Intel Xeon Phi: Knights Landing in vier Modellen ab 2.438 US-Dollar

Volker Rißka
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Intel Xeon Phi: Knights Landing in vier Modellen ab 2.438 US-Dollar
Bild: Intel

Zur ISC 2016 lässt Intel deutlich verzögert aber direkt mit einem neuen Weltrekord im Gepäck die neuen Xeon Phi vom Stapel. Die unter dem Codenamen Knights Landing entwickelte Neuauflage bietet bis zu 72 Prozessorkerne und 16 GByte On-Package-Speicher und wird in vier Varianten für 2.438 bis 6.532 US-Dollar angeboten.

Das „günstigste“ Einsteigermodell Xeon Phi 7210 taktet die 64 Kerne mit 1,3 GHz, der 16 GByte große Speicher auf dem gleichen Package wird mit 6,4 GT/s angesprochen. Unterstützt werden, wie bei den anderen drei Varianten, maximal 384 GByte DDR4-Speicher am Sechs-Kanal-Speicherinterface, beim kleinsten Modell aber nur DDR4-2133. Ab dem zweiten Modell, dem Xeon Phi 7230, welches jedoch gleich knapp 1.300 US-Dollar mehr kostet, werden die 16 GByte interner Speicher immer mit 7,2 GT/s angesprochen, der extern unterstützte DDR4-Speicher nach dem Standard DDR4-2400.

Mehr als 64 Kerne gibt es erst beim Xeon Phi 7250, dem aktuell am häufigsten verbauten Modell. Dieser bietet nicht nur 68 Kerne, sondern auch einen höheren Takt von 1,4 GHz, ohne die TDP von 215 Watt, die die beiden kleineren Varianten haben, zu erhöhen.

72 Kerne erst ab September

Das angepeilte Flaggschiff Xeon Phi 7290 existiert bisher nur auf dem Papier und soll ab September angeboten werden. Nur dieses wird 72 Kerne und, dank vierfachem Hyper-Threading, 288 Threads bieten, der Takt steigt zudem auf 1,5 GHz. Die Yield-Rate der 14-nm-Fertigung des eigentlich 76 Kerne fassenden, rund 700 mm² großen Dies mit 8 Milliarden Transistoren fordert dort ihren Tribut, sodass Intel die nahezu perfekten Chips sammeln muss, ehe diese in ausreichenden Stückzahlen angeboten werden können. Dafür hat es, wie bereits im letzten Sommer vermutet, auch noch ein neues Stepping gegeben; B0 liegt bei den Serienmodellen nun mindestens vor.

Neu ist die „Kern-Reserve“ zur Verbesserung der Ausbeute nicht. IBM machte dies bereits im Jahre 2010 mit dem BlueGene/Q vor, bei dem von 18 physischen Kernen maximal 16 oder 17 aktiv genutzt werden konnten. Intel hat zudem auch aus dem letzten Xeon Phi gelernt: Die seinerzeit maximal möglichen 61 Kerne waren gerade zu Beginn sehr selten anzutreffen, meistens wurde die 57-Kern-Version verbaut.

Modell Kerne Takt / mit Turbo On-Package-Speicher Fabric DDR4 TDP Preis
7290 72 1,5 / 1,7 GHz 16 GB, 7,2 GT/s Ja 384 GB, 2.400 MHz 245 W $6.254
7250 68 1,4 / 1,6 GHz 16 GB, 7,2 GT/s Ja 384 GB, 2.400 MHz 215 W $4.876
7230 64 1,3 / 1,5 GHz 16 GB, 7,2 GT/s Ja 384 GB, 2.400 MHz 215 W $3.710
7210 64 1,3 / 1,5 GHz 16 GB, 6,4 GT/s Ja 384 GB, 2.133 MHz 215 W $2.438

Die empfohlene Preisgestaltung bezieht sich immer auf die Variante ohne Fabric. Soll dieses gleich dabei sein, werden zusätzlich 278 US-Dollar fällig. Das Flaggschiff kostet dann dementsprechend 6.532 US-Dollar und wird wie alle anderen Modelle ab Oktober als Variante inklusive Fabric verfügbar sein. Mit der direkt angeschlossenen Fabric steigt aber jeweils auch die TDP das Gesamtkonstrukts um 15 Watt.

Mehr als 100.000 Stück verkauft, kleine Versionen gestrichen

In einem Conference Call mit Journalisten erklärte Intel in der vergangen Woche, dass bereits mehr als 100.000 Xeon Phi der neuesten Generation verkauft worden seien respektive dies unmittelbar bevorstehe. Bei fast allen handelt es sich um die Versionen 7250 und 7230. Ursprüngliche Pläne für Varianten mit geringerer Speicherausstattung und weiteren Anpassungen wurden kurzfristig fallen gelassen. 16 GByte hätten sich als passende Größe herausgestellt, kleinere Mengen könnten zu Engpässen führen, wenn anders als beim Flat Mode, bei dem On-Package-Speicher zum DRAM addiert wird, dieser als Hybrid- oder vollständige Cache-Lösung fungieren soll.

Hinter den Kulissen hat sich derweil ein Zweikampf zwischen Nvidia und Intel entwickelt, was die Beschleuniger-Lösungen für den HPC-Bereich angeht. Während Nvidia immer darauf verweist, wie viel schneller GPUs im Vergleich zu Prozessoren sind, zieht Intel mit Knights Landing gegen ältere Nvidia-Karten (Tesla K20, K20s, K80) in das Benchmark-Gefecht. Von einem Aufeinandertreffen der beiden aktuellsten Generationen, Tesla P100 versus Knights Landing, dürfte es erst ab dem Herbst unabhängige Vergleichswerte geben – bis dahin sind alle Herstellerbenchmarks wie üblich mit Vorsicht zu genießen.