MSI ECO-Mainboard im Test: Strom sparen mit der Hauptplatine

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Volker Rißka
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Wie viel Energie lässt sich einsparen?

MSI schickt die ECO-Serie mit einigen Beispielen in den Handel, wie groß die Stromersparnis im Alltag sein kann. Dabei bezieht sich der Hersteller stets auf das eigene Portfolio, wenngleich die jüngeren MSI-Mainboards gar nicht als die Platinen bekannt sind, die bei der Leistungsaufnahme negativ auffallen.

Drei verschiedene Szenarien auf drei Mainboards

In der Redaktion muss sich ein MSI B150M ECO gegenüber einem sehr gut ausgestatteten Asus Z170 Deluxe und dem Biostar Hi-Fi H170Z3 beweisen. Dabei kommen mehrere Szenarien zum Einsatz: Im ersten Durchlauf werden die BIOS-Defaults geladen, lediglich der Speicher wird fest auf DDR4-2133 bei identischen Timings über alle drei Platinen festgelegt. Im zweiten Durchlauf werden zusätzliche Einstellungen im BIOS vorgenommen, erweiterte Stromsparmodi falls vorhanden aktiviert, nicht benötigte Komponenten werden dann zusätzlich im dritten Durchlauf deaktiviert.

In allen Szenarien wird die Leistungsaufnahme aber auch die Leistung des Systems an einem 400-Watt-Gold-Netzteil bestimmt. Der Core i7-6700K arbeitet nach Intels Referenzvorgaben inklusive Turbo-Modus, zum Einsatz kommt zudem die integrierte Grafik HD 530.

Im Leerlauf

Im Auslieferungszustand ist MSIs neue Platine die, die gepaart mit einem Core i7-6700K unter Windows die geringste Leistungsaufnahme zeigt, wenngleich mit nur minimalem Vorsprung. Dies ändert sich durch die zweite Testreihe und die Aktivierung des ECO-Modus beim MSI-Board. Die Platine von Biostar bietet keine vergleichbare Optionen. Der EPU-Modus von Asus bewirkt im Leerlauf unter Windows nichts, er greift erst unter Last ein.

Leistungsaufnahme in Windows 10 (Leerlauf)
Szenario Asus Z170 Deluxe Biostar Hi-Fi H170Z3 MSI B150M Eco
BIOS defaults 29 Watt 20 Watt 19 Watt
zzgl. erweiterte Stromsparmodi 29 Watt 20 Watt 14 Watt
zzgl. Deaktivierung von Komponenten 22 Watt 20 Watt 14 Watt

Die dritte Testreihe bringt Asus High-End-Platine wieder zurück ins Spiel. Die Deaktivierung der zusätzlichen SATA-Ports, des zweiten LAN-Chips, der vielen ASMedia-Zusatzchips, von WLAN, Bluetooth und der ganzen Beleuchtung des Mainboards spart unter Windows sieben Watt ein. Die beiden anderen Vertreter sind bereits so spärlich ausgestattet, dass dies dort keine Vorteile bringt.

Unter Last

Im zweiten Testszenario kommen die gleichen Einstellungen unter Ein- und Mehr-Kern- aber auch maximal möglicher Last zum Einsatz. Dabei wird das im ersten Durchgang ermittelte Bild bestätigt. Und es gibt die ersten Überraschungen.

Leistungsaufnahme in Cinebench (1/Mehr-Kern-Test) und Prime95 (SmallFFT))
Szenario Asus Z170 Deluxe Biostar Hi-Fi H170Z3 MSI B150M Eco
BIOS defaults 57 / 107 / 146 Watt 45 / 98 / 141 Watt 41 / 88 / 126 Watt
zzgl. erweiterte Stromsparmodi 53 / 98 / 134 Watt 45 / 98 / 141 Watt 39 / 77 / 90* Watt
zzgl. Deaktivierung von Komponenten 45 / 91 / 127 Watt 45/ 98 / 141 Watt 39 / 76 / 90* Watt
* CPU taktet in Prime95 herunter, siehe Text

Die flächenmäßig kleinste Platine mit der geringsten Ausstattung ist das MSI B150M ECO, schon allein deshalb wäre selbst im ersten Durchgang mit den BIOS-Defaults ein anderer Platz als an der Spitze eine Überraschung. In beiden Cinebench-Durchgängen sind die Abstände bei der ermittelten Leistungsaufnahme untereinander beachtlich, im Mehr-Kern-Test liegt der größte Unterschied bei 19 Watt und wird lediglich vom Prime95-Test mit 20 Watt Unterschied noch übertroffen.

Im zweiten Durchgang wird es dann spannend. Die Stromsparfunktion EPU von Asus greift, die Platine überholt in zwei von drei Tests das Biostar-Board, welches keine Funktion dieser Art besitzt. MSIs grünes Mainboard legt im ECO-Modus ebenfalls nochmals nach, im Prime95-Tests folgt jedoch die Überraschung: Die Hauptplatine bremst die CPU ein, sie arbeitet mit geringerer Spannung und nach einiger Zeit auch nur noch mit maximal 3,8 GHz statt 4,0 bis 4,2 GHz – hier greift das Power Limit des ECO-Modus. Resultat ist eine deutlich gesenkte Leistungsaufnahme von nur 90 Watt, aber eben auch weniger Leistung.

