Zweitstudium oder MBA lohnenswert?

Quarzer

Captain
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Hallo Leute,

vorab möchte ich meine derzeitige Situation etwas erläutern.

Ich habe 2012 mein BWL-Studium mit der Note 2,4 abgeschlossen. In meinen Vertieferungsfächern, die sich hauptsächlich mit der Optimierung und Planung von Logistik- und Produktionsprozessen befasst, habe ich je mit 1,6 (in einem 1,0 Exam und Jahrgangsbester) abgeschlossen. Der Rest vom Studium hat mich leider nicht so interessiert, daher nur 2,4. Das war ein Fehler.
Habe mich daraufhin viel beworben in der Branche und ausschließlich Absagen bekommen, bis ich nach knapp 9 Monaten über eine Zeitarbeitsfirma als Sacharbeiter im Bereich Zoll bei einem DAX-Unternehmen in Leipzig angefangen habe. Nach 2 Jahren haben sie mich übernommen. Waren mit meiner Arbeit außerordentlich zufrieden, aber haben mir bei allen Möglichkeiten vorwärts zu kommen, Steine in den Weg gelegt, weswegen ich vor einem halben Jahr gekündigt und bei meinen Eltern in der Immobilienbranche angefangen habe. Ich habe aber festgestellt, dass ich daran kein langfristiges Interesse habe und lieber wieder in die Logistik/Produktion möchte und dort am liebsten optimieren.
Habe mich jetzt wieder sehr viel beworben, bekomme aber zu 95% nur Absagen und habe mich auch wieder bei meinem alten Arbeitgeber, aber auf andere Stellen beworben. Wollen mich aber wieder unbedingt für die alte Stelle und sagen mir direkt, dass sie mich da langfristig sehen (also wieder keine Aufstiegschance). Es gibt dort leider zur Zeit Mangel an Arbeitskräften und sie wollen mich unbedingt haben (geben mir auch Gestaltungsspielraum, wie meine Arbeit aussehen könnte), aber das ganze nach dem Motto: „friss oder stirb!“ Leider ist das zur Zeit meine einzige Option. Meine Freunde, meine Familie, selbst meien ehemaligen Arbeitskollegen halten das für völlig absurd und mich für die Position völlig verschenkt. Habe schon während der Zeit mit PRIVATEM Geld Prozesse um bis zu 200% optimiert. Spielt bei denen aber alles keine Rolle.

Hier mal das Arbeitszeugnis:
"Herr Mustermann war ein hoch qualifizierter Mitarbeiter, der über sehr umfassende und außerordentlich vielseitige Fachkentnisse verfügt. Seine überdurchschnittliche Auffassungsgabe befähigt ihn, auch schwierige Probleme sofort zu erkennen. Besonders hervorzuheben sind seine gut entwickelte Fähigkeit, rasch richtige Lösungen zu finden. Herr Mustermann erledigte seine Aufgaben mit großem Engagement und persönlichem Einsatz. Er war ein äußerst belastbarer Mitarbeiter, der unsere hohen Anforderungen auch unter schwierigen Bedingungen und hohem Termindruch sehr gut meisterte. Zudem war er ein sehr umsichtiger, verantwortungbewusster sowie gewissenhafter Mitarbeiter und überzeugt jederzeit durch seine sehr hohe Zuverlässigkeit. In allen Situationen erzielte Herr Mustermann ausgezeichnete Arbeitsergebnisse. Wir waren mit seinen Leistungen stets vollstens zufrieden.

Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war immer einwandfrei.

Wir verlieren in ihm einen sehr guten Mitarbeiter und danken ihm für die hervorragende Zusammenarbeit. Sein Ausscheiden bedauern wir sehr. Für die berufliche sowie private Zukunft wünschen wir Herrn Mustermann alles Gute und weiterhin viel Erfolg".

Und die ausgeführten Tätigkeiten:
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Ich finde, dass das sehr gut klingt, aber trotzdem stellen die mir nichts in Aussicht. Haben mich auch damals mit einem Achselzucken gehen lassen. Gab nichtmal den Versuch mich zu halten. Das Problem ist, dass ich in den Bereich in den ich möchte, absolut Null Berufserfahrung habe. Aber bei allen Stellenbeschreibungen ist genau das gefordert. Da frag ich mich, wie das gehen soll, wenn man sich nicht schon während des Studiums darum gekümmert hätte. (Habe ich leider nicht. Mein Praktikum habe ich bei einr CRM-Unternehmensberatung gemacht).
Und nun komme ich in meinem Berufsleben irgendwie gar nicht mehr vorwärts. Entweder ich bewerbe mich weiterhin auf Sacharbeiterstellen, wo mir schon ins Gesicht gesagt wird, dass ich überqualifiziert bin oder ich bewerbe mich auf Stellen, die ich gerne machen würde, für die ich aber eben unterqualifiziert bin. Um meine Optionen zu verbessern, dachte ich daran, vlt ein Zweitstudium im Ingnieurwesen oder einen MBA bei einer Fernuni nebenberuflich zu machen. Aber erhöht das auch wirklich meine Chancen? Oder ist das nur rausgeschmissenes Geld und Zeit. Danach bin ich ja leider immer noch „nur“ Theoretiker.

Wie steht ihr zu dem Thema?

Danke und Grüße
 
Meiner bescheidenen Meinung nach ist der MBA die Veredelung von Führungskräften die vorher keinen adequaten Titel hatten (man kann den ja mittlerweile ohne vorhergegangenem Studium machen, sofern genügend Berufserfahrung in einer Führungsposition, obwohl es eigentlich ein postgraduales Studium ist) oder diesen auch noch wollen weil ihre Kollegen den auch haben.

In der Regel ist es rausgeschmissenes Geld, ist aber egal, denn er dient ja eh nicht dazu um einen besseren Job zu bekommen sondern um Eindruck schinden zu können ;) (und für die Unis um ihr Konto aufbessern zu können)

PS: Was man nicht machen sollte ist zu fragen "Und wo haben sie ihren MBA gemacht?" :evillol:
 
Ich liebäugel auch eher mit einem Zweitstudium in der Wirt-Informatik oder Wirt-Ing. hm...
 
Also ich kann die Firma verstehen. Das passt doch perfekt, einen überqualifizierten & engagierten Mitarbeiter auf einem Sachbearbeiterposten mit passendem Entgelt ist aus Firmen Sicht ideal besetzt. Den würde ich auch genau dort halten wollen. ;) Gibts in Leipzig nur die DHL oder auch andere große Logistiker? Scheint ja Deine Branche zu sein.

Ob es Sinn macht auf ein BWL Studium noch einen drauf zu setzen bin ich mir nicht so sicher. Das Zweitstudium garantiert lediglich, daß Du danach älter bist. Mehr echte Berufserfahrung hast Du dann ja trotzdem nicht. Würde der Einstieg in den Bereich in den Du unbedingt willst über Praktika gehen?
 
Nein, das habe ich auch schon versucht. Praktikanten müssen Studenten sein. Da führt leider kein Weg rein. Es gibt noch DB Schenker und Kühne+Nagel. Also nicht nur DHL ;)

Also ich bin an sich in der richtigen Stadt. Gibts ja neben den Logistikern noch Porsche und BMW mit all ihren Zuliefern. Ich hatte dann eben überlegt, meine Masterarbeit bei einem Unternehmen zu machen, um so evtl reinzukommen.
 
hallo7 schrieb:
?..(man kann den ja mittlerweile ohne vorhergegangenem Studium machen, sofern genügend Berufserfahrung in einer Führungsposition, obwohl es eigentlich ein postgraduales Studium ist)...

... denn er dient ja eh nicht dazu um einen besseren Job zu bekommen...

Hättest du zu der ersten Aussage eine Quelle? Imo ist der MBA ein Master wie andere auch, d.h man benötigt einen akademischen Grad vorweg. Wo kann man den MBA ohne vorhergehendes Studium machen?

Der MBA ist international gut gelitten, im angelsächsichen Raum vor allem. In D kennt man das zu wenig, daher ist das zur Zeit eher ein nettes Anhängsel auf der Visitenkarte. Sollte es einen aber in internationale Konzerne und in die weite Welt ziehen, dann könnte es die ein oder andere Tür öffnen, man lernt im MBA-Studium ja nicht Nichts, sondern kriegt durchaus Management-Werkzeuge und Techniken an die Hand. So manchem Manager würde es durchaus gut tun, mal fachlich auf Schiene gebracht zu werden, vor allem für Fachkräfte nach einer Beförderung, die sich plötzlich mit Teamführung und Leitungsaufgaben auseinandergesetzt sehen, ist der MBA eine gute Möglichkeit, sich mit Management auseinanderzusetzen.
 
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Danke, das ist interessant. Scheint sogar je nach Bundesland für andere Master zu gelten. Finde ich jetzt nicht so toll, aber es geht.
 
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hm... MBA ist natürlich eine Option. Aber wäre es evtl für mich sinnvoller einen Master in Wirt-Ing zu machen anstatt eines MBAs? Ich habe das nur aufgeführt um zu wissen, was für mich besser wäre, um dahin zu kommen, wo ich hinmöchte.
 
Ich wohne in einer Stadt, in der ich eigentlich was Produktion/Logistik angeht mehr als ausreichend versorgt sein sollte. Also ein Umzug würde es denke ich nicht wirklich bringen.
 
Achso, jetzt versteh ich dich. :D Ja, dann macht das keinen Sinn. Bin gerade erst mit meiner Freundin zusammengezogen und sie wurde auch gerade erst befördert. Irgendwann denkt man auch mal über Familienplanung nach und das letzte halbe Jahr war schon eine reine Fernbeziehung.

Und trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, warum es in anderen Städten anders laufen sollte? Hatte es vor der Kündigung schon in ganz Deutschland versucht (HH, Berlin, Ruhrpott, Stuttgart,...) aber an sich kam da auch nur das selbe bei rum.
 
