Android-Updates künftig seltener

Benjamin Beckmann
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In einem Interview mit dem Silicon-Valley-Magazin Mercury News sprach der Google-Entwickler Andy Rubin über den Update-Intervall des Smartphone- und Netbook-Betriebssystems Android. Durch seltenere und gleichzeitig umfangreichere Versionen soll den Geräteentwicklern die Arbeit erleichtert werden.

Bisher erblickten neue Android-Versionen in Abständen von wenigen Monaten das Licht der Welt. So wurde zuletzt am 20. Mai „Froyo“ (2.2) veröffentlicht, nachdem im Oktober letzten Jahres sowie am 12. Januar dieses Jahres die unter dem Namen „Eclair“ geführten Updates 2.0 und 2.1 bereitgestellt wurden. Zwischen Android 1.1 vom Februar 2009 und „Froyo“ liegen vier verschiedene Versionen – insgesamt existieren also derer sechs.

Für den kommenden Herbst steht außerdem „Gingerbread“ – zu Deutsch: Lebkuchen – in den Startlöchern. Damit soll neben dem neuen Linux-Kernel 2.6.33 oder 2.6.34 auch die Unterstützung für Googles Video-Codec WebM Einzug in das zu großen Teilen offene Betriebssystem halten.

Google bestimmt den Rhythmus, die Smartphone-Hersteller können den Takt jedoch nicht halten und tanzen aus der Reihe: Während man dem hauseigenen Nexus One sofort die aktuellsten Android-Versionen spendieren kann, ist dies anderen Herstellern aufgrund verschiedener Anpassungen nicht möglich. So ergänzen unter anderem HTC, Sony Ericsson und Samsung das Betriebssystem auf ihren Geräten um alternativ gestaltete Oberflächen, zusätzliche Widgets oder gar zusätzlich vorinstallierte Anwendungen. Diese müssen mit jedem großen Update der Android-Entwickler auf den neuesten Stand gebracht werden.

Welche Auswirkungen das hat, können vor allem die Kunden von HTC und Sony Ericsson bezeugen. Den Käufern des Smartphones HTC Hero wurden seit Herbst letzten Jahres verschiedene Updates versprochen, von denen bisher keines verfügbar gemacht wurde. Aktuelle Gerüchte sagen ein Eclair-Update im Juni oder Juli voraus. Sony Ericsson hat kürzlich mit dem Xperia X10 sogar noch ein auf Android 1.6 basierendes Gerät mit der eigenen „UX“-Oberfläche auf den Markt gebracht, ein Update auf Android 2.1 – nicht etwa 2.2 oder gar 2.3 – ist im vierten Quartal 2010 vorgesehen. Das im April erschienene Motorola Backflip setzt gar noch auf Android 1.5 plus der Hersteller-Oberfläche Motoblur, während man den bereits im Herbst 2009 lancierten Slider namens Milestone durch Verzicht auf dieses Add-On bereits auf den (halbwegs) aktuellen Stand gebracht hat.

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Andy Rubin nimmt im besagten Gespräch allerdings die Hersteller in Schutz und einen Großteil der Schuld auf sich und sein Team: „Für die Entwickler ist es schwer, Schritt zu halten. Ich möchte, dass sie den Fortschritt unterstützen und nicht, dass sie Innovationen prophezeien müssen.“

Deshalb möchte man das Intervall für Android-Updates zukünftig verlängern. Derzeit sei ein Turnus von einem halben Jahr angemessen, bald könne dies allerdings auch im jährlichen Rhythmus stattfinden, so Rubin. Dies könne geschehen, sobald „die Dinge sich beruhigt haben“. Die schnelle Abfolge der Veröffentlichungen sei der etwas verfrühten Markteinführung Androids geschuldet. „Um ehrlich zu sein: Das Produkt, das wir damals veröffentlichten, fühlte sich nicht wie eine 1.0-Version an, sondern wie eine 0.8“. Um Probleme auszumerzen und fehlende Features zu ergänzen, waren kurzfristige Updates nötig.