Wie sucht man sich eine Religion...?

keshkau schrieb:
Diejenigen, die an einen "wohlwollenden Gott" glauben (Stichwort Vergebung der Sünden usw.), kommen wohl eher nicht auf den Gedanken, dass der „richtige Gott“ es darauf angelegt hat, ihnen noch 4.999 andere Gottheiten zu präsentieren, damit sie ja den falschen erwischen und somit dem ewigen Leben und so weiter entgehen. Das macht doch eher wenig Sinn, oder.

Na aber Fakt ist, das es eben noch 4999 andere gibt. Und fakt ist auch, das in der Bibel steht, das wer abtrünnig ist, bestraft wird.

Jetzt kommen viele an und sagen "Ja das Alte Testament, und das stimmt alles nicht so, und heute sieht man das anders..." usw... Das find ich ja besonders lustig..der gesamte christliche Glaube basiert auf der Bibel, aber wenn einem was nicht passt, dann streicht man einfach ein paar Passagen...Bis man sich die Religion so zusammengebaut hat, das sie einem auch gefällt...
 
Also ich hab mir diese Diskussion ja ne Zeit lang mit angeguckt und iwie scheint es nichts zu bringen PowerSupport den Sachverhalt erklären zu wollen.
Du merkst irgendwie nicht, dass deine Ausgangsfrage, eine ganz andere ist, als das was du mit deinen Argumentationen klar zu machen versuchst.
Du hast zuerst danach gefragt, "wie" man sich eine Religion aussucht und jetzt versuchst du dich rechtzufertigen, wieso du dich keiner Religion anschließen kannst bzw. willst. Das sind doch, meiner Meinung nach, zwei völlig verschiedene Angelegenheiten.
 
Nun kann Abtrünnigkeit ja vieles bedeuten: Aufgabe des Glaubens, Hinwendung zu einem anderen Glauben, Götzendienst und solche Sachen. Schau Dir die Sache doch einmal aus einem anderen Blickwinkel an. Angenommen, der Gott, den Du bei Deinen Ausführungen vor Augen hast, wäre der richtige. Soll er dann etwa sagen: „Hey Leute, die Auswahl ist riesig. Sucht Euch den Gott aus, den Ihr am besten findet. Null Problemo, ich bin ja nur einer unter vielen.“

Das würde so ziemlich allem widersprechen, um was es bei Religion geht. Denn wenn die Gläubigen von ihrem Schöpfer reden, dann ist das ein klar umrissene Sache und kein Jahrmarkt, auf dem man sich den Gott seiner Wahl aussucht.

Wie bereits erwähnt ist die Lotterie-Methode nicht wirklich zielführend. Die Frage ist weniger, ob Du den einzig richtigen Gott erwischt hast. Denn was willst Du machen, wenn Du bei den Amsih-People aufwächst, ohne Radio und Fernseher? Du wirst wahrscheinlich nie von der Existenz anderer Religionen erfahren. Du lebst vielleicht ein vorbildliches Leben, wärst aber trotzdem verdammt. Ganz schön ungerecht, oder nicht?

Für einen Gott, der die Menschen nach seinem Vorbild geschaffen hat und dem man nachsagt, dass er die Menschen liebt, wäre das kein fairer Zug. Ich denke, so kann man das auch sehen. Das ist dann eine etwas modernere Auffassung als im Mittelalter, wo man noch alles und jeden konvertieren wollte, notfalls mit Gewalt.

Oder überlege Dir mal Folgendes: Wenn es Deiner Ansicht nach keinen Gott gibt, dann ist Religion ohnehin nur Zeitverschwendung. Das hatten wir ja schon. Aber wenn es einen Gott geben sollte und Du ihn einfach ignorierst, dann hättest Du wohl einen schweren Stand. So gesehen könnte man sagen: „Ok, das Leben dauert 85 Jahre, die Ewigkeit ist ein bisschen länger. Ich bin hier auf Bewährung und wenn ich es richtig anstelle, dann winkt mir das Paradies oder was auch immer.“

Und nach allgemeiner Auffassung gehört zur Bewährung meist ein Leben ohne Sünde. Ist dann die konkrete Namensgebung des Gottes wirklich so wichtig? Ob der nun für die einen Menschen Allah heißt oder Gott, das kommt mir eher zweitrangig vor.

