Falschmeldung: Gerüchte zur Steam-Übernahme von Microsoft sind absurd

Fabian Vecellio del Monego
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Falschmeldung: Gerüchte zur Steam-Übernahme von Microsoft sind absurd

Aktuell kursieren Meldungen, dass Microsoft weiter auf Shopping-Tour geht und derzeit eine 16 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme von Valve inklusive Steam vorbereite. Belege gibt es dafür keine, was berechtige Skepsis auf den Plan ruft: Zwar mag die Intention auf den ersten Blick Sinn ergeben, alles andere aber nicht.

Microsoft übernimmt Valve?

Schnelle Nachforschungen zeigen: Quelle des nun von diversen Medien eifrig aufgegriffenen Gerüchts ist der X-Beitrag eines Counter-Strike-Streamers auf Twitch. Knapp und ohne Angabe von Quellen stellt dieser die These in den Raum, Microsoft wolle das private Unternehmen Valve mitsamt der marktführenden Distributions­plattform Steam für die Summe von 16 Milliarden US-Dollar in bar – also ohne den Einsatz von Aktien – aufkaufen. Was aus fachkundiger Perspektive höchstens als Scherz aufgenommen werden kann, hat dann binnen weniger Stunden als „Breaking News“ den Einzug in einige Branchenmedien geschafft.

Tatsächlich wurde im Sommer 2022 im Rahmen der damals noch anstehenden Activision-Blizzard-Übernahme bekannt, dass Microsoft auch an einem Kauf von Valve oder Nintendo interessiert sei, falls sich diese Gelegenheit ergebe. Und angesichts Microsofts über die vergangenen Jahre anhaltender Strategie, immer höhere Summen in die Gaming-Branche zu investieren, mag eine Übernahme von Valve als konsequenter und in vielerlei Hinsicht ultimativer Schritt infrage kommen, um die Vorherrschaft auf der Gaming-Plattform PC zu sichern.

Nein, mit Sicherheit nicht

Es gibt da aber einige Ungereimtheiten, Probleme und Hürden, die eine solche Transaktion sehr unwahrscheinlich bis unmöglich erscheinen lassen:

  • Ein einziger Tweet einer bis dato nicht mit stichhaltigen Informationen zur Branche in Erscheinung getretenen Person ist keine belastbare Quelle.
  • Die Kaufsumme von 16 Milliarden US-Dollar ist absurd niedrig angesetzt. Für Activision Blizzard King mit einem Jahresumsatz von 7,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 hat Microsoft 68,7 Milliarden US-Dollar bezahlt. Valves Umsatz im gleichen Jahr wird auf über 13 Milliarden US-Dollar geschätzt und mit Steam sowie der damit einhergehenden „30-Prozent-Steuer“ auf den Videospielemarkt auf dem PC verfügt der Betreiber im Grunde genommen über eine Notenpresse. Mitunter gilt Valve in der gesamten Tech-Branche als das Unternehmen mit dem höchsten Gewinn pro Mitarbeiter.
  • Eine Transaktion dieser Größenordnung hätte die Intervention zahlreicher Kartellämter zur Folge, die schon bei Microsofts Übernahme von Activision Blizzard alles andere als begeistert waren. Es ist gut möglich, dass eine Freigabe nie erteilt werden würde.
  • Der Kaufrausch und die Konsolidierungswelle, im Rahmen derer auch Microsoft zahlreiche Übernahmen tätigte, ist vorerst vorbei; stattdessen taumelt die Gaming-Branche gerade durch eine von Entlassungen und anderweitigen Kosteneinsparungen geprägte Phase – auch bei Microsoft.
  • Bekannte Brancheninsider widersprechen der postulierten Übernahme.

Insofern kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass Valve nicht unmittelbar vor einer Übernahme durch Microsoft steht – und schon gar nicht zum Kaufpreis von lediglich 16 Milliarden US-Dollar.