ECO-Modus mit Power Limit für CPU
ECO-Modus mit Power Limit für CPU

Die Deaktivierung der vielen Bauteile im dritten Durchgang hilft dem Asus-Mainboard und damit dem gesamten System unbestritten zu einer massiv gesteigerten Effizienz, maximal 19 Watt geringer fällt die Leistungsaufnahme gegenüber dem Auslieferungszustand aus. Biostars Lösung verharrt auf den angestammten Werten, auch bei MSI tut sich nicht mehr viel.

Das Mainboard von Asus lässt sich stark einbremsen

Mit 127 Watt unter Prime95 ist das Asus-Board mit einigen deaktivierten Bauteilen jetzt nahezu auf dem Niveau des MSI-Ablegers im Auslieferungszustand angekommen, was deutlich macht, dass MSI bei der Hardware kein Hexenwerk betreibt und jeder Mainboardhersteller, wenn er es denn will, eine „grünere“ Platine auf den Markt bringen kann; und sei es durch das einfachere Abschalten von Komponenten.

Leistungseinbußen

MSI betont, dass die gesamten Stromsparmechanismen sich nicht auf die Leistung auswirken sollen. Im Worst-Case-Szenario Prime unter Nutzung der Befehlssatzerweiteurng AVX, die aktuelle Intel-Prozessoren zur Aufnahme höhere Spannungen zwingt, trifft das nicht zu, beim Rendern im Cinebench R15 hingegen schon.

Keine Platine leistet sich einen Ausreißer in diesem Test, die Abweichungen sind minimaler Natur und nicht auf einen der Stromsparmodi zurückzuführen, sondern die Platine ansich. Dies hatte bereits der Test von DDR3- gegen DDR4-Speicher für Skylake gezeigt, in dem die Abweichungen zwischen den Mainboards teilweise größer waren als der Einfluss des Arbeitsspeichers.

Leistung in Cinebench (1/Mehr-Kern-Test)
Szenario Asus Z170 Deluxe Biostar Hi-Fi H170Z3 MSI B150M Eco
BIOS defaults 178 / 880 Punkte 172 / 878 Punkte 176 / 876 Punkte
zzgl. erweiterte Stromsparmodi 178 / 879 Punkte 172 / 879 Punkte 178 / 876 Punkte
zzgl. Deaktivierung von Komponenten 177 / 875 Punkte 172 / 878 Punkte 178 / 874 Punkte

Sofern die Anwendung den Prozessor über AVX an die Grenzen treibt, ist durch den ECO-Modus bei MSI entgegen der Aussagen des Herstellers allerdings von einer leicht reduzierten Leistungsfähigkeit auszugehen.

Wie viel Geld lässt sich sparen?

Auch wenn die Einsparungen prozentual gesehen mitunter riesig sind, sind es absolut nur wenige Watt Unterschied. Ob diese im Alltag auch auf der Stromrechnung eine Rolle spielen, zeigt ein Rechenbeispiel.

Am Arbeitsplatz wird der PC acht Stunden am Tag und fünf Tage die Woche genutzt. Bei maximal knapp 53 Wochen im Jahr bleiben abzüglich Urlaub rund 48 Wochen – die Grundlage für das Beispiel. Die erste Rechnung basiert auf einer klassischen Platine, die in Windows 10 im Leerlauf 29 Watt benötigt. Die zweite Lösung ist die Stromspar-Variante ohne zusätzlich Eingriffe im BIOS, Nummer drei dann das Komplettpaket mit allen Kniffen.

Leistungsaufnahme der PCs pro Jahresnutzung
Leistungsaufnahme
Leerlauf
Jahresverbrauch
(40 h/Woche, 48 Wochen)
Kosten
(26 Cent pro kWh)
normales Mainboard 29 Watt 55,68 kWh 14,48 Euro
ECO-Mainboard 19 Watt 36,48 kWh 9,48 Euro
ECO-Mainboard + ECO-Modus 14 Watt 26,88 kWh 6,99 Euro

Im Extremfall können mit dem ECO-Mainboard knapp 7,50 Euro pro Jahr in Deutschland eingespart werden. Werden die verfügbaren Stromsparkniffe auch bei anderen Platinen angewandt, schrumpft der Betrag im Vergleich untereinander schnell auf 3 bis 5 Euro pro Jahr zusammen. Kommt der PC zudem weniger als 40 Stunden in der Woche zum Einsatz, schrumpft der Vorteil weiter. Die prozentual gesehen riesigen Unterschiede sind im Bezug auf einen einzigen PC allein gering. In Ländern wie den USA fallen die absoluten Vorteile dank günstiger Strompreise von durchschnittlich 10 bis 11 US-Cent pro kWh – regional nach Bundesstaat jedoch extrem unterschiedlich – noch kleiner aus.