Natürlich sind die Rituale jeweils andere. Die Muslime sollen ihren Fastenmonat einhalten und Christen haben vor Ostern auch ihre Fastenzeit, auch wenn das hierzulande in Vergessenheit geraten ist. Ist das Fasten nun zwingend? Oder ist es nicht vielleicht egal, ob ich im März oder im September faste? Kommt es tatsächlich darauf an? Und wenn ich ein anständiger Mensch bin, dann bin ich das vielleicht auch ganz ohne Fasten.

Ich denke, dass – wenn überhaupt – eher die konkreten Taten zählen. In der Bibel gibt es ja auch die entsprechenden Stellen: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ oder so ähnlich.
 
@keshkau

Angenommen, der Gott, den Du bei Deinen Ausführungen vor Augen hast, wäre der richtige. Soll er dann etwa sagen: „Hey Leute, die Auswahl ist riesig. Sucht Euch den Gott aus, den Ihr am besten findet. Null Problemo, ich bin ja nur einer unter vielen.“

Nein, er sollte bloß mal herunterschaun und sagen "Hey Leute, ich der xyz-Gott bin der richtige!" Denn wie soll man sonst wissen, was richtig ist? Wie soll man wissen was der Gott, der nun am Drücker ist, gerade will?

Vielleicht will er das wir Vegetarier sind?
Vielleicht ist er aber doch ein Kriegsgott?
Vielleicht belohnt er die Schwachen, oder doch die starken?

Das was richtig ist und falsch ist, was Sünde ist oder nicht, doch überall auf der Welt total verschieden.

Jetzt glaubt man z.B. 85 Jahre seines Lebens an den Christengott mit der Nächstenliebe - und am Ende wars doch Mars der Kriegsgott und der ist verdammt sauer das man so artig war.
Oder man ist sein ganzes Leben lang Keusch wie es viele Religionen wollen und dann ists vielleicht Aphrodite, die am Drücker ist...

Und nun?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also meiner Ansicht nach ist deine Motivation, einen Glauben "finden" zu wollen einfach grundsätzlich falsch. Schließlich solltest du nicht in die/den Kirche/Moschee/Tempel gehen, nur damit du letztendlich der "Hölle" oder sonst einer ominösen Rache des wie auch immer gearteten entkommst. Beim Glauben geht es darum, dass du etwas findest, was dir Halt im Leben gibt oder Hoffnung, aber keine Absolution.

Was du jedoch suchst ist doch eigentlich mehr eine Antwort auf die Frage: Was kommt nach dem Tod? Und diese Frage wird dir nichts und niemand, keine Religion und kein Wissenschaftler, 100%ig beantworten und mit Tatsachen unterlegen können. Genau darum heißt es ja "Glauben" und nicht "Wissen".

Und wenn du dich auf die Hoffnung stützt, dass sich eines Tages der Himmel auftut, ein gleißendes Licht erstrahlt und eine donnernde Stimme verkündet: "Ich bin es und nun glaube!", solltest du vielleicht im Leuchtturm oder ähnlichen Lektüren nachblättern, ich denke hier könntest du ein genaues Ankunftsdatum finden ;).

Grüße, MyFi
 
Zur Ausgangsfrage: Ein ziemlich geringer Teil der Menschheit suchst sich eine Religion aus, denk ich mal.
Die meisten erben sie ja von den Eltern und/oder weil es in ihrer Region einfach die traditionell verbreitete Religion ist.
Aber das ist ja eh klar.

Dann gibts noch solche, die aufgrund irgendwelcher besonderer Erlebnisse 'bekehrt' werden (spontan fällt mir da grad Cat Stevens aka Yusuf Islam ein der wohl nachdem er fast ertrunken wäre zum Moslem wurde). Dort hängts dann wohl auch recht vom Zufall ab - wenn man halt grad von nem Priester der Religion xy aufgegabelt wird...

