeit, in der man sich „häufig nicht darauf verlassen konnte, dass eine Seite geladen wird“. Über den Google-Cache ist der Aufruf der Webseite in einem solchen Fall immer noch möglich. Doch inzwischen „haben sich die Dinge stark verbessert“, erklärt Sullivan. Daher habe Google beschlossen, den Cache einzustellen.

Noch funktioniert der Cache

Bisher war die Funktion über ein Menü erreichbar, das sich über ein Icon neben den einzelnen Suchergebnissen von Google öffnen lässt. Bei vielen Anwendern ist der Link für den Cache-Zugriff dort aber bereits verschwunden. Die für den Cache erforderlichen Daten werden seit jeher von Googles Webcrawler gesammelt. Google hält dafür Kopien sämtlicher Webseiten, deren Betreiber das Crawling nicht ausdrücklich untersagen, auf seinen eigenen Servern vor – mit entsprechend hohem Bedarf an Speicherressourcen.

Gänzlich verschwunden ist das Cache-Feature bisher noch nicht. Anwender können es derzeit noch manuell aufrufen, etwa durch Eingabe des Präfixes „cache:“ in der Google-Suche, gefolgt von der URL der gewünschten Webseite. Alternativ ist der Cache über die Grundadresse https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache: erreichbar, auch in diesem Fall ist am Ende die URL der Ziel-Webseite zu ergänzen. Diese Möglichkeiten, auf den Google-Cache zuzugreifen, werden laut Sullivan aber in Kürze ebenfalls verschwinden.

Google-Integration der Wayback Machine denkbar

Gewiss steht als Alternative zum Google-Cache noch immer die Wayback Machine von Internet Archive bereit. Sullivan ließ in seinem X-Beitrag durchblicken, dass er auf eine Integration der Wayback Machine in die Google-Suche hofft. Denkbar sei etwa, dass in den Suchergebnissen an jener Stelle, wo zuvor der Google-Cache verlinkt war, direkt auf den Dienst von Internet Archive verwiesen werde. An einer solchen Entscheidung seien jedoch neben ihm selbst noch andere Kollegen beteiligt, betont Sullivan. Versprechen könne er eine solche Umsetzung daher nicht.

Bei Googles Entscheidung, den Cache einzustellen, dürften gewiss auch wirtschaftliche Überlegungen eine zentrale Rolle gespielt haben. Schließlich muss der Konzern für das Feature auf seinen eigenen Servern Kopien zahlreicher Webseiten vorhalten. Mit der Einstellung des Google-Cache könnte das Unternehmen also eine Menge Speicherplatz freigeben und diesen gegebenenfalls für andere Projekte nutzen. Dementsprechend muss sich Google aber auch der Kritik stellen, der Konzern wälze die mit dem Cache verbundenen Kosten durch dessen Einstellung sowie dem Verweis auf die Wayback Machine lediglich auf das Internet Archive ab.

Die Redaktion dankt dem Community-Mitglied „Konkretor“ für den Hinweis zu dieser Meldung.