Ein MBA Studium macht nur Sinn, wenn auch Auslandssemester vorgesehen sind. Ich kenne nur wenige eMBA Programme die nebenberuflich möglich sind + Auslandssemester. Ein MBA rein per Fern-Uni zu machen ohne Ausland ist rausgeworfendes Geld/Zeit. Dann lieber ein Master mit fachlicher Vertiefung machen.

Bzgl. Umzug:
-> wenn du auch an anderen Orten keinen Erfolg hattest dann würde ich definitiv noch an der Qualifikationsschraube drehen! Also Master machen + Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreiben.

PS was gibt es für Logistiker in Berlin!?! Da ist doch kaum Produktion vorhanden und die haben auch kein Hafen ... HH ist Logistikstandort oder Stuttgart aufgrund des produzierenden Gewerbes ... aber Berlin!?
 
Ja private Gründe sind ja auch legitim. Ich hab ja nur gefragt.

Ich bin der Meinung, dass wenn du nochmal Karriere machen willst, langsam in den Tritt kommen musst. Sonst kommst du in Erklärungsnot was du jahrelang nach dem Abschluss auf einer Sachbearbeiterstelle gemacht hast.
Ein neues Studium ist da ein zweischneidiges Schwert. einen MBA würde ich nicht machen.
Was du brauchst ist eigtl eine Traineestelle in Produktion bzw. Logistikbereichen. Die dürften eigtl auch nicht zuviel Berufserfahrung erwarten.

Aber wahrscheinlich hast du das auch schon ausprobiert :/
 
@Berlin: Finde die Stadt als solche toll, aber hast recht. Viel gefunden hatte ich da nicht. Glaube war nur Momox oder so. Also viel ist dahingehend in Berlin nicht zu holen.
Ich wohne in Leipzig und wir haben hier ja alles, was Rang und Namen hat: DB Schenker, DHL, Kühne+Nagel, Porsche, BWM und deren ganzen Zulieferer. Dazu theoertisch noch Amazon und Momox. Also viel mehr geht woanders wahrscheinlich gar nicht.

@Trainee: Hatte ich nach dem Abschluss versucht. Ist das jetzt immer noch legitim? Denn das habe ich jetzt nach der Kündigung nicht noch mal versucht. Ist aber definitiv ein guter Ansatz, den ich verfolgen werde. Warum bin ich da nicht selbst draufgekommen? :D Da werde ich mich mal umschauen. Und ja, ich muss zwigend in den Tritt kommen. MBA verwerfe ich auch eher und finde Wirtschafts-Ing oder Wirtschafts-Inf besser.

Aber vlt doch nochmal den Trainee angehen. Aber auch mit 30?
 
Soweit ich den Einblick als BWLer (nicht Produktion/Logistik Bereich) habe, gibts hier fast nur noch Traineestellen für Berufsanfänger. Und für Stellen als Berufserfahrener fehlt dir nach eigenen Angaben die Erfahrung, da deine bisherige Stelle nicht adäquat war.

Bei einer Traineestelle fällt das weg und mit einer Einladung kannst du dann punkten mit deiner weitaus höheren Erfahrung.
30 ist natürlich schon sehr alt für eine Traineestelle, wenn man es mit den ganzen 22 jährigen vergleicht. Aber scheiß drauf.
Es muss halt alt eine vernünftige Traineestelle sein, wo man wirkliche Perspektive hat.
 
Japp,das stimmt. Mehr als weiterhin nein sagen, können sie ja eh nicht. Und das Zweitstudium hätte ich wohl eh erst im April angefangen bzw. den Master.

Ok, zu früh gefreut. Es gibt ja gar keine Traineestellen in Leipzig, die auch nur ansatzweise was mit Logistik/produktion zu tun haben. Oder ich bin zu dumm zum suchen.
 
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_killy_ schrieb:
Ein MBA Studium macht nur Sinn, wenn auch Auslandssemester vorgesehen sind. Ich kenne nur wenige eMBA Programme die nebenberuflich möglich sind + Auslandssemester. Ein MBA rein per Fern-Uni zu machen ohne Ausland ist rausgeworfendes Geld/Zeit. Dann lieber ein Master mit fachlicher Vertiefung machen....


Einen MBA rein per Fern-Uni ohne Auslandssemester zu machen ist völlig ok, man muss sich grundsätzlich mit dem MBA auseinandersetzen und für sich entscheiden, ob man diesen braucht, das Auslandssemester ist das Salz oben drauf, aber es geht auch Salzfrei ;)

Die inhaltlichen Themen sind überall die selben bzw. weichen nur in wenigen Punkten ab, Managementwerkzeuge und -Methoden kann ich auch in Deutschland lernen, Fachbücher erhalte ich überall. Evtl gibt es an renommierten UNIs den ein oder anderen Prof, der den Lernstoff aus seinem eigenen Bestseller wiedergibt, aber ein Auslandssemester ist fachlich nicht ausschlaggebend. Ich sehe das auch an unseren dualen Bachelorstudenten in der Firma, das Auslandssemester ist zumeist Party und die ein oder andere Vorlesung, fachlich und teilweise nicht mal sprachlich bringt es den Leuten etwas.
 
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