Leute die jedoch 'religionslos' sind und sich bewusst und ohne Notlage (und damit vermutlich auch rational) auf die Suche nach einer Religion begeben werden vermutlich eher selten eine finden - denn rational ist das Ganze nunmal nicht.
Schliesslich hat ja auch keine Religion irgendwelche brauchbaren Belege für ihren Gott, zumindest wüsste ich bisher noch nichts davon.

Zu beachten ist allerdings, dass durchaus nicht alle Religionen überhaupt einen Gott haben der einen in die Hölle schickt (bzw. überhaupt einen Gott haben), da braucht man sich bloss den Buddhismus anzuschauen.
Und genau da fängt es dann meiner Meinung nach auch an interessant zu werden: Wenn man nämlich von irgendwelchen Gott-Religionen welche rational sowieso schnell zu verwerfen sind zu Religionen kommt, die eher sowas wie einen spirituell geprägten Lebensweg anbieten.
Denn obwohl ich mich selber als Agnostiker (und zwar einer von der Sorte 'man kanns nicht ganz 100%ig ausschliessen' und nicht 'es könnt ja gut sein') bezeichnen würde, finde ich beispielsweise einige Elemente des Zen-Buddhismus sehr interessant (was ja auch kein Widerspruch ist).
Diese stehen aber mit rationalem Denken kaum in Konflikt und sind trotzdem irgendwie eine Religion - oder werden zumindest oftmals so bezeichnet.
 
Nun ist der Buddhismus keine "echte" Religion in dem Sinne wie das Chrsitentum, der Islam oder das Judentum. Und natürlich kann man an alles und jeden glauben, an den Gott der Milchsäure, an Mars, Twix, Aphrodite oder was weiß ich.

Nun ist es aber schon ein Unterschied, ob man sich z. B. der griechischen oder römischen Mythologie bedient oder eine Religion wählt, die zumindest durch alte Texte (Bibel, Koran) belegt werden kann. Denn niemand bezweifelt heute ernsthaft, dass es Jesus wirklich gegeben hat. Umstritten ist höchstens der Stellenwert, der seiner Person beigemessen wird.

Und das könnte ein Ansatzpunkt sein. Wenn die Geschichten aus der Bibel mehr oder weniger stimmen, dann ist es doch erstaunlich, was Jesus alles von sich gegeben hat. Da war er seiner Zeit auf jeden Fall weit voraus. Die Muslime behaupten ja auch, dass die Texte des Korana "überirdisch" seien. Jedenfalls können auch sie auf jemanden verweisen, der als Gesandter gilt.

Das wäre zumindest ein Argument, dass die "echten" Götter sich zumindest die Mühe gemacht haben, auf ihre Existenz hinzuweisen. Wogegen das der Gott der Milchsäure das bisher nicht für nötig befunden hat.
 
Jetzt bei "Menschen bei Maischberger" (ARD): Geht's doch nicht ohne Gott? Das Comeback der Religion.
 
Nun habe ich die Sendung nicht gesehen. Witzig finde ich jedoch, dass Atheismus eine ziemlich neue Erfindung zu sein scheint. Ich kenne ken Urvolk, das keine Gottheit verehrt. Auch in den letzten Jahrhunderten war Religionslosigkeit in unserem Breitengraden kein Thema. Das ist ein Novum der letzten Jahrzehnte.

Jetzt ist die Frage, ob die Menschheit über die Jahrtausende einfach nur zu blöd war oder es an unseren modernen Gesellschaften liegt, dass Atheismus einen solchen Aufschwung erfahren hat. Streng genommen könnte man den Buddhismus auch dort einsortieren. Aber den lasse ich bei dieser Betrachtung außen vor.

