Riester kündigen, Frage zur Steuernachzahlung

Beorgs

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Hallo,

ich habe 2008 einen Riestervertrag abgeschlossen und möchte diesen jetzt aus diversen Gründen kündigen. Einer dieser Gründe ist die vermeintlich schwache Auszahlung zum Rentenbeginn. Laut sz.de (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/riester-rente-auszahlung-1.4783133) bekommt man je angesparten 10.000 EUR Kapital lediglich 15 bis 30 EUR heraus. Angenommen man schafft es auf 50.000 EUR, sind das leidliche 75 bis 150 EUR im Monat. Lächerlich!

Wie auch immer... Zu meinem Riestervertrag:
Eingezahlt: ~20.000 EUR
Wertentwicklung: ~13.000 EUR
Steuervorteile: ~4.000€
Zulagen: ~2.000€

Sollte ich den Vertrag jetzt kündigen, müsste ich die Steuervorteile sowie die Zulangen zurückzahlen plus 25 EUR (lol) Bearbeitungsgebühr. Damit kann ich, dank guter Wertentwicklung, leben. Was mir noch zu intransparent ist: Wie kann ich etwaige Steuernachzahlungen auf die Auszahlungssumme berechnen?

Könnt ihr mir dabei helfen? Danke!
 
Fallen auf die 13.000 EUR Wertentwicklung Kapitalertragssteuer an?

Das wären dann 25% zzgl. Solidaritätszuschlag (welcher seit 2021 für die meisten nicht mehr anfällt) und ggf. Kirchensteuer.

Also ~3.250€ Steuernachzahlung (sofern das bei der Auszahlung nicht schon automatisch passiert).
 
Am besten mit einem Steuerberater zusammensetzen und gegebenfalls überlegen, ob es sich nicht auch lohnen kann, den Riester still zulegen.
 
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BridaX schrieb:
Fallen auf die 13.000 EUR Wertentwicklung Kapitalertragssteuer an?
Hab ich mich auch gefragt. Versteuern muss man es, aber kein Artikel, den ich gefunden habe, konnte sagen ob Kapitalertragssteuer oder ob das als Einkommen gilt und daher der Persönliche Steuersatz gilt. Viel wischi waschi was man findet, nichts konkretes.
 
@andi_sco

Ja, bei der bereits angesparten Summe sollte man sich das genau überlegen. Je nach Alter des TEs und dessen Anlagehorizont wäre eine Umschichtung in ETFs eventuell noch eine Alternative.

Beorgs schrieb:
Laut sz.de (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/riester-rente-auszahlung-1.4783133) bekommt man je angesparten 10.000 EUR Kapital lediglich 15 bis 30 EUR heraus. Angenommen man schafft es auf 50.000 EUR, sind das leidliche 75 bis 150 EUR im Monat. Lächerlich!

Wenn wir die Spitze nehmen müsstest du ~95 Jahre alt werden um überhaupt dein Geld wieder raus zu haben. Im schlechtesten Fall 122. Riester ist klasse :D
 
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BridaX schrieb:
Riester ist klasse
Als Aktionär der entsprechenden Versicherung verdienst wahrscheinlich mehr an diesem Konstrukt
 
Ich hab Riester seinerzeit auch nur wegen der Kinderzulagen gemacht. In 2 Jahren fällt das letzte Kind raus. Danach wird er stillgelegt. Das dann monatlich gesparte Geld kann man effeķtiver anlegen.
 
Nilson schrieb:
Hab ich mich auch gefragt.
Ich mich auch, bislang leider ohne solides Ergebnis. :(
Ergänzung ()

BridaX schrieb:
wäre eine Umschichtung in ETFs eventuell noch eine Alternative.
Mein Riester läuft bereits in einem ETF.
Ergänzung ()

andi_sco schrieb:
ob es sich nicht auch lohnen kann, den Riester still zulegen.
Da habe ja gar nichts von. Das Geld ist erst einmal nicht greifbar, bis zur Rente sind es noch 30+ Jahre und am Ende bekomme ich für meine 30.000€ ganze 45€ oder so. Damit kann ich mir dann zwei Eis kaufen. ;)
 
andi_sco schrieb:
Es gibt die Möglichkeit der Teilauszahlung bei Rentenbeginn, z.B.
Wenn ich mir dashier ansehe
https://www.riester-rente.net/foerderung/auszahlung/
dann gibt es beim Riester einzig diese Möglichkeit, falls man das Rentenalter erreicht. 30% Auszahlung und danach vom Rest eine lebenslange Rente.

Dann werden die 30% auch voll besteuert ("Eine volle Versteuerung bedeutet, dass die gesamte ausgezahlte Rente besteuert wird."), ebenso wie die monatliche Rente.

Am Ende hilft es wohl nur, zum Steuerberater oder u.U. zur Verbraucherzentrale zu gehen und sich die Kosten einer Vertragsauflösung ausrechnen zu lassen. Selbst, wenn man eher im oberen Bereich der vermuteten Rentenzahlung liegen sollte, dürfte sich mittlerweile eine Kündigung (nicht nur für Männer) eher lohnen.

Beorgs schrieb:
Da habe ja gar nichts von. Das Geld ist erst einmal nicht greifbar, bis zur Rente sind es noch 30+ Jahre
Wenn es Dir darum geht, ist es auch egal, ob Du den Kursgewinn mit KAP oder Deinem persönlichen Steuersatz versteuern musst. Die Alternative ist nur zu warten, später max. 30% der Gesamtsumme mit Deinem (dann gültigen) persönlichne Steuersatz zu versteuern und bei den übrigend 70% das Kapitals zu hoffen, dass Du alt genug wirst, um (nach Abzug der persönlichen Steuern) davon noch effektiv etwas zu haben.

Bekommst Du vom Anbieter keine Prognose, was bei heutigen Stand und/oder bei weitere Einzahlung in gleicher Höhe an Auszahlung zu erwarten ist?
 
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Beorgs schrieb:
Mein Riester läuft bereits in einem ETF.

Meine hat auch auf einem ETF basiert. Durch die Verwaltungsgebühr, der gesetzlichen Garantie und der daraus resultierenden CAP (Gewinne und Verluste werden begrenzt) kam da über 5 Jahre aber keine wirkliche Rendite bei raus. Die paar Zuschüsse und Steuerbegünstigungen sind (für mich) als Single jetzt auch nicht DAS Argument gewesen.

Mag sein, dass es heute bessere Produkte gibt.

Der ETF bzw. die Aktien in meinem Depot gehören mir, nur mir und werden nicht durch künstliche Absicherungen und horrende Gebühren ausgebremst.

Aber am beschissensten finde ich einfach, dass ich - spätestens ab Renteneintritt - nicht frei über das gesamte Geld verfügen kann.

Selbst mit Teilauszahlung hat man oft mit Mitte 80 erst die angesparte Summe "wieder raus".

Das Geld hört aber nicht einfach auf mit 67 zu arbeiten. Das Vermögen verzinst sich weiter. Man kommt aber nicht ran. Mit 85 fällt man dann tot vom Stuhl - mit einem noch halbvollen Riester-Guthaben auf der Uhr.

Zumindest hat man für den Fall vorgesorgt merklich Älter als der Durchschnitt zu werden. So mit 110 Jahren wird es richtig lukrativ.

Ich gehe aber eh nicht davon aus, dass die Riester (so wie sie aktuell ist) noch lange existieren wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
andi_sco schrieb:
Was sagt denn dein Anbieter, wieviel Rente/Monat das zur Zeit ist?

gymfan schrieb:
Bekommst Du vom Anbieter keine Prognose, was bei heutigen Stand und/oder bei weitere Einzahlung in gleicher Höhe an Auszahlung zu erwarten ist?
Der Anbieter hüllt sich da leider in Schweigen. Was ich noch als Info bekommen habe: "Beim Verkauf der Anteile können zu versteuernde Einträge entstehen. Bei einer vorzeitigen Auflösung werden diese mit ihrem persönlichen Steuersatz besteuert."

Mein persönlicher Steuersatz liegt aktuell bei 23%.

Dann muss ich also auf die 13.000 EUR Wertentwicklung, abzgl. 4.000+2.000 EUR, 23% Steuern bezahlen?

BridaX schrieb:
Aber am beschissensten finde ich einfach, dass ich - spätestens ab Renteneintritt - nicht frei über das gesamte Geld verfügen kann.
Genau das missfällt mir auch.
 
