Breitbandausbau: 50 Mbit/s erst für 70 Prozent aller Haushalte

Andreas Frischholz
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Breitbandausbau: 50 Mbit/s erst für 70 Prozent aller Haushalte

Mit dem Breitbandausbau geht es in Deutschland voran – aber nach Ansicht der Opposition vermutlich nicht schnell genug, um die Breitbandziele der Bundesregierung zu erreichen. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor, die Golem vorliegt.

Demnach können deutschlandweit mittlerweile 71,2 Prozent der Haushalte einen Anschluss buchen, der Geschwindigkeiten von mehr als 50 Mbit/s bietet. Ende 2012 waren es noch 55 Prozent. Anschlüsse mit mehr als 100 Mbit/s sind derweil bei 64,9 Prozent der Haushalte verfügbar.

Das Breitbandziel der Bundesregierung besagt allerdings, dass sämtliche Haushalte bis 2018 einen Anschluss mit 50 Mbit/s haben sollen. Das Problem ist nur: Während das Ziel vor allem in den Städten schon annähernd erreicht ist, gibt es auf dem Land noch erheblichen Nachholbedarf. In solchen Regionen ist der Ausbau allerdings deutlich teurer. So besagte bereits eine Studie vom TÜV Rheinland aus dem Jahr 2013, dass es die letzten 25 Prozent der Haushalte sind, die die Kosten für den Breitbandausbau überproportional nach oben treiben.

Lücke zwischen Stadt und Land

So sind es die Stadtstaaten, die beim Breitbandausbau vorne liegen. Bei der Verfügbarkeit von Anschlüsse mit 100 Mbit/s kommt Hamburg auf einen Anteil von 94,4 Prozent, dahinter liegt Bremen mit 93,6 Prozent und in Berlin sind es 90,2 Prozent.

Selbst wenn in den Flächenstaaten nur die Anschlüsse mit 50 Mbit/s als Maßstab dienen, fallen die Werte deutlich niedriger aus. Führend bei den 50-Mbit/s-Anschlüssen ist demnach Nordrhein-Westfalen mit 77,4 Prozent, gefolgt von Niedersachsen mit 73 Prozent. Das Schlusslicht sind derweil ostdeutsche Bundesländer. In Sachsen-Anhalt können derzeit nur 43,9 Prozent der Haushalte einen Anschluss mit 50 Mbit/s buchen, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 52,8 Prozent.

Kritik: Breitbandziel nicht zu erreichen

Die Grünen gehen daher nicht davon aus, dass die Breitbandziele der Bundesregierung noch zu erreichen sind. So erklärt die Grünen-Netzpolitikerin Tabea Rößner auf Anfrage von Golem: „Nur knapp ein Drittel der Haushalte im ländlichen Raum hat derzeit die Möglichkeit, mit 50 MBit/s zu surfen, wie Herr Dobrindt die fehlenden zwei Drittel bis Ende nächsten Jahres ausgebaut kriegen will, ist mir schleierhaft.

Das prophezeite im September bereits der alternative Provider-Verband Breko. Ein Ergebnis der Breitband-Studie 2016 ist, dass bis zum Jahr 2018 bestenfalls 85 Prozent aller Haushalte einen Anschluss mit 50 Mbit/s erhalten.

Ein weiteres Problem ist der nach wie vor nur langsam voran kommende Glasfaserausbau. Rößners Vorschlag ist daher, dass der Bund seine Anteile an der Deutschen Telekom verkauft, was rund 10 Milliarden Euro einbringen könnte. Das sind Mittel, die man dann in den Ausbau von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTB/H) investieren könnte.

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