An ein "Comeback der Religionen" glaube ich nicht. Die Spiritualität war meiner Ansicht nach immer latent vorhanden. Nur die Amtskirchen haben starke Einbrüche erlebt. Die Kirchenaustritte sind eine Seite der Medaille, der Boom der Esoterik die andere.
 
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Da muss ich Dir gleich zweimal widersprechen.

Atheismus ist beileibe keine Erfindung der Neuzeit, bereits die Griechen der Antike bekannten sich zu Ihrer Ablehnung einer das Schicksal leitenden Gottheit. Da sind wir aber auch schon beim Thema. Obwohl Atheismus eine Jahrtausende alte Tradition hat, kommt es einem vor, als sei das alles relativ neu. Dieser Umstand hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Religion auch immer ein soziales Konstrukt ist und damit sozialer Druck vorherrscht. Mit der Individualisierung des Menschen in der Neuzeit gibt es immer mehr soziale Umstände, die es dem Menschen erleichtern, sich auch offen gegen eine bestimmte, vorherrschende Glaubensrichtung zu stellen.

Dieser Umstand führt mich dann auch zum zweiten Kritikpunkt an Deiner Interpretation. Denn ein "Comeback" feiern die Religionen schon alleine deshalb, weil die Menschen sich trotz Individualisierung und Abkehr von den Religionsgemeinschaften ihrer sozialen Netzwerke wieder Religionen zuwenden. Es ist also weniger die latent vorhandene Spiritualität, sondern jene, die immer mehr Menschen offen ausleben wollen und diese als Teil ihres individualisierten Lebensentwurfes sehen und verstehen.

"Menschen bei Maischberger" kann man übrigens auch hier im Web-Stream ansehen:

http://www.daserste.de/maischberger/archiv.asp

Da gibt es auch noch andere Sendungen zum Themen-Komplex "Gott" und "Religion".
 
Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass ich Widerspruch ernten würde für die Bemerkung, der Atheismus sein eine "neue Erfindung". Das ist er nicht. Mein Gedankengang war eher der, dass ich mir Deutschland in den 50er-Jahren vorgestellt habe. Wenn man einige Jahrzehnte zurückblickt, dann spielte Religion in der Bevölkerung meiner Meinung nach eine viel größere Rolle als heute: Man ging vielleicht regelmäßiger in die Kirche, mittags wurde ein Tischgebet gesprochen und solche Sachen. - Der soziale Druck in diese Richtung ist mittlerweile fast völlig weggebrochen und die Beliebigkeit hat ihren Platz eingenommen. Daher ist es heute sehr viel einfacher, offen ohne religiöses Bekenntnis zu leben. Die Individualisierung mag dieser Entwicklung Vorschub geleistet haben.

Ob die neue Hinwendung zu den Religionen nun mit den neuen Lebensentwürfen zu tun hat, kann ich nicht beurteilen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass jemand zwar weiterhin religiös ist, aber dennoch aus der Kirche austritt. Er macht das womöglich, weil er sich nicht mehr mit der Amtskirche identifizieren kann. Aber der Glaube als solcher ist nicht verloren gegangen. Und dann gibt es eben aus der Ecke der Esoterik eine neue Konkurrenz, die zuvor in dieser Bandbreite nicht in Erscheinung getreten ist. Dort wird die Spiritualität dann ausgelebt.
 
PowerSupport, ich finde deine rationale Denkweise äußerst cool, muss ich so sagen ^^
Ich hoffe du studierst mal Mathematik oder Physik und erklärst mir dir dann die String-Theorie.