Ich hab noch mal etwas recherchiert, weil mich das Thema jetzt auch interessiert. Es ist schon bezeichnend, wie wenig Riester an Gewinn bringt, wenn man so wenig über die Besteuerung der Gewinne findet.
Ich habe jetzt folgendes aus den Stücken zusammengesetzt. Angaben natürlich ohne Gewähr (die kann dir nur ein Steuerberater geben):
Wenn du den Riester kündigst fragt die Versicherung beim Amt an, was du an Zuschüssen und Steuervorteilen erhalten hast, zieht das zusammen mit den Kosten von deinem Guthaben ab. Das ist der sogenannte Rückkaufwert und wird auf dein Konto überwiesen. Den Rückkaufwert kannst du bei deiner Versicherung erfragen. Er sollte aber auch in der jährlichen Wertmitteilung stehen, die du von der Versicherung bekommst. Dort sollte auch ein Hochrechnung drin sein, wie viel bei x Prozent Wertentwicklung am Ende drin sein wird.
Mit der Kündigung erhältst du auch ein Schreiben, das deine Kurs-/Zinsgewinne anzeigt. Diese Gewinne musst du dann als "sonstiges Einkommen" in der Steuererklärung angeben und erhöhen somit dein zu versteuerndes Einkommen.
Mit 23 % liegst du aktuell also bei 45.000 € bis 48.000 € Brutto (Ich rechne mal mit 46.500 €). Die 13.000 € Kursgewinne in deinem Fall darauf angerechnet sind das 59.500 € in dem Jahr.
Macht eine Durchschnittssteuersatz von rund 27%. Von den 59.500 € brutto bleiben also 43.435 € netto übrig.
Zum vergleich, mit den 46.500 € und 23 % hättest du netto 35.805 €. Oder anders gesagt: Von deinen 13.000 € gewinn kommen 7630 € bei dir an, da du nun mit den fast 60.000 € im Jahr für die letzten Euro den Spitzensteuersatz von 42 % zahlst.
Neben den Vertragsgebühren und der Rückzahlung der Zuschüsse und Steuervorteile zahlst du also noch mal 5370 € oder 41,3 % an Steuern auf die Gewinne.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nilson schrieb:
Wenn du den Riester kündigst fragt die Versicherung beim Amt an, was du an Zuschüssen und Steuervorteilen erhalten hast
Das weiß ich bereits. Die Zuschüsse kann ich einsehen und die Steuervorteile habe ich mir aus den Steuererklärungen zusammengesucht und -gerechnet. Siehe Post #1.
Nilson schrieb:
Dort sollte auch ein Hochrechnung drin sein, wie viel bei x Prozent Wertentwicklung am Ende drin sein wird.
Finde ich leider nicht. Nur "Garantiertes Kapital zu Beginn der Auszahlphase: 19.xxx,xx EUR"
Nilson schrieb:
Mit 23 % liegst du aktuell also bei 45.000 € bis 48.000 € Brutto (Ich rechne mal mit 46.500 €).
Nein, da liege ich finde (~70.000). Gerechnet habe ich: Einkommenssteuer * 100 / Jahresbruttogehalt
Damit komme ich auf ~23%.
 
Hier finest du die Grundtabelle für 2021: https://www.grundtabelle.de/Grundtabelle-2021.pdf
Damit kannst du dein Steuersatz für dein zu versteuerndes Einkommen ablesen. (zu versteuerndes Einkommen ≠ Bruttoeinkommen) Damit kannst es es für dich Nachrechnen.
 
Im Grunde steht da das gleiche:
Sie müssen die von Ihnen gezahlte Einkommensteuer mal Hundert nehmen und dann durch Ihr zu versteuerndes Einkommen teilen
Das zu versteuernde Einkommen ist nicht dein Bruttoeinkommen.
Vom Brutto ziehst du Dinge wie Werbungskosten oder eben den Riesterbeitrag ab und erhältst so dein zu versteuerndes Einkommen auf das du dann Steuern zahlen musst.
 
Nilson schrieb:
Das zu versteuernde Einkommen ist nicht dein Bruttoeinkommen.
OK, falsche Herangehensweise. Wenn ich die Einkommenssteuererklärung 2020 nehme und dann rechne

"zu versteuerndes Einkommen" * 100 / "tarifliche Einkommenssteuer"

komme ich auf ~27% - also das, was mir als Steuerbelastung in der "Berechnung für 2020 über Einkommenssteuer" (Elster) auch angezeigt wird.
 
Genau. Wie hoch dein Brutto genau ist, lässt sich damit natürlich nicht sagen, weil daraus nicht hervorgeht, was du alles absetztet hast (nur die 1000 € Werbungskostenpauschale und den Riester) oder hast du z.B. auch hohe Fahrtkosten, hast viel gespendet, bist in der Gewerkschaft etc.
Die Rechnung oben hab ich daher unter vereinfachten Bedingen gemacht (keine Kirchensteuer und ich habe brutto und "zu versteuerndes Einkommen" synonym benutzt etc.)
 
Beorgs schrieb:
Der Anbieter hüllt sich da leider in Schweigen.
Der Anbieter muss dir doch sagen können, wieviel Rente pro Monat das zur Zeit wäre
 
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