iPhone: gehackt, kopiert und in Europa geteilt

Jirko Alex
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Das iPhone ist nicht nur in aller Munde, sondern auch in vieler Hände, weshalb nicht nur immer neue Informationen zu dem ersten Versuch Apples, ein Mobiltelefon auf den Markt zu bringen, ans Tageslicht kommen, sondern auch findige Programmierer die ersten Erfolge beim Umgehen des Sim-Locks vermelden konnten.

So hat bereits am Dienstag der Hacker Jon Lech Johansen, der sich bereits mit 16 Jahren einen Namen als „DVD Jon“ machte, in dem er den Kopierschutz CSS von DVDs knackte, in seinem Blog bekannt gegeben, dass er eine Möglichkeit gefunden habe, das iPhone auch ohne die Preisgabe von Daten an AT&T freischalten zu können. Hierzu veröffentlichte er auf seiner Seite ein „Phone Activation Server v1.0“ genanntes Programm sowie „magische iPhone-Zahlen“ und eine Anleitung für das Freischalten. Der Aktivierungsprozess des iPhone wird dann auf den eigenen PC umgelenkt, der den eigentlichen Apple-Server für die Freischaltung – albert.apple.com – emuliert. Ein Telefonat ist mit einem so aktivierten iPhone jedoch nicht möglich, alle anderen Funktionen sollen jedoch genutzt werden können. Interessant ist der noch recht komplizierte Freischaltungsprozess also nur für Personen, die statt eines Mobiltelefons einen iPod mit Kamera und WLAN-Fähigkeiten benötigen.

Interessanter, vor allem für europäische Nutzer, sind hingegen andere Neuigkeiten. So vermeldet die Financial Times unter Berufung auf branchennahe Kreise, dass mit O2 der englische Partner für den Vertrieb des iPhones gefunden sein soll. Der Abschluss eines Vertrages stehe zwar noch an, die Wahl von O2 sei jedoch ein logischer Schritt Apples, so Experten. In Großbritannien stelle der zur Telefonica gehörige Konzern nämlich den größten Partner für das Apple'sche Mobiltelefon dar. Gleichsam stünden dann für den Rest Europas noch Vodafone, das zur France Telecom gehörige Orange sowie T-Mobile, Teil der Deutschen Telekom, zur Auswahl. Während jüngste Medienberichte T-Mobile den Zuschlag zusprachen, stehe mittlerweile aber nicht mehr viel fest. In Anbetracht der Tatsache, dass auch das europäische iPhone, entgegen erster Vermutungen, keine Datenübertragung via UMTS unterstützen wird, empfehle sich jedoch laut Expertenmeinung die Telekomtochter eher für Apple. Deren EDGE-Netz sei nämlich deutschlandweit besser ausgebaut als bei der Konkurrenz; Vodafone hätte hingegen hierzulande nur das beinahe ebenso gut wie bei T-Mobile ausgebaute UMTS-Netz zu bieten.

Einen europaweiten Distributor des iPhone wird es hingegen wohl nicht geben. Vielmehr noch wird es auch keinen europaweiten Verkaufsstart des Apple-Mobiltelefons geben, wie noch vor kurzer Zeit vermutet. So berichtet ebenfalls die Financial Times (siehe auch), dass im November dieses Jahres das iPhone nur in Deutschland, Frankreich und Großbritannien starten wird. Alle anderen europäischen Ländern und Asien werden erst im nächsten Jahr bedient. Folglich erscheint es auch wahrscheinlich, dass es drei Distributoren des iPhone zum begrenzten Europastart geben wird. Dies scheint ohnehin notwendig, gibt es doch kaum einen Netzbetreiber, der in mehreren Ländern des alten Kontinents Marktführer ist und somit auch attraktiv für einen Exklusivvertrag mit Apple. Andererseits handele es sich bei einem Deal mit dem Computerhersteller auch um einen Knebelvertrag, so Analysten. Demnach erhalte Apple vom Verkaufspreis des 599 US-Dollar teuren 8-GByte-iPhones ganze 55 Prozent, zudem sei der Konzern auch an den Einnahmen AT&Ts beteiligt, die diese mit den Kundenverträgen erwirtschaften. Eine derartige Bindung an einen Hersteller von Mobilfunkgeräten gibt es in Europa derzeit nicht, wohl auch ein Grund, warum die Verhandlungen der vier Großen in Europa noch nicht abgeschlossen sind.

Weitehin wurde bekannt, dass der Tausch des Akkus des iPhones beinahe 90 US-Dollar koste. Die Kosten des Energiegebers allein belaufen sich dabei auf 79 US-Dollar, der Versand des reparierten Gerätes koste weitere 6,95 US-Dollar. Für den Tausch muss das Gerät bei Apple eingeschickt werden, da der Akku fest in das iPhone integriert ist um diesen eine dünnere Bauform geben zu können. Die Reparatur eines Mobiltelefons mit schwachem Akku – dies soll nach 300 bis 400 Ladezyklen der Fall sein – benötige demnach auch mehrere Tage. Zudem müssen alle Daten, die bis dahin auf dem iPhone gespeichert wurden, gesichert werden, da diese ebenfalls verloren gehen. Dass trotz dieser vorhandenen Kritikpunkte Apples iPhone ein Erfolg zu werden scheint, zeigen nicht nur die guten Verkaufszahlen. Auch Meldungen über iPhone-Plagiate, die in Hongkong noch vor der Markteinführung gesichtet worden sein sollen, kursieren im Internet und belegen – auf etwas andere Weise – wie sehr das Apple-Produkt doch Goldgrube sein kann.