Ich hab hier einen netten Erklärungsansatz im Peter Löwenzahn-Style, den wirst du auch kapieren:

(Im großen Stil) Es gibt keinen Gott, keine höhere Macht. Wir sind das Ergebnis eines zufälligen Universums, wo die physikalischen Parameter grade so standen, dass Leben möglich wurde und nun sind wir hier - ratlos.
Stell dir vor, die Menschheit hat ein riesiges Gefäß voller kleiner Zettel auf deren Vorderseiten Dinge stehen wie 'Blitz', 'Geisteskrankkeit', 'Schwarzes Loch', 'Anfang des Universums', 'Rand der Welt' usw. Auf der Rückseite steht zu jedem Begriff entweder "Religion" oder "Wissenschaft". Jedes Mal wenn ein schlauer Mensch etwas entdeckt und es rational begründen kann, wie z.B. den Blitz, dann streicht er Religion durch, erklärt seinen Mitmenschen das es keinen Gott wie Thor gibt und schreibt stattdessen "Wissenschaft" dahin, weil er jetzt weiß, dass Blitze das Ergebnis elektrischer Entladungen sind. Physik: 1, Gott: 0
Dieses Gefäß gibt es seit Jahrtausenden, seit der Mensch denken kann. Und je länger unsere Geschichte wird, desto weniger Zettelchen mit Religion und desto mehr mit Wissenschaft gibt. Die Religion ist der gesellschaftliche Lückenbüßer für unsere Unwissenheit.

(Im kleinen Stil) Religion und Gott tauchen immer dann auf, wenn es dem Menschen schlecht geht. Daher sind Psychologen auch diejenigen, die am wenigsten an Gott glauben. Für jemanden persönlich stellt Religion eine innere Hilfe da, das Prinzip Hoffnung eben. Da kannst du niemals mit Rationalität, Wahrscheinlichkeitsrechnung oder Logik kommen - die entsprechenden Regionen des Gehirns reagieren gar nicht mehr darauf.

So, das ist der Ansatz eines überzeugten Atheisten, klar definiert. Dürfest du sicher verstehen. Du bist sowas wie ein erzkatholischer Mönch, der sich inmitten von Bangladesch verlaufen hat, dort mehrere Wochen übernachten muss und sich fragt, was am Hinduismus dran sein könnte und ob das 'richtiger' ist. Dann kommt er nach Hause und hat es immer noch nicht verstanden :)

Bei dir ist die Unwissenheit im Sinne des großen Stils die Frage nach dem Tod, meiner Ansicht nach einer der wenigen Pluspunkte für die Religion heutzutage - noch. Du suchst rational nach einer rationalen Erklärung, was passiert, wenn die Synapsen nicht mehr funken und das letzte was dein Augennerv dir vorspielt ein heller Punkt ist. Doch keine Angst! Nimm etwas ähnliches, was wir alle kennen. Den Zustand vor unserer Geburt, das ist dem Tode am nächsten, jawohl. Da waren meine Nervenstränge noch sehr weit auseinander, denken war nicht drin. Daher nimm einfach an, wenn deine Pumpe den Löffel abgibt und dein Gehirn langsam verfault, dass dann exakt das gleiche kommt, wie vor deiner Zeugung. Das ist einfachste und naheliegenste Erklärung somit auch am wahrscheinlichsten. Unglücklicherweise ist es für uns Menschen die traurigste Erklärung. Bang! Odium hat die Religion gebash0rt :D
 
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@Odium
Das ist genau die Stelle, an der die Religion (wieder) ins Spiel kommt. Ich bin der Überzeugung, dass sich die Menschen in ihrem tiefsten Innern nicht vorstellen können, dass nach ihrem Tod absolut nichts mehr kommt. Genauer gesagt: Sie wollen es nicht wahrhaben. Es übersteigt schlichtweg ihre Fantasie.

Das Problem einer solchen (gottlosen) Existenz ist ihre Sinnlosigkeit. Wozu lebt man überhaupt, wenn danach alles vorüber sein soll? Dann könnte man sich doch auch gleich die Kugel geben. Ich denke, dass die allermeisten Menschen damit nicht klarkommen, dass sie ohne Sinn und Zweck auf dieser Erde wandeln und dass ihre Existenz danach für immer und ewig ausgelöscht sein soll. Deshalb ist Religion so etwas wie Balsam für die menschliche Seele.
 
