iOS 17.4 veröffentlicht: App-Marktplätze, echte Standard-App-Alternativen, Siri & Co

In den vergangenen Stunden hat Apple die finale Version von iOS 17.4 veröffentlicht und damit für alle Nutzer ein großes Update veröffentlicht. Neben neuen Emojis und Änderungen bei Siri gibt es über 600 neue APIs, alternative App Stores, eine Abfrage zur Wahl von Standard-Apps sowie weitere Änderungen.

Damit ist iOS 17.4 in der EU eines der größten Updates der vergangenen Zeit, andernorts fallen die Anpassungen deutlich geringer aus. Nur Nutzer in der EU erhalten, dank des Gesetzes über digitale Märkte (DMA), Zugriff auf viele Funktionen, die bisher vom iPhone-Hersteller verhindert wurden.

Was der DMA ändert

Eine vollständige und ausführliche Übersicht der Änderungen durch den DMA hat die Redaktion bereits Ende Januar verfasst.

• Digital Markets Act der EU: Apple ermöglicht alternative App-Marktplätze und Zahlungen

Dabei gilt zurzeit noch anzumerken: Viele der Änderungen wie die Öffnung des NFC-Protokolls, die Erlaubnis andere Browser-Engines als die von Apple zu nutzen oder auch die neuen App-Marktplätze sind zwar mit dem Update integriert worden, allerdings noch nicht direkt erlebbar, weil es noch keine Anbieter gibt.

App-Marktplätze erlauben „Sideloading“

Noch gibt es keine, aber schon bald wird der App Store auf Basis von iOS 17.4 Konkurrenz bekommen: Durch Alternative App Stores oder App-Marktplätze, wie sie in iOS genannt werden. Mit diesen wird erstmals „Sideloading“ möglich, wie Apple selbst schreibt.

Um Sideloading wie bei Android, Windows oder macOS handelt es sich allerdings nicht: App-Marktplätze werden zwar aus dem Internet heruntergeladen, Apps wiederum können aber nur aus den App-Marktplätzen heruntergeladen und installiert werden. Eine freie Installation von alten Versionen oder Apps von außerhalb des iOS-Ökosystems ist somit weiterhin nicht möglich.

Die App-Marktplätze werden zudem von Apple reguliert: Erst nach einem Berechtigungsprozess, der an einige Auflagen geknüpft ist, kann der App-Marktplatz installiert werden. Auch deshalb wird es direkt zur Veröffentlichung von iOS 17.4 noch keine alternativen App Stores geben. Bisher hat nur Epic Games einen eigenen Marktplatz angekündigt. Das ist nur konsequent, war Epic Games doch vor Jahren als erster namhafter Spieler am Markt gegen Apple vor Gericht gezogen.

Alternative Bezahloptionen

Eher ersichtlich werden dürfte der Einsatz alternativer Bezahlmethoden in Apps. Mit iOS 17.4 müssen Entwickler nicht mehr das App-Store-Bezahlsystem nutzen und können ihre Zahlungen für Abos und Einkäufe selbst abwickeln. Netflix hat bereits angekündigt bestehende App-Store-Abos zu kündigen und Spotify plant ein eigenes System zu verwenden.

Abfrage der Standard-App für Weblinks

Nicht erst in Kürze, sondern schon nach der Installation des Updates wird der Nutzer hingegen einmalig gebeten, einen Standard-Browser festzulegen. Das betrifft zurzeit nur den Browser, allerdings kann auch die Standard-Mail-App weiterhin selbst eingestellt werden. Die Einstellung versteckt sich weiterhin unter Einstellungen -> jeweilige(r) Mail-App/Browser. Der gewählte Browser wird in Zukunft vollständig Verwendung finden und nicht mehr im Hintergrund auf Apples Browser-Engine aufsetzen.

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Progressive Web Apps weiterhin nur für WebKit

Die Änderungen bereiten Nutzern vorerst allerdings nicht nur Freude: Durch den DMA und das Zulassen mehrere Browser-Engines, wie Chromium, sieht Apple jene Nutzer in Gefahr, die sogenannte Progressive Web Apps (PWA) nutzen. Der Konzern hat sich deshalb entschieden, die Funktion kurzerhand nur für Browser mit dem hauseigenen WebKit als Browser-Engine zu ermöglichen. Zuvor hatte der Konzern noch geplant, die Funktion für alle Browser zu deaktivieren. Dieser Vorgang hatte auch die Europäische Kommission auf den Plan gerufen.

Änderungen auch abseits des DMA

Siri verliert ihr Hey

Bereits im Juni 2023 hatte Apple auf der WWDC angekündigt, die Siri-Aktivierungsphrase „Hey Siri“ auf ein schlichtes „Siri“ zu verkürzen. Mit iOS 17.4 erreicht die Funktion nun auch die deutsche Sprachausgabe, muss aber über Einstellungen -> Siri & Suchen -> Achten auf aktiviert werden. Der Sprachassistent reagiert dann sowohl auf die alte Phrase als auch auf ein schlichtes „Siri“.

Neue Emojis

Ferner werden noch eine Handvoll neuer Emojis hinzugefügt: Dazu zählen zwei Kopfschüttel-Emojis, ein Phönix, eine Limette sowie ein brauner Pilz und eine gebrochene Kette. Abschließend gesellen sich noch vier neue Familien-Symbole, sowie sechs bereits bestehende Emojis von Aktivitäten dazu, die nun allerdings doppelt vorhanden sind, um die Aktivität in „beide Richtungen“ – links oder rechts gehend etwa – zu illustrieren.

Sonstige Änderungen

• Apple hat ein weiteres eckiges digitales Uhr-Widget hinzugefügt, welches die Uhrzeit einer ausgewählte Stadt anzeigt.
• Apple Podcasts hat jetzt eine Transkription, wodurch Podcasts während des Zuhörens, nun auch gelesen werden können.
• Apple hat angekündigt, mit dem Verschlüsselungsstandard PQ3 die Sicherheit von iMessage deutlich zu erhöhen.
• Auf dem iPhone 15 (Pro) werden die Auskünfte zum Batteriezustand nun unter Batterie -> Batteriezustand gebündelt.
• Im App Store kann ab sofort die eigene Kaufhistorie eingesehen werden. Der Umweg über den Browser oder iTunes am Desktop ist nicht mehr nötig.
• Entwickler können die mit iOS 17 eingeführten Animationen und Effekte in Videokonferenzen und -anrufen deaktivieren. Damit kann verhindert werden, dass bei einem ernsten Thema plötzlich Konfetti oder Emojis durchs Bild wehen (X), wenn die Kamera ein Handzeichen dafür wahrnimmt.
• Das Herunterladen von Apps aus den neuen App-Marktplätzen kann unter Einstellungen -> Bildschirmzeit -> Beschränkungen -> App-Installation & Käufe deaktiviert werden.

Veröffentlichung zeitnah

Das Update auf iOS 17.4 steht allen Nutzern über die Public Beta oder die Developer Beta bereits jetzt zur Verfügung. Da es sich hierbei schon um den Release Candidate handelt, ist davon auszugehen, dass Apple das Update im Laufe der kommenden Woche für alle Nutzer zu verteilen beginnt. Traditionell ist das an einem Dienstag der Fall. Durch den DMA hat der Konzern ohnehin nicht alle Zeit der Welt: Bis zum 06. März muss er sich den Anforderungen unterwerfen, spätestens am kommenden Mittwoch ist also mit einer Veröffentlichung zu rechnen.