11-Mrd.-Chip-Fabrik: Indiens Tata Group baut mit taiwanischer Hilfe von PSMC
Nach langem Hin und Her und einigen Rück- und Fehlschlägen soll es nun soweit sein: Indien bekommt seine erste moderne Chip-Fabrik. Das indische Konglomerat Tata Group will sich dafür die Hilfe der beiden taiwanischen Firmen UMC und PSMC an Bord holen, die das notwendige Know-How zum Betrieb dieser Anlagen besitzen.
Ohne Hilfe geht es nicht, darüber ist man sich in Indien in letzter Zeit ganz klar geworden. Indien hat das Personal, den Willen und auch das Geld, doch daraus entstehen noch immer keine modernen Halbleiterchips. Anstrengungen zuletzt schlugen aber fehl, Foxconn und Vedanta konnten sich nicht einig werden, ein 19,5-Milliarden-USD-Projekt wurde gestrichen. Dies war ein herber Rückschlag. Auch geplante Projekte zuvor mit Tower Semiconductor und einem Investmentfund aus den arabischen Ländern verliefen im Sand. Doch den Kopf steckt man noch nicht dahin, nun startet der nächste Anlauf.
Einmal mehr sucht man deshalb die Nähe zu taiwanischen Firmen, denn wenn sich jemand damit auskennt, wie Chips produziert werden, dann sind es diese. Mit der Powerchip Semiconductor Manufacturing Corporation (PSMC) sowie der United Microelectronics Corporation (UMC), die viel Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen als Auftragsfertiger haben, soll das Vorhaben nun federführend durch die Tata Group umgesetzt werden. PSMCs Chef erklärte im letzten Jahr, dass es schwieriger sei, als vorab erwartet, hier eine Fab zu bauen, da man quasi bei Null anfangen muss.
Auch deshalb werden nun erst einmal kleinere Brötchen gebacken. Man wolle mit einer 65-nm-Produktionslinie starten, diese dann später um ein 40/45/48-nm-Produkt erweitern. 28 nm stehe bereits in den Plänen, aber erst für die Zukunft. Die Tata Group hatte vor etwas über einem Jahr angekündigt, insgesamt bis zu 90 Milliarden US-Dollar in den kommenden Jahren in den Chipsektor im Land investieren zu wollen.
Bisher primär Test- und Packaging-Einrichtungen geplant
In diesem Jahr soll das Bauvorhaben bereits starten, doch bis dies wirklich losgeht, kann in Indien schnell noch einiges passieren. Doch was bei OSAT-Einrichtungen (Outsourced Semiconductor Assembly and Test) und ATMP-Anlagen (Assembly, Testing, Marketing and Packaging) funktioniert, soll nun endlich auch in der echten Fertigung Einzug halten. Daran glaubt auch Tower Semi, Gerüchte brachten auch hier zuletzt einen Fab-Bau zurück auf die Tagesordnung. Vor allem der finanzielle Anreiz kann dabei mitunter überzeugend sein: Micron kam zuletzt mit einer Rechnung von nur 825 Millionen US-Dollar davon – bei einem Projekt, das 2,75 Milliarden US-Dollar kostet, wohlgemerkt. Der Tenor ist, dass Indien bis zu 75 Prozent der Gesamtsumme als Förderung in verschiedenen Stufen übernimmt.
Heute kam die entsprechende Absichtserklärung der indischen Regierung. Demnach wird Tata Electronics zusammen mit Powerchip in Dholera, Gujarat, eine Chipfabrik für knapp 11 Milliarden US-Dollar errichten. Der Fokus liegt auf der 28-nm-Fertigung, geplant ist eine Kapazität von direkt 50.000 Wafern im Monat.
Parallel dazu wurden zwei Projekte rund um das Thema ATMP (assembly, testing, marking and packaging) angestoßen. Bei einem ist erneut Tata involviert, das zweite wird durch CG Power in Zusammenarbeit mit Renesas aus Japan und Stars Microelectronics aus Thailand umgesetzt.
Der Baubeginn soll bereits in den nächsten 100 Tagen erfolgen. Indiens Regierung verspricht bis zu 20.000 neue direkte Arbeitsplätze und noch einmal 60.000 im Umfeld der drei Projekte.