Fantasie und Wille ändern leider nicht die physikalischen und biologischen Gesetze. Der Glaube an etwas danach ist verbunden mit unserem Selbsterhaltungstrieb und gekoppelt mit der Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Eine Heuschrecke kann das nicht, schätze ich mal. Gedankenexperiment: Ein Mensch wächst alleine auf, er hat noch nie einen anderen Menschen, ob jung oder alt gesehen. Er isst, trinkt, lebt und arbeitet, damit das alles funktioniert. Er wird älter, schwächer und schafft nicht mehr soviel. Er versteht aber nicht wieso. Dieser Mensch weiß gar nicht was Tod ist. In seiner Vorstellung gibt es kein danach.

Atheismus muss nicht sinnlos sein. Man muss daran, arbeiten, einen Teil zum Ganzen beizutragen, nicht für sich selbst. Es muss etwas dauerhaftes sein, etwa eine Erfinderung, eine Stiftung oder eigener Nachwuchs. Etwas was die Welt verändert und einen so unsterblich macht. Wer allerdings die meiste Zeit an sich denkt, der fährt sicher mit dem Christentum besser, in der das Paradies versprochen wird.
 
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Das sehe ich genau umgekehrt. Für einen Christen machen die Mitmenschen am meisten Sinn. Was soll man sonst mit den Geboten anfangen? "Du sollst nicht töten", ja, wen denn auch, wenn außer mir niemand da ist? "Du sollst die Ehe nicht brechen" - für den Einsiedler ist das kein Problem.

Der Atheist dagegen soll sich mit Erfindungen trösten oder damit, dass eine Straße nach ihm benannt wird? Wozu die Mühe? Der erste Atheist, der Präsident der USA wird, könnte als erste Amtshandlung auf den roten Knopf drücken und das Leben auf der Erde auslöschen. Sterben müssen wir sowieso alle. Und auf Kinder braucht man keine Rücksicht zu nehmen. Dehnen droht schließlich dasselbe Schicksal. Dann kann man dem Leben auf der Erde doch gleich ein Ende setzen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
 
Du hast mich nicht ganz verstanden. Der Tod spielt überhaupt keine Rolle beim Atheisten. Sein Bestreben liegt aber darin, sein Leben und das der anderen Menschen zu verbessern, während der Religiöse unter anderem auch darauf achtet, mit seiner Lebensweise einer Gottheit zu gefallen, und sich so auf das Ticket für etwas besseres freut.
Somit kann jede Seite für sich einen soliden Sinn im Leben aushandeln. Der Atheist braucht nicht den roten Knopf drücken, weil er weiß, dass es schöne Dinge in seiner Lebenszeit gibt, die er kennenlernen kann und er setzt Kinder in die Welt, um ihnen die gleiche Chance zu ermöglichen. Der Religiöse drückt ihn ebenfalls nicht, den Knopf, den es wäre nicht gottgefällig - oder so ähnlich ^^

Die Gebote sehe ich mehr als "Notbremse" für all das schlechte im Menschen und nicht so sehr als Starthilfe, um ein toller Mitmenschenchrist zu werden.
Für einen Christen sind die Mitmenschen definitiv sekundär - leben und leben lassen halt. Das Mönchtum und die Einsiedler kommen nicht von ungefähr aus einer der Boomphase dieser Religion. Wichtig ist die Beschäftigung mit Gott und nicht mit anderen Menschen - denn das haben wir jetzt, in der Neuzeit, wo sich zwei Menschen nachts über ein Thema unterhalten, statt das jeder einzelnd im Bett liegt und Zwiegespräche zu Gott führt.
 
Odium schrieb:
Fantasie und Wille ändern leider nicht die physikalischen und biologischen Gesetze.
Nenn mir ein naturwissenschaftliches Gesetz, das wirklich ein Gesetz ist und keine Theorie oder auf Wahrscheinlichkeiten beruht! Wenn du schon mal wissenschaftlich gearbeitet hast, dann müsstest du wissen, wie wenig man eigentlich weiß und was alles Theorien sind!
Und wenn du so ein Fan des auschließlich rationalen Denkens bist: Was sagt du dann zum objektiven Zufall?

Außerdem sollte man von der Vorstellung wegkommen, dass man fast nur zum Glauben kommt, wenn es einem schlecht geht! Auch wenn es auf einige zutrifft, ist und sollte das nicht der primäre Grund sein!
Sein Bestreben liegt aber darin, sein Leben und das der anderen Menschen zu verbessern,
Dann setz dich bitte einmal dem christlichen Glauben auseinander und du wirst sehen, dass das der Grundgedanke ist. Komisch, oder? Da gehts nicht darum, etwas zu tun, um einem Gott zu gefallen, sondern darum, mit den Menschen gut auszukommen (die Geschichten über Jesus sind ja Paradebeispiele dafür)!
Für einen Christen sind die Mitmenschen definitiv sekundär - leben und leben lassen halt.
Nein, das sind sie eben nicht! Wie kann sonst der höchste Wert des christlichen Glaubens, das Gebot der Nächstenliebe sein???
 
Das mit der Nächstenliebe sehe ich auch so. Im Grunde besteht ein Großteil der zehn Gebote doch aus Regeln für das menschliche Zusammenleben. Und diese Regeln sind quasi universell und nicht an die einzelne Religion gebunden.

Mit der Wissenschaft ist das auch so eine Sache. Was wissen wir schon? Wir glauben so viel über das Weltall zu wissen, haben aber nicht einmal den Fuß außerhalb unseren Sonnensystems gesetzt. Wir wissen nicht einmal so genau, was in den Untiefen unserer Weltmeere vor sich geht. Weiterhin können wir die elementarsten Fragen nicht beantworten. Wie entsteht Leben? Wir können den Vorgang beobachten und beschreiben. Aber warum es beim Menschen zur Befruchtung kommt, warum sich anschließend die Zellen teilen und wie das alles im Detail funktioniert, darüber wissen wir im Grunde gar nichts.
 
Wenn man schon ne Religion sucht, dann wäre für mich der Satanismus der einzig Wahre.

Die "Regeln" sind vernünftiger als die 10 Gebote der Bibel.

Belästige andere nicht unnötig mit Deinen Sorgen, wenn Du nicht sicher bist, dass sie sie hören möchten!

Wenn Du den Grund und Boden jemandes anderen betrittst, so benimm Dich nicht einfach so, als ob Du dort zu Hause wärst!

Behandle Deine Mitmenschen so, wie sie Dich behandeln.
Erweise den Vernünftigen Respekt und strafe die anderen mit Verachtung!

Wenn Du auf Deinem Grund und Boden belästigt wirst, so behandle
Deinen Peiniger grausam und ohne Gnade!

Respektiere die (sexuellen) Vorlieben Deines Gegenüber.
Lass Dich niemals zu Dingen zwingen, die Du strikt ablehnst.
Achte auch darauf, dass Dein gegebener Respekt erwidert wird!

Belaste Dich nicht unnötig mit den Problemen anderer.

Wenn Du merkst, dass Deine Gutmütigkeit und Hilfe auf Dauer
nur ausgenutzt wird, so unternimm etwas dagegen, bevor
die Qualen des Anderen zu Deinen werden!

Beschwere Dich nicht über eine selbstverschuldete Situation, in der Du Dich befindest, sondern versuche aus dem Gegebenen Deine Vorteile zu ziehen!

Füge Kindern keinen Schaden zu - denn sie sind das Wichtigste!

Belästige in der Öffentlichkeit nicht Deine Mitmenschen.

Wenn Dir jemand zu nahe tritt, so bitte diese Person Dich in Ruhe zu lassen;
ansonsten unternimm alles mit der Verhältnismässigkeit der Mittel,
die Dir zur Vefügung stehen, um Dich Deiner zu wehren!

"Wenn Dir jemand auf die eine Wange schlägt,
schlage ihn auf die andere!"

Selbsterhaltung und der Schutz Deiner Liebsten sind das oberste Gebot!



Selber bin ich Atheist und lehne jede starre Religion oder einen Gott ab.
 

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