Batman – The Telltale Series im Test: Batman als interaktives Film-Spiel

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Sasan Abdi
28 Kommentare

Das Gameplay

Spielerisch ist Telltales Batman in drei Teile untergliedert: In Dialoge, Kampfsequenzen und Rätselpassagen.

Dialoge unter Zeitdruck

Die Dialoge dienen wie gehabt dazu, den Spieler unter Entscheidungsdruck zu setzen. Sollen wir dem Obergangster Falcone auf einer Party die Hand schütteln? Wir könnten seine Unterstützung für Harvey Dents Wahlkampf durchaus gebrauchen. Andererseits: Soll die ganze Stadt sehen, dass wir mit einem Schurken anbandeln? Und wem können wir wichtige Informationen anvertrauen? Einer Reporterin? Oder doch dem aufrechten Polizisten James Gordon?

Der Einfluss, den der Spieler unter Zeitdruck durch solche Entscheidungen hat, ist auch bei diesem Telltale-Titel geringer sein, als vorgegaukelt wird. Trotzdem geben sie dem Spiel die entscheidende Würze. Nachdem wir Falcone die Hand geschüttelt haben, werden wir am nächsten Tag auf einer Pressekonferenz gleich darauf angesprochen. Warum wir denn einen Gangster hofieren würden, wollen die Journalisten wissen. Durch solche Momente wirkt die Erzählung unterstützt durch professionelle Wechsel der Kameraperspektive angenehm dicht und spannend, auch wenn man sich keine Illusionen machen darf: Auch dieser Telltale-Titel ist nicht völlig offen, sondern leitet den Spieler durch seine Entscheidungen nur auf einen von wenigen vorgesehenen inhaltlichen Pfaden.

Batman – The Telltale Series im Test
Batman – The Telltale Series im Test

Der einzige Kritikpunkt ist an dieser Stelle, dass die Antwort-Optionen oft kryptisch sind. So kann es zum Beispiel passieren, dass der Spieler Bruce Wayne drohend wirken lässt, obwohl eigentlich das Gegenteil der Fall ist. Zudem tauchen ab und an kleinere Logiklücken auf: Nachdem wir etwa einen Gangster im Verhör verschont und ihm kein Haar gekrümmt haben, ärgert sich Polizist Gordon im nächsten Dialog darüber, dass Batman so grob war. Solche Fehler dürfen eigentlich nicht sein – zum Glück sind wir in der ersten Folge nur über diese Stelle gestolpert.

Öde Kämpfe

Bei den Kampfsequenzen setzen die Entwickler weiter auf Quicktime-Events, bei denen der Spieler per Tastendruck und richtigem Timing seinen Charakter steuert. Das ist auf Dauer reichlich öde, auch weil das System überaus großzügig ist: Selbst ein kolossal schlechtes Timing wird kaum je bestraft und führt meist nur dazu, dass man keinen „Finishing Move“ ansetzen darf, der durch einen doppelten Tastendruck ausgelöst wird.

Batman – The Telltale Series im Test
Batman – The Telltale Series im Test

Zu einfache Rätsel

Ein netter Zusatz sind die Rätselabschnitte. In diesen muss der Spieler etwa an einem Tatort rekonstruieren, was geschah. Warum ist die eine Leiche so entstellt? Was hat es mit dem Einschussloch auf sich? Woher kam die Explosion? Zur Beantwortung dieser Fragen kombinieren wir Beweise und Umgebungsdetails

Das klingt gut und ist steuerungstechnisch auch solide umgesetzt. Auf der anderen Seite sind die Aufgaben in der ersten Folge viel zu einfach. So richtig ins Grübeln kommt man nie. Das ist sicher dem Umstand geschuldet, dass die Erzählung nicht aufgrund von zu knackigen Rätseln stocken soll. Etwas anspruchsvoller dürften die Aufgaben aber durchaus sein.

Die Technik

Bei der Technik setzen die Entwickler auf ihre altbewährte, aber weiterentwickelt Engine. Richtig frisch sieht Batman trotzdem nicht aus, auch wenn es sich optisch doch durchaus von früheren Telltale-Titeln absetzt. An manchen Stellen wirken die Texturen leider merklich unscharf. Insgesamt wird Gotham aber mit einiger Liebe zum Detail und einem eigenen, passenden Stil ansprechend in Szene gesetzt.

Auf unserem Testsystem lief der Titel auf „hohen Details“ und in einer Auflösung von 1.920 × 1.080 flüssig ohne Probleme. Viele Spieler der PC-Version klagten allerdings direkt nach der Veröffentlichung über Abstürze und plötzlich einbrechende Bildwiederholungsraten. Zudem existierte ein ärgerlicher Bug, bei dem zwei Tasten bei der Controller-Steuerung vertauscht waren. Viele der Probleme sollen mittlerweile behoben sein. Trotzdem müssen sich die Entwickler vorhalten lassen, eine unsaubere Veröffentlichung hingelegt zu haben.

Bei der Vertonung überzeugt die technische Umsetzung. Die englischen Sprecher machen einen guten Job, die orchestrale Untermalung passt zum Setting. Eine deutsche Sprachausgabe existiert Telltalle-typisch nicht; bei Bedarf können Untertitel angeschaltet werden.

Fazit

Die erste Folge von Telltales Batman-Adaption ist stark inszeniert und legt inhaltlich eine sehr solide Grundlage für die weiteren Episoden. Die vielen angerissenen Handlungsstränge machen Lust auf mehr, indem sie die Frage aufkommen lassen, wie sich letztlich alles zusammenfügt. Gute Nebencharakter machen wett, dass der junge Bruce Wayne ab und an etwas blass wirkt und sich etwas zu sehr der Rolle des Helden, der an seiner Aufgabe zu zerbrechen droht, hingibt.

Spielerisch überzeugen die Dialoge, die unter Zeitdruck zumindest in kleinem Maßstab Einfluss auf den Fortlauf der Handlung gewähren. Die Rätselpassagen sind zumindest ein netter Zusatz, auch wenn sie leider viel zu einfach ausfallen. Einen echten Kritikpunkt stellt das Kampfsystem dar: Tastenkloppen ist bei einem viel zu großzügigen System auf Dauer einfach öde.

Unterm Strich gefällt uns Batman – The Telltale Series trotz dieser Einschränkung und mancher technischer Probleme zum Start gut. Wer das Fledermaus-Universum mag und sich grundsätzlich damit abfinden kann, dass ein Spiel mehr interaktiver Film ist, sollte sich die erste Episode – im wahrsten Sinne des Wortes – ansehen.

Batman – The Telltale Series im Test

Kopier- & Jugendschutz

Batman – The Telltale Series funktioniert über Steam, sodass der Key über die Valve-Plattform aktiviert werden muss. Dazu ist einmalig eine Internetverbindung nötig; ein Wiederverkauf ist durch die Bindung an das Konto nicht möglich. Alternativ steht auch eine Gog-Version bereit.

Die USK hat das Spiel ab 12 Jahren freigegeben.

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