Was verraten Vorratsdaten über den Einzelnen?

Andreas Frischholz
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Was verraten Vorratsdaten über den Einzelnen?

Die alte Regelung der Vorratsdatenspeicherung wurde insbesondere für die Menge an binnen sechs Monaten gesammelten Daten kritisiert, die ein detailliertes Bild über den Alltag eines Einzelnen ermöglichen. Wie genau sich der Alltag nachzeichnen lässt, zeigt Zeit Online mittels der Daten von Grünen-Politiker Malte Spitz.

Spitz hat die über ihn gesammelten Daten vom August 2009 bis zum Februar 2010 bei seinem Mobilfunkanbieter T-Mobile angefordert, um zu verdeutlichen, welchen Einblick die Strafverfolgungsbehörden in die Privatsphäre jedes Bürgers erhalten. Die Datensätze hat Spitz erst nach einer außergerichtlichen Einigung erhalten, nachdem das Bundesverfassungsgericht die ursprüngliche Regelung zur Vorratsdatenspeicherung im März 2010 gekippt hat und anordnete, alle gesammelten Daten zu löschen. Die ihm übermittelten Datensätze enthalten jedoch nicht die Nummern, die er angerufen hat und von denen er SMS erhalten hat. Es fehlen also Daten gegenüber der regulären Vorratsdatenspeicherung.

Die Rohdaten stehen in einer Excel-Tabelle zum Download bereit, mit über 35.000 Zeilen fällt die Datei ziemlich umfangreich aus. Jede Zeile beinhaltet eine Abfrage seines Smartphones, was deutlich zeigt, welche Datenwulst übermittelt und gespeichert wurde. Die einzelnen Zeilen sagen wenig über eine Person aus, in der Summe ergeben sie jedoch ein ziemlich genaues Bewegungsprofil – wie in der interaktiven Grafik veranschaulicht wird.

Das Smartphone von Malte Spitz wurde aufgrund der automatischen E-Mail-Abfrage alle zehn Minuten erfasst, sofern das Gerät nicht ausgeschaltet war. Über dieses Intervall lässt sich das Profil erstellen, das im Fall von Spitz 78 Prozent seiner Bewegungen erfasst. Man kann also nachverfolgen, wie viel Zeit er an seinem Arbeitsplatz verbracht hat, wie viel zu Hause oder bei einem Termin. Ebenso wird aufgezeichnet, mit wem er SMS ausgetauscht und mit wem er wie lange telefoniert hat.

Es werden zwar nur Metadaten und keine Inhalte aufgezeichnet, jedoch gewähren diese bereits einen tiefen Einblick in die Privatsphäre. Darüber hinaus lassen sich die gesammelten Daten mit öffentlich verfügbaren wie Twitter- und Blog-Einträgen verknüpfen, womit ein noch genaueres Bild entsteht.

Anmerken sollte man abschließend, dass es sich bei Spitz um keinen Durchschnittsbürger handelt, sondern er als Politiker das Smartphone verhältnismäßig häufig verwendet und auch zur regelmäßigen E-Mail-Abfrage nutzt – allerdings gilt das